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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2015 — 2016

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A. Das akademische Jahr 2015
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III. Veranstaltungen
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Zimmermann, Bernhard: 2.500 Jahre Komödie: Ringvorlesung der Forschungsstelle „Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie“ in Kooperation mit der Universität Freiburg (Studium generale)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55653#0149
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Ringvorlesung „2.500 Jahre Komödie

Vollständig erhalten sind von der enormen Produktion an Komödien, die da-
nach einsetzte, lediglich elf Stücke des Aristophanes (ca. 450-385 v. Chr.). Seit
Ende des 19. Jahrhunderts brachten die Papyrusfunde im Sand Ägyptens zahl-
reiche Ergänzungen des Bestands, insbesondere eine vollständige Komödie, den
Schwierigen (Dyskolos), sowie größere und kleinere Bruchstücke von Komödien
Menanders (ca. 342-290 v. Chr.), des Hauptvertreters der sog. Neuen Komödie
des Hellenismus. Dazu kommt eine Vielzahl von Fragmenten, die das Bild der
Gattung ergänzen. Die Forschungsstelle „Kommentierung der Fragmente der
griechischen Komödie“, die seit 2011 an der Albert-Ludwigs-Universität angesie-
delt ist, widmet sich der Rekonstruktion der Geschichte der Komödie aus diesen
Bruchstücken. Zum 2.500. Geburtstag der literarischen Gattung der Komödie hat
die Forschungsstelle in Kooperation mit dem Studium generale der Albert-Lud-
wigs-Universität Freiburg eine Vorlesungsreihe initiiert, die für eine interessierte
Öffentlichkeit Einblick in die neuesten Ergebnisse philologisch-literaturwissen-
schaftlicher Forschung gibt. Die Vorträge werden von den Mitgliedern der For-
schungsstelle angeboten.
Andreas Bagordo sprach am 24.11.2015 unter dem Titel „Geschenke der
Wüste. Wie aus Papyrusfunden Komödienfragmente werden“ über eine wichtige
Informationsquelle für verlorenen Komödien: die Papyrusfunde, die kontinuier-
lich seit Ende des 19. Jahrhunderts in Ägypten gemacht werden. An ausgewählten
Beispielen führte er in die methodischen Probleme ein, die die Arbeit mit Papyri
mit sich bringt. Da zahlreiche Komödien-Papyri aus antiken Kommentaren stam-
men, kann man aus der Arbeit an den Papyri nicht nur neue Komödienfragmente,
sondern gleichzeitig einen Einblick in die Arbeit antiker Philologen und das Un-
terrichtswesen und den Lehrbetrieb der hellenistischen Zeit und der Spätantike
gewinnen.
Christian Orth referierte am 15.12.2015 über das Thema „Von der Komö-
die zum Fragment - und wieder zurück? Überlegungen zu 2.500 Jahren Über-
lieferung und Forschung“. Orth gab in seinem Vortrag einen Überblick über die
wissenschaftliche Beschäftigung mit der griechischen Komödie, die in der Zeit
des Hellenismus vor allem in ägyptischen Alexandria in den von der Dynastie der
Ptolemäer gegründeten großen Bibliotheken des Museion und Serapeion einsetz-
te, und besprach die Gründe, wie aus kompletten Komödien im Verlauf der Jahr-
hunderte, vor allem den Bedürfnissen der Schule gehorchend, Fragmente wurden.
Von besonderem Interesse sind dabei die Intentionen der ,Fragmentträger‘, der
Autoren also, die Bruchstücke aus Komödien in ihre Werke - und dies immer
mit einer bestimmten Absicht - integrieren. Orth machte exemplarisch am Früh-
werk des Aristophanes, den Babyloniern, die methodischen Überlegungen deutlich,
die bei den Rekonstruktionsversuchen einer Komödie angestellt werden müssen,
und zeigte die Grenzen auf, wo wissenschaftlich abgesicherte Rekonstruktion aus
Bruchstücken in bloße Spekulation umschlägt

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