16. Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens
sieht, wird die funktionale Bestimmung einzelner Raumeinheiten eines Heilig-
tums analysiert. Die mit dieser Thematik verbundene Feldforschung in Ägypten
über die Krypten von Athribis wurde fortgesetzt und floss teilweise ein in einen
Aufsatz mit dem Titel „Fiktion und Wirklichkeit — Schatz- und Geheimkammern
in ägyptischen Tempeln“ in der Zeitschrift „Antike Welt“.
Emmanuel Jambon setzte in diesem Jahr die Arbeit zur Dekoration und zu
den Texten im Soubassement der inneren Umfassungsmauer des Tempels von Ed-
fu fort. Neben einigen Korrekturen und Ergänzungen an der französischen Über-
setzung der Texte konzentrierte sich seine Tätigkeit vor allem auf die bereits im
letzten Jahr begonnenen Einzeluntersuchungen. So wurde besonders das Studium
bestimmter Aspekte der geographischen Beschreibungen, die einen Teil dieser De-
koration darstellen, fortgesetzt, insbesondere der „acht Henut von Ägypten“ und
der „Neunbogenvölker“.
Einen Hauptteil seiner Arbeit widmete Emmanuel Jambon im Jahr 2015
jedoch der im Rahmen des zweiten Projektschwerpunktes „Der Tempel als ri-
tueller Raum“ stehenden Untersuchung zu den Darstellungen von Szenen des
Stabstraußopfers (siehe Abbildung 1) in den Tempeln der griechisch-römischen
Zeit.
Die erste Arbeitsphase bildete die Erstellung des Korpus von Szenen aus
den betreffenden Tempeln. Zu diesem Zweck wurde vor allem die Datenbank
Tempeltexte benutzt, die im Rahmen des Projektes „Der Tempel als Kanon“
entwickelt wurde. Das auf diese Weise zusammengestellte Korpus basiert zugleich
auf ikonographischen und lexikographischen Kriterien. Auf diese Grundlage wird
sich die Untersuchung stützen.
Der erste Teil geht von der Feststellung aus, dass die bebilderte Szene auf den
Wänden der späten Tempel das Resultat eines langsamen Definitionsprozesses ist,
der sorgfältig bestimmt werden muss. Aus diesem Grund wurde damit begonnen,
die sukzessive Formung dieses Rituals zu studieren, wobei einige wichtige Etappen
dieses Prozesses im Neuen Reich liegen, genauer gesagt in der Zeit zwischen der
Mitte der 18. Dynastie und dem Ende der 20. Dynastie. Dies sollte dabei helfen,
den Sinn, der dieser Szenenart in der griechisch-römischen Epoche beigemessen
wird, besser zu verstehen.
In eben diesem Zusammenhang wurde auch die nähere Untersuchung eini-
ger Szenen in Bezug auf den Inhalt der ihnen zugehörigen Texte begonnen. Der
Fokus liegt im Moment auf den Epitheta des Königs und den Gottheiten, die das
Opfer empfangen.
Schlussendlich wurde bereits der Grundstein für den dritten Teil der
Untersuchung gelegt, dessen Ziel die Beantwortung der Frage nach der Einbettung
dieser Ritualdarstellungen in den sakralen Raum des Tempels ist.
Holger Kockeimann hat seine Studie zu den Fremdvölkerlisten der grie-
chisch-römischen Tempel fertiggestellt und publiziert (s. u.). Im März 2015 führte
219
sieht, wird die funktionale Bestimmung einzelner Raumeinheiten eines Heilig-
tums analysiert. Die mit dieser Thematik verbundene Feldforschung in Ägypten
über die Krypten von Athribis wurde fortgesetzt und floss teilweise ein in einen
Aufsatz mit dem Titel „Fiktion und Wirklichkeit — Schatz- und Geheimkammern
in ägyptischen Tempeln“ in der Zeitschrift „Antike Welt“.
Emmanuel Jambon setzte in diesem Jahr die Arbeit zur Dekoration und zu
den Texten im Soubassement der inneren Umfassungsmauer des Tempels von Ed-
fu fort. Neben einigen Korrekturen und Ergänzungen an der französischen Über-
setzung der Texte konzentrierte sich seine Tätigkeit vor allem auf die bereits im
letzten Jahr begonnenen Einzeluntersuchungen. So wurde besonders das Studium
bestimmter Aspekte der geographischen Beschreibungen, die einen Teil dieser De-
koration darstellen, fortgesetzt, insbesondere der „acht Henut von Ägypten“ und
der „Neunbogenvölker“.
Einen Hauptteil seiner Arbeit widmete Emmanuel Jambon im Jahr 2015
jedoch der im Rahmen des zweiten Projektschwerpunktes „Der Tempel als ri-
tueller Raum“ stehenden Untersuchung zu den Darstellungen von Szenen des
Stabstraußopfers (siehe Abbildung 1) in den Tempeln der griechisch-römischen
Zeit.
Die erste Arbeitsphase bildete die Erstellung des Korpus von Szenen aus
den betreffenden Tempeln. Zu diesem Zweck wurde vor allem die Datenbank
Tempeltexte benutzt, die im Rahmen des Projektes „Der Tempel als Kanon“
entwickelt wurde. Das auf diese Weise zusammengestellte Korpus basiert zugleich
auf ikonographischen und lexikographischen Kriterien. Auf diese Grundlage wird
sich die Untersuchung stützen.
Der erste Teil geht von der Feststellung aus, dass die bebilderte Szene auf den
Wänden der späten Tempel das Resultat eines langsamen Definitionsprozesses ist,
der sorgfältig bestimmt werden muss. Aus diesem Grund wurde damit begonnen,
die sukzessive Formung dieses Rituals zu studieren, wobei einige wichtige Etappen
dieses Prozesses im Neuen Reich liegen, genauer gesagt in der Zeit zwischen der
Mitte der 18. Dynastie und dem Ende der 20. Dynastie. Dies sollte dabei helfen,
den Sinn, der dieser Szenenart in der griechisch-römischen Epoche beigemessen
wird, besser zu verstehen.
In eben diesem Zusammenhang wurde auch die nähere Untersuchung eini-
ger Szenen in Bezug auf den Inhalt der ihnen zugehörigen Texte begonnen. Der
Fokus liegt im Moment auf den Epitheta des Königs und den Gottheiten, die das
Opfer empfangen.
Schlussendlich wurde bereits der Grundstein für den dritten Teil der
Untersuchung gelegt, dessen Ziel die Beantwortung der Frage nach der Einbettung
dieser Ritualdarstellungen in den sakralen Raum des Tempels ist.
Holger Kockeimann hat seine Studie zu den Fremdvölkerlisten der grie-
chisch-römischen Tempel fertiggestellt und publiziert (s. u.). Im März 2015 führte
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