D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe, Mitglieder
aus der eine erweiterte englische Fassung8 und eine zusammenfassende, zunächst
italienische, dann deutsche Darstellung9 hervorgingen.
Merkelbach bestärkte Burkert in seinen religionswissenschaftlichen Interes-
sen - in der Zeit in Erlangen arbeitete er an seinem Buch „Roman und Myste-
rium“ (erschienen München 1962) -, vor allem dürfte er jedoch Burkert seine
in der deutschen altertumswissenschaftlichen Tradition des 19. und beginnenden
20. Jahrhunderts stehende unitarische Herangehensweise an die Antike nahege-
bracht haben: „die Verbindung von sonst häufig getrennt arbeitenden alt.wiss. Dis-
ziplinen um die Philologie als Kern .... und das Streben nach neuem Wissen über
die klass. Antike“,10 das in der Regel über Papyri und inschriftliche Zeugnisse zu
gewinnen ist.
Das erste Standardwerk Burkerts, das ihn auf einen Schlag international be-
kannt machte, seine Erlanger Habilitationsschrift „Weisheit und Wissenschaft.
Studien zu Pythagoras, Philolaos und Platon“ (Nürnberg 1962), eine Darstellung
der Auseinandersetzung mit dem älteren Pythagoreismus durch Platon und die
ältere Akademie — ein Meilenstein in der philosophiegeschichtlichen und philo-
logischen Vorsokratiker-Forschung enthält in nuce das wissenschaftliche Pro-
gramm von Burkerts folgenden großen Arbeiten, die sich in dem Spannungsfeld
von Mythos, Philosophie, Literatur, Kult und Ritual verorten lassen. Die Tatsache,
dass er Pythagoras als ,Schamanen4 auffasst, ihm den Anspruch der Wissenschaft-
lichkeit abspricht und ihn die Tradition der nahöstlichen Weisheitsliteratur stellt,11
verweist auf den kulturkomparatistischen Ansatz der späteren Arbeiten und auf
sein Interesse an der Orphik und an den Mysterienkulten, zu deren Verständnis
er - insbesondere in der durch die Entdeckung des Derveni-Papyrus (1964) und
des Goldblättchens von Hipponion (heute Vibo Valentia in Kalabrien, 1971) aus-
gelösten Forschungsdiskussion - maßgeblich beitrug.12
Weit über die engeren altertumswissenschaftlichen Fachgrenzen hinweg
wirkte Burkert durch seine religionswissenschaftlichen Arbeiten, insbesondere
durch „Homo necans. Interpretationen altgriechischer Opferriten und Mythen“.13
In Weiterentwicklung von Forschungen Karl Meulis (1891 -1968),14 durch die
schon Burkerts Pythagoras-Bild geprägt worden waren, und von Konrad Lo-
8 The Orientalizing Revolution. Near Eastern Influence on Greek Culture in the Early Archaic
Age, Cambridge (Mass.) - London 1992.
9 Die Griechen und der Orient, München 2003; Kleine Schiften II: Orientalia, Göttingen
2003.
10 Bitto (s. Anm. 5), Sp. 812.
11 Vgl. Chr. Riedweg, Pythagoras. Leben, Lehre, Nachwirkung, München 22007, S. 99.
12 Antike Mysterien, München 1990. Die Aufsätze zur Orphik usw. füllen die Bände 3-6 der
Kleinen Schriften (Göttingen 2006-2011).
13 Berlin - New York 1972; 2., um ein Nachwort erweiterte Auflage Berlin - New York 1997.
14 Griechische Opferbräuche, Basel 1946. Zu Meuli vgl. R. Baumgarten, in: Kuhlmann - Schnei-
der (wie Anm. 4), Sp. 814 f.
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aus der eine erweiterte englische Fassung8 und eine zusammenfassende, zunächst
italienische, dann deutsche Darstellung9 hervorgingen.
Merkelbach bestärkte Burkert in seinen religionswissenschaftlichen Interes-
sen - in der Zeit in Erlangen arbeitete er an seinem Buch „Roman und Myste-
rium“ (erschienen München 1962) -, vor allem dürfte er jedoch Burkert seine
in der deutschen altertumswissenschaftlichen Tradition des 19. und beginnenden
20. Jahrhunderts stehende unitarische Herangehensweise an die Antike nahege-
bracht haben: „die Verbindung von sonst häufig getrennt arbeitenden alt.wiss. Dis-
ziplinen um die Philologie als Kern .... und das Streben nach neuem Wissen über
die klass. Antike“,10 das in der Regel über Papyri und inschriftliche Zeugnisse zu
gewinnen ist.
Das erste Standardwerk Burkerts, das ihn auf einen Schlag international be-
kannt machte, seine Erlanger Habilitationsschrift „Weisheit und Wissenschaft.
Studien zu Pythagoras, Philolaos und Platon“ (Nürnberg 1962), eine Darstellung
der Auseinandersetzung mit dem älteren Pythagoreismus durch Platon und die
ältere Akademie — ein Meilenstein in der philosophiegeschichtlichen und philo-
logischen Vorsokratiker-Forschung enthält in nuce das wissenschaftliche Pro-
gramm von Burkerts folgenden großen Arbeiten, die sich in dem Spannungsfeld
von Mythos, Philosophie, Literatur, Kult und Ritual verorten lassen. Die Tatsache,
dass er Pythagoras als ,Schamanen4 auffasst, ihm den Anspruch der Wissenschaft-
lichkeit abspricht und ihn die Tradition der nahöstlichen Weisheitsliteratur stellt,11
verweist auf den kulturkomparatistischen Ansatz der späteren Arbeiten und auf
sein Interesse an der Orphik und an den Mysterienkulten, zu deren Verständnis
er - insbesondere in der durch die Entdeckung des Derveni-Papyrus (1964) und
des Goldblättchens von Hipponion (heute Vibo Valentia in Kalabrien, 1971) aus-
gelösten Forschungsdiskussion - maßgeblich beitrug.12
Weit über die engeren altertumswissenschaftlichen Fachgrenzen hinweg
wirkte Burkert durch seine religionswissenschaftlichen Arbeiten, insbesondere
durch „Homo necans. Interpretationen altgriechischer Opferriten und Mythen“.13
In Weiterentwicklung von Forschungen Karl Meulis (1891 -1968),14 durch die
schon Burkerts Pythagoras-Bild geprägt worden waren, und von Konrad Lo-
8 The Orientalizing Revolution. Near Eastern Influence on Greek Culture in the Early Archaic
Age, Cambridge (Mass.) - London 1992.
9 Die Griechen und der Orient, München 2003; Kleine Schiften II: Orientalia, Göttingen
2003.
10 Bitto (s. Anm. 5), Sp. 812.
11 Vgl. Chr. Riedweg, Pythagoras. Leben, Lehre, Nachwirkung, München 22007, S. 99.
12 Antike Mysterien, München 1990. Die Aufsätze zur Orphik usw. füllen die Bände 3-6 der
Kleinen Schriften (Göttingen 2006-2011).
13 Berlin - New York 1972; 2., um ein Nachwort erweiterte Auflage Berlin - New York 1997.
14 Griechische Opferbräuche, Basel 1946. Zu Meuli vgl. R. Baumgarten, in: Kuhlmann - Schnei-
der (wie Anm. 4), Sp. 814 f.
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