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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2015 — 2016

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C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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II. Das WIN-Kolleg
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Sechster Forschungsschwerpunkt „Messen und Verstehen der Welt durch die Wissenschaft“
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13. Thermischer Komfort und Schmerz: Reflexionen zur Methodik und deren Auswirkungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.55653#0298
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13. Thermischer Komfort und Schmerz (WIN-Programm)

in diesen Assoziationen unterscheiden. Eine damit verknüpfte und gleicher-
maßen unterrepräsentierte Frage ist jene nach der Relation der Begriffe zuei-
nander, also, ob Unterschiede zwischen aufeinanderfolgenden Skalen-Ankern
(zum Beispiel „etwas warm - warm“ und „warm - heiß“) tatsächlich subjektiv
als gleich groß empfunden werden, so wie es die Konstruktion der Skalen und
deren Auswertung nahelegt (Stichwort psychologische Aquidistanz).
2) Ein wichtiger Bestandteil qualitativer Forschung ist es, Beobachtungen stets im
Zusammenhang mit dem Kontext zu interpretieren, innerhalb dessen die Be-
obachtungen gemacht wurden. Für unser Projekt ist damit die Frage verknüpft,
inwiefern sich kontextuelle Faktoren auch auf die Wahrnehmung von Kom-
fort oder Schmerz auswirken. Im Zusammenhang mit Punkt 1 stellt sich die
Frage, ob die Anker einer Komfort- oder Schmerzskala unterschiedliche Be-
deutungen haben, je nachdem wie komfortabel sich eine Versuchsperson fühlt
beziehungsweise wie stark ein aktuell empfundener Schmerz ist. Eine solche
Beziehung hätte potentiell weitreichende Konsequenzen für die Messung mit
Skalen im Bereich der Psychologie oder verwandten Disziplinen.
3) Der Begriff der Wahrscheinlichkeit kann ein sprachliches Bindeglied darstel-
len, mit dem sich Forschung aus quantitativer Tradition mit der aus qualitativer
Tradition vereinbaren lassen.
Erste Pilotstudien zur Reflexion der methodischen Überlegungen
Basierend auf den Ergebnissen der beiden Workshops entwickelten wir einen
konkreten Ansatz, die methodischen Überlegungen zu überprüfen. Dieser Ansatz
versucht einerseits, die Frage nach der psychologischen Aquidistanz von Skalen
empirisch zu prüfen und andererseits, den Kontext zu berücksichtigen. Der Ansatz
besteht grundsätzlich darin, dass Versuchspersonen Wörter, die sich auf die Inten-
sität von Temperatur- bzw. Schmerzwahrnehmungen beziehen, frei auf einer kon-
tinuierlichen Linie anordnen und damit zum Ausdruck zu bringen, wie groß der
psychologische Abstand zwischen den Wörtern ist. Begleitet wird dieses Verfahren
durch eine Interviewtechnik die als „speak out loud“ bezeichnet wird. Dies bedeu-
tet, dass die Versuchsperson während dieser Einteilung frei darüber berichtet, wes-
halb sie die Begriffe in bestimmter Weise anordnet. Auf diese Art kann ergründet
werden, wie das abstrakte Konzept aufgebaut ist, das die Person verwendet, wenn
sie unter neutralen Bedingungen (neutrale Temperatur oder kein Schmerz) über
die Begriffe und ihre Relationen nachdenkt. In einem nächsten Schritt werden
die Versuchspersonen in kontrollierte Bedingungen gebracht (unterschiedliche
Raumtemperaturen oder Hitzeschmerzreize am Arm). Die aktuellen Bedingun-
gen, in denen sich die Versuchsperson befindet, werden durch die Versuchsper-
son auf Standardskalen bewertet. Im Zusammenhang mit dem eingangs geführten
Interview kann so analysiert werden, ob die Bewertung der Bedingungen zu dem

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