Kolloquium „Nietzsche und die Konservative Revolution
Grundlagen des mittelalterlichen Fälschungseifers bleibt jedem Falsifikat ein his-
torisches und psychologisches Proprium. Die klassischen, auch heute gängigen
Mittel gegen Falsifikate, die durch Dokumentenechtheit, waren im Mittelalter
freilich bekannt, wie die Wissenschaft der Urkundenlehre zeigt. Hier beweg-
ten sich die Sankt Emmeramer mit der Fabrikation der Epitaphiensteine auf der
Höhe der Kunst. Und dass die Emmeramer Fälscher im Nebel einer frommen
Autosuggestion gearbeitet hätten, darf man bezweifeln, ohne auf die modernen
Verständnisbrücken zu sehen.
Dr. Markus Wesche ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bayerischen Akademie der Wis-
senschaften und forscht in München am Repertorium „Geschichtsquellen des deutschen Mit-
telalters“. Dieses Online-Repertorium informiert umfassend über die erzählenden, nichtur-
kundlichen Quellen des mittelalterlichen deutschen Reiches (Handschriften, Textausgaben,
Übersetzungen und wissenschaftliche Kommentarliteratur).
„Nietzsche und die Konservative Revolution"
Oßmannstedter Nietzsche-Kolloquium vom 12. bis 15. Juni 2016, veranstaltet
von der Forschungsstelle „Nietzsche-Kommentar" in Kooperation mit der
Klassik Stiftung Weimar
Das vielfältige Spektrum der Nietzsche-Rezeption in der ersten Hälfte des 20. Jahr-
hunderts umfasst zu einem bedeutenden Teil jene Autoren, die der Strömung der
sog. Konservativen Revolution zugerechnet werden. Bei aller Heterogenität der
Protagonisten erscheint ihr Rekurs auf Nietzsche als kleinster gemeinsamer Nen-
ner, auf den so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Thomas Mann, Oswald
Spengler oder Martin Heidegger ihre ästhetischen, kulturhistorischen, philoso-
phischen oder politischen Überlegungen stützten. Trotz dieser Schlüsselstellung
Nietzsches ist die wissenschaftliche Untersuchung seiner Bedeutung für die Kon-
servative Revolution noch ein Desiderat. Eine erste Bestandsaufnahme leistete die
Tagung Nietzsche nella Rivoluzione conservatrice vom 10. bis 11. Mai 2013 in Bologna,
organisiert von Francesco Cattaneo, Carlo Gentili und Stefano Marino (vgl. dazu
den in Genua 2015 erschienenen Sammelband). Die von Sebastian Kaufmann und
Andreas Urs Sommer (Forschungsstelle „Nietzsche-Kommentar“) in Kooperati-
on mit der Klassik Stiftung Weimar ausgerichtete Nachwuchskonferenz vertiefte
diese Annäherung, indem sie Nietzsches Bedeutung für die Konservative Revo-
lution literaturwissenschaftlich, politologisch, juristisch, historisch und philoso-
phisch perspektivierte. 18 Einzelvorträge von überwiegend jungen Forschenden
aus dem In- und Ausland markierten damit den Auftakt der Veranstaltungsreihe
„Oßmannstedter Nietzsche-Kolloquium“, in der jährlich weitere Symposien fol-
gen sollen.
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Grundlagen des mittelalterlichen Fälschungseifers bleibt jedem Falsifikat ein his-
torisches und psychologisches Proprium. Die klassischen, auch heute gängigen
Mittel gegen Falsifikate, die durch Dokumentenechtheit, waren im Mittelalter
freilich bekannt, wie die Wissenschaft der Urkundenlehre zeigt. Hier beweg-
ten sich die Sankt Emmeramer mit der Fabrikation der Epitaphiensteine auf der
Höhe der Kunst. Und dass die Emmeramer Fälscher im Nebel einer frommen
Autosuggestion gearbeitet hätten, darf man bezweifeln, ohne auf die modernen
Verständnisbrücken zu sehen.
Dr. Markus Wesche ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bayerischen Akademie der Wis-
senschaften und forscht in München am Repertorium „Geschichtsquellen des deutschen Mit-
telalters“. Dieses Online-Repertorium informiert umfassend über die erzählenden, nichtur-
kundlichen Quellen des mittelalterlichen deutschen Reiches (Handschriften, Textausgaben,
Übersetzungen und wissenschaftliche Kommentarliteratur).
„Nietzsche und die Konservative Revolution"
Oßmannstedter Nietzsche-Kolloquium vom 12. bis 15. Juni 2016, veranstaltet
von der Forschungsstelle „Nietzsche-Kommentar" in Kooperation mit der
Klassik Stiftung Weimar
Das vielfältige Spektrum der Nietzsche-Rezeption in der ersten Hälfte des 20. Jahr-
hunderts umfasst zu einem bedeutenden Teil jene Autoren, die der Strömung der
sog. Konservativen Revolution zugerechnet werden. Bei aller Heterogenität der
Protagonisten erscheint ihr Rekurs auf Nietzsche als kleinster gemeinsamer Nen-
ner, auf den so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Thomas Mann, Oswald
Spengler oder Martin Heidegger ihre ästhetischen, kulturhistorischen, philoso-
phischen oder politischen Überlegungen stützten. Trotz dieser Schlüsselstellung
Nietzsches ist die wissenschaftliche Untersuchung seiner Bedeutung für die Kon-
servative Revolution noch ein Desiderat. Eine erste Bestandsaufnahme leistete die
Tagung Nietzsche nella Rivoluzione conservatrice vom 10. bis 11. Mai 2013 in Bologna,
organisiert von Francesco Cattaneo, Carlo Gentili und Stefano Marino (vgl. dazu
den in Genua 2015 erschienenen Sammelband). Die von Sebastian Kaufmann und
Andreas Urs Sommer (Forschungsstelle „Nietzsche-Kommentar“) in Kooperati-
on mit der Klassik Stiftung Weimar ausgerichtete Nachwuchskonferenz vertiefte
diese Annäherung, indem sie Nietzsches Bedeutung für die Konservative Revo-
lution literaturwissenschaftlich, politologisch, juristisch, historisch und philoso-
phisch perspektivierte. 18 Einzelvorträge von überwiegend jungen Forschenden
aus dem In- und Ausland markierten damit den Auftakt der Veranstaltungsreihe
„Oßmannstedter Nietzsche-Kolloquium“, in der jährlich weitere Symposien fol-
gen sollen.
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