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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2016 — 2017

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C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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https://doi.org/10.11588/diglit.55652#0257
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C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

len gänzlich zu säkularisieren“, so schließen Angenendt et al. „So sehr das Ver-
trauen auf zählende Frömmigkeit schwand, so sehr wurde das Zählen zur Technik
einer säkularen Wclterfassung.“9
Was bedeutet dieser Exkurs nun für die Frage nach der Rolle, die dem Messen
und Zählen als Beschreibungsmethode und Erklärungsmodell bei der Erfassung
der Welt im mittelalterlichen Europa zukam? Religiöse Deutung und Quantifi-
zierung sind kein Widerspruch. Vielmehr zeugen viele Elemente der mittelalterli-
chen Frömmigkeit von einem engen Zusammenhang von Zahl und Glaube, von
Berechnung und Kontemplation. Neben den angeführten Praktiken kann auch
ein spezifischer Bildtypus hier als Beleg gelten, der häufig mittelalterliche Bibelbe-
arbeitungen schmückt: Hier wird Gott mit Zirkel oder Maßband darstellt, wie er
gleichsam die Welt vermessend erschafft (Abb. 2).10
Die enge Verbindung von Religiosität und (Ver)Messung wurde erst durch die
Reformation einerseits sowie durch die Aufklärung andererseits aufgebrochen und
darf somit als spezifisch mittelalterlich gelten. Diese Art des Vermessens, so eine
vorläufige Hypothese, ist nicht grundsätzlich von derjenigen zu unterscheiden, mit


Abb. 2.: Gott als
Schöpfer vermisst
mit einem Zirkel die
Erde (14.Jhd., Paris,
Bibliotheque nationale de
France, Ms fr. 3,fol. 3v)

quindecies quotidie in memoria Passionis meae replicabis, sicque anno revoluto unumquodque vulnus ven-
erabiliter salutabis. Ludolphus de Saxonia, Vita Jesu Christi, hg. von Louis Marie Rigollot, 4
Bde, Paris/Rom 1870, hier IV 458 (II.58.4). Vgl. Angenendt et al., Gezählte Frömmigkeit (wie
Anm. 2), S. 45 sowie 66.
9 Angenendt et al., Gezählte Frömmigkeit (wie Anm. 2), S. 71.
10 Als theologischer Hintergrund hierfür dürften zahlreiche Bibelverse gedient haben die Gott
als Baumeister präsentieren oder aber mit Architekturmetaphern spielen (Hebr 11,10; 1 Kor
3,9-10; Eph 2,2, um nur einige Beispiele zu nennen). Vgl. Christian Freigang, Gott als Archi-
tekt, in: Der Architekt. Geschichte und Gegenwart eines Berufsstandes, hg. von Winfried
Nerdinger, 2 Bde., München 2012, Bd. 2, S. 383-401.

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