D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe, Mitglieder
wickelten Methoden unter Prof Hunstein in Heidelberg erstmals eine autologe
Stammzelltransplantation durchgeführt. Dabei wurden die dem Patienten zuvor
aus dem peripheren Blut entnommenen Stammzellen nach intensiver Chemo-
therapie der Leukämie wieder „zurückgegeben“. Ich hatte selbst das Privileg, an
der weltweit ersten autologen Blutstammzelltransplantation bei einem Kind mit
einem soliden Tumor in den 80er Jahren in Heidelberg beteiligt gewesen zu sein.
Die „Fliedner-Methode“ wurde damals von Ulm nach Heidelberg gebracht und
Ulm war und ist immer noch ein Zentrum der Erforschung und Behandlung von
Blutkrankheiten.
1972 berichtet der SPIEGEL von der Arbeit des Ulmer Professors für Kli-
nische Physiologie, Leiter des Zentrums für Klinische Grundlagenforschung
Professor Fliedner, zur ersten Behandlung von Kindern mit angeborenen Immun-
defekten. Damals gab es weltweit drei Plätze, an denen diese Krankheit untersucht
und behandelt wurde: Houston, Paris und Ulm. Theodor Fliedner äußerte sich
in diesem Interview auch bereits dezidiert zu grundlegenden Erkenntnissen über
diese angeborenen genetischen Erkrankungen des Immunsystems, die heute noch
gültig sind. Er hat für seine wissenschaftlichen Leistungen zahlreiche Preise er-
halten, war gewählter Präsident internationaler Fachgesellschaften und hält drei
Ehrendoktorgrade der Universität Bangkok, Debrecen und Uppsala.
Der pragmatische Visionär ging mit seinen Visionen nie zum Arzt, er war
selbst derjenige, der seine Visionen in die Realität brachte oder er hat sich einen
entsprechenden Spezialisten geholt. Die Fähigkeit von Theodor Fliedner als
Rektor im Wissenschaftsmanagement die Universität Ulm nach vorne zu bringen
und bei seinen Visionen im Zweifelsfall den Ministerpräsidenten als Arzt zu
holen, waren prägend für Ausbau und Entwicklung dieser Universität. Wichtig
ist in diesem Zusammenhang, dass Theodor Fliedner getragen vom Impetus des
Homo academicus, immer die Gesamtsicht der Universität mit ihren Disziplinen
im Auge hatte.
Die Gründung der Universität Ulm als Reformuniversität war sicher ein
wichtiger Grund für ihn nach Ulm zu kommen. Ich hatte sehr früh einen ers-
ten Kontakt mit Theodor Fliedner. Er war ein begabter Menschenfänger auch
für Studenten. Seine Veranstaltungen und Seminare, in denen er es unter dem
Blickwinkel des „Kollegs der Wissenschaften“ immer wieder verstand verschiede-
ne Disziplinen zusammenzubringen, brachte auch die Kollegen dazu, den Blick
über den eigenen Elfenbeinturm hinaus zu weiten. Was könnte Theodor Fliedner,
den Homo academicus bis zum Schluss, besser charakterisieren als seine eigenen
Worte am Ende der Heidelberger Antrittsrede in Abwandlung von Gedanken des
Universal Humanisten und Gelehrten Nikolaus von Kues aus dem 15. Jahrhun-
dert:
Mitten in den Stürmen der Zeit, in den Arbeiten des Tages, in allen
Bedrängnissen und Widerwärtigkeiten soll man seinen Blick frei und kühn in
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wickelten Methoden unter Prof Hunstein in Heidelberg erstmals eine autologe
Stammzelltransplantation durchgeführt. Dabei wurden die dem Patienten zuvor
aus dem peripheren Blut entnommenen Stammzellen nach intensiver Chemo-
therapie der Leukämie wieder „zurückgegeben“. Ich hatte selbst das Privileg, an
der weltweit ersten autologen Blutstammzelltransplantation bei einem Kind mit
einem soliden Tumor in den 80er Jahren in Heidelberg beteiligt gewesen zu sein.
Die „Fliedner-Methode“ wurde damals von Ulm nach Heidelberg gebracht und
Ulm war und ist immer noch ein Zentrum der Erforschung und Behandlung von
Blutkrankheiten.
1972 berichtet der SPIEGEL von der Arbeit des Ulmer Professors für Kli-
nische Physiologie, Leiter des Zentrums für Klinische Grundlagenforschung
Professor Fliedner, zur ersten Behandlung von Kindern mit angeborenen Immun-
defekten. Damals gab es weltweit drei Plätze, an denen diese Krankheit untersucht
und behandelt wurde: Houston, Paris und Ulm. Theodor Fliedner äußerte sich
in diesem Interview auch bereits dezidiert zu grundlegenden Erkenntnissen über
diese angeborenen genetischen Erkrankungen des Immunsystems, die heute noch
gültig sind. Er hat für seine wissenschaftlichen Leistungen zahlreiche Preise er-
halten, war gewählter Präsident internationaler Fachgesellschaften und hält drei
Ehrendoktorgrade der Universität Bangkok, Debrecen und Uppsala.
Der pragmatische Visionär ging mit seinen Visionen nie zum Arzt, er war
selbst derjenige, der seine Visionen in die Realität brachte oder er hat sich einen
entsprechenden Spezialisten geholt. Die Fähigkeit von Theodor Fliedner als
Rektor im Wissenschaftsmanagement die Universität Ulm nach vorne zu bringen
und bei seinen Visionen im Zweifelsfall den Ministerpräsidenten als Arzt zu
holen, waren prägend für Ausbau und Entwicklung dieser Universität. Wichtig
ist in diesem Zusammenhang, dass Theodor Fliedner getragen vom Impetus des
Homo academicus, immer die Gesamtsicht der Universität mit ihren Disziplinen
im Auge hatte.
Die Gründung der Universität Ulm als Reformuniversität war sicher ein
wichtiger Grund für ihn nach Ulm zu kommen. Ich hatte sehr früh einen ers-
ten Kontakt mit Theodor Fliedner. Er war ein begabter Menschenfänger auch
für Studenten. Seine Veranstaltungen und Seminare, in denen er es unter dem
Blickwinkel des „Kollegs der Wissenschaften“ immer wieder verstand verschiede-
ne Disziplinen zusammenzubringen, brachte auch die Kollegen dazu, den Blick
über den eigenen Elfenbeinturm hinaus zu weiten. Was könnte Theodor Fliedner,
den Homo academicus bis zum Schluss, besser charakterisieren als seine eigenen
Worte am Ende der Heidelberger Antrittsrede in Abwandlung von Gedanken des
Universal Humanisten und Gelehrten Nikolaus von Kues aus dem 15. Jahrhun-
dert:
Mitten in den Stürmen der Zeit, in den Arbeiten des Tages, in allen
Bedrängnissen und Widerwärtigkeiten soll man seinen Blick frei und kühn in
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