Auswärtige Sitzungin Tübingen (Nicolas J. Conard)
Ein weiteres Kapitel zur aurignacienzeitlichen Eiszeitkunst auf der Schwäbi-
schen Alb öffneten die Ausgrabungen im dem Geißenklösterle benachbarten Hoh-
le Fels im Achtal. Es war auch hier zunächst Joachim Hahn, der bis zu seinem
Tod 1996 in der Höhle grub. Seitdem stehen die bis heute andauernden jährlichen
Ausgrabungen im Hohle Fels unter meiner Leitung. Von großer Bedeutung ist da-
bei die Erforschung eines gut gegliederten und fundreichen Schichtpakets aus dem
Aurignacien. Hier seien vor allem die seit 1999 entdeckten Belege für weitere au-
rignacienzeitliche Eiszeitkunstwerke erwähnt, darunter eine Miniaturversion eines
Löwenmenschen und damit ein weiterer Nachweis für ein mythisches Wesen aus
dem schwäbischen Aurignacien (Abb. 3), darüber hinaus eine beinahe vollständige
Darstellung eines Wasservogels aus Mammut-Elfenbein. Ein anderer herausragen-
der Fund ist die so genannte Venus vom Hohle Fels, eine vollplastische Frauendar-
stellung ohne Kopf, dafür mit großen Brüsten und hervortretendem Schamdreieck
(Abb. 4). Statt des Kopfes hat die Figurine auf den Schultern eine Öse, die darauf
hinweist, dass der Fund wahrscheinlich getragen wurde. Mit einem Alter von et-
wa 40.000 Jahren repräsentiert sie die älteste bekannte Menschendarstellung und
wahrscheinlich gleichzeitig die älteste aller Elfenbeinschnitzereien von der Schwä-
bischen Alb. Obwohl viele mögliche Deutungen für die Frauenfigur denkbar sind,
Abb. 4: Die etwa 40.000Jahre alte Venus vom Hohle Fels. Foto: H. Jensen, © Universität Tübingen.
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Ein weiteres Kapitel zur aurignacienzeitlichen Eiszeitkunst auf der Schwäbi-
schen Alb öffneten die Ausgrabungen im dem Geißenklösterle benachbarten Hoh-
le Fels im Achtal. Es war auch hier zunächst Joachim Hahn, der bis zu seinem
Tod 1996 in der Höhle grub. Seitdem stehen die bis heute andauernden jährlichen
Ausgrabungen im Hohle Fels unter meiner Leitung. Von großer Bedeutung ist da-
bei die Erforschung eines gut gegliederten und fundreichen Schichtpakets aus dem
Aurignacien. Hier seien vor allem die seit 1999 entdeckten Belege für weitere au-
rignacienzeitliche Eiszeitkunstwerke erwähnt, darunter eine Miniaturversion eines
Löwenmenschen und damit ein weiterer Nachweis für ein mythisches Wesen aus
dem schwäbischen Aurignacien (Abb. 3), darüber hinaus eine beinahe vollständige
Darstellung eines Wasservogels aus Mammut-Elfenbein. Ein anderer herausragen-
der Fund ist die so genannte Venus vom Hohle Fels, eine vollplastische Frauendar-
stellung ohne Kopf, dafür mit großen Brüsten und hervortretendem Schamdreieck
(Abb. 4). Statt des Kopfes hat die Figurine auf den Schultern eine Öse, die darauf
hinweist, dass der Fund wahrscheinlich getragen wurde. Mit einem Alter von et-
wa 40.000 Jahren repräsentiert sie die älteste bekannte Menschendarstellung und
wahrscheinlich gleichzeitig die älteste aller Elfenbeinschnitzereien von der Schwä-
bischen Alb. Obwohl viele mögliche Deutungen für die Frauenfigur denkbar sind,
Abb. 4: Die etwa 40.000Jahre alte Venus vom Hohle Fels. Foto: H. Jensen, © Universität Tübingen.
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