III. Veranstaltungen
Michael Storch (Würzburg) interpretierte die Behandlung des „Übermensch-
Gedankens in Ernst Jüngers Schriften der Weimarer Zeit als intentionales misreading. Wie
Storch zeigte, greife Jünger in den 1920er Jahren bevorzugt die „edukativen“, nicht
die „destruktiven“ Aspekte insbesondere des Zarathustra und des Willen zur Macht
auf.
Ernst Jüngers Nietzsche-Rezeption nach dem Ende der Konservativen Revolution the-
matisierte Joana van de Locht (Heidelberg), indem sie die stilistische Annäherung
Jüngers an Nietzsches Spätwerk herausarbeitete. Sie zeigte, wie sich Jünger an
dessen Strategien der Selbstinszenierung schule, bevor er sich in seinen letzten
Lebensjahren selbstkritisch von Nietzsche abwende.
Matthias Schloßberger (Potsdam) betonte die Abhängigkeit des Terminus
„Konservative Revolution“ von Armin Mohlers Handbuch, das Nietzsche ei-
ne Schlüsselstellung einräume. Er hob die Heterogenität politisch konservativer
Gruppen innerhalb der Weimarer Republik hervor, der Mohlers systematisieren-
der Ansatz nicht gerecht werde. Demgegenüber schlug er eine Perspektive vor, die
den historischen „Kampf“ um den Begriff der „Konservativen Revolution“ in den
Vordergrund rückt.
Konvergenzen zwischen Heideggers Nietzsche-Lektüre in den frühen 1930er
Jahren und den Vertretern der Konservativen Revolution stellte Milan Wenner
(Freiburg) in den Mittelpunkt seiner Überlegungen. Die Übereinstimmungen
reichen von einem an Denkfiguren der Ursprünglichkeit orientierten Antimoder-
nismus über die Betonung der Tatbereitschaft bis hin zum spezifischen Bezug auf
Nietzsche, der als philosophische Schlüsselfigur angesehen werde.
Die nationalsozialistische Instrumentalisierung Nietzsches beleuchtete Ka-
tharina Grätz (Freiburg) am Beispiel von Alfred Bacumlers anti-idealistischer
Nietzsche-Deutung. Baeumler stilisiere Nietzsche zur Galionsfigur einer natio-
nalsozialistischen Philosophie, wie sie in ihrer vereinheitlichenden Tendenz auch
bei vielen Vertretern der Konservativen Revolution zu finden sei.
Sascha Penshorn (Aachen) skizzierte in seinem Vortrag die Nietzsche-Rezep-
tion Ernst Niekischs nach 1945, deren kritische Stoßrichtung in starkem Kontrast zu
Niekischs früherer Überhöhung Nietzsches stehe. Niekisch konstruiert, so Pens-
horn, eine Entwicklungslinie, die Nietzsche und die Akteure der Konservativen
Revolution als Vorläufer der NS-Ideologie erscheinen lasse.
Zuletzt sprach Florian Scherübl (Berlin) über die Berufung auf Nietzsche bei den
Verwaltern des Begriffs „Konservative Revolution“. Vergleichend wies Scherübl die sich
wandelnde Bedeutung Nietzsches in den verschiedenen Auflagen des „Handbuchs
zur Konservativen Revolution“ von Armin Mohler nach. Während Mohler den
Begriff noch auf der Grundlage der „Philosopheme“ Nietzsches entwickle, orien-
tiere sich sein Nachfolger Weißmann in erster Linie an der Nietzsche-Rezeption
im frühen 20. Jahrhundert.
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Michael Storch (Würzburg) interpretierte die Behandlung des „Übermensch-
Gedankens in Ernst Jüngers Schriften der Weimarer Zeit als intentionales misreading. Wie
Storch zeigte, greife Jünger in den 1920er Jahren bevorzugt die „edukativen“, nicht
die „destruktiven“ Aspekte insbesondere des Zarathustra und des Willen zur Macht
auf.
Ernst Jüngers Nietzsche-Rezeption nach dem Ende der Konservativen Revolution the-
matisierte Joana van de Locht (Heidelberg), indem sie die stilistische Annäherung
Jüngers an Nietzsches Spätwerk herausarbeitete. Sie zeigte, wie sich Jünger an
dessen Strategien der Selbstinszenierung schule, bevor er sich in seinen letzten
Lebensjahren selbstkritisch von Nietzsche abwende.
Matthias Schloßberger (Potsdam) betonte die Abhängigkeit des Terminus
„Konservative Revolution“ von Armin Mohlers Handbuch, das Nietzsche ei-
ne Schlüsselstellung einräume. Er hob die Heterogenität politisch konservativer
Gruppen innerhalb der Weimarer Republik hervor, der Mohlers systematisieren-
der Ansatz nicht gerecht werde. Demgegenüber schlug er eine Perspektive vor, die
den historischen „Kampf“ um den Begriff der „Konservativen Revolution“ in den
Vordergrund rückt.
Konvergenzen zwischen Heideggers Nietzsche-Lektüre in den frühen 1930er
Jahren und den Vertretern der Konservativen Revolution stellte Milan Wenner
(Freiburg) in den Mittelpunkt seiner Überlegungen. Die Übereinstimmungen
reichen von einem an Denkfiguren der Ursprünglichkeit orientierten Antimoder-
nismus über die Betonung der Tatbereitschaft bis hin zum spezifischen Bezug auf
Nietzsche, der als philosophische Schlüsselfigur angesehen werde.
Die nationalsozialistische Instrumentalisierung Nietzsches beleuchtete Ka-
tharina Grätz (Freiburg) am Beispiel von Alfred Bacumlers anti-idealistischer
Nietzsche-Deutung. Baeumler stilisiere Nietzsche zur Galionsfigur einer natio-
nalsozialistischen Philosophie, wie sie in ihrer vereinheitlichenden Tendenz auch
bei vielen Vertretern der Konservativen Revolution zu finden sei.
Sascha Penshorn (Aachen) skizzierte in seinem Vortrag die Nietzsche-Rezep-
tion Ernst Niekischs nach 1945, deren kritische Stoßrichtung in starkem Kontrast zu
Niekischs früherer Überhöhung Nietzsches stehe. Niekisch konstruiert, so Pens-
horn, eine Entwicklungslinie, die Nietzsche und die Akteure der Konservativen
Revolution als Vorläufer der NS-Ideologie erscheinen lasse.
Zuletzt sprach Florian Scherübl (Berlin) über die Berufung auf Nietzsche bei den
Verwaltern des Begriffs „Konservative Revolution“. Vergleichend wies Scherübl die sich
wandelnde Bedeutung Nietzsches in den verschiedenen Auflagen des „Handbuchs
zur Konservativen Revolution“ von Armin Mohler nach. Während Mohler den
Begriff noch auf der Grundlage der „Philosopheme“ Nietzsches entwickle, orien-
tiere sich sein Nachfolger Weißmann in erster Linie an der Nietzsche-Rezeption
im frühen 20. Jahrhundert.
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