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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0045
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XLIV

Einleitung des Herausgebers

das Schicksal der Universität nicht aus den Augen zu verlieren und vor diesem Hinter-
grund hochschulpolitische Entwicklungen im Zusammenhang mit der westdeutschen
Nachkriegspolitik und dem Verhältnis von freier und totalitärer Welt zu reflektieren.
Während er die Kritik an den Empfehlungen des Hofgeismarer Kreises in der dritten
Ausgabe der Idee der Universität weitgehend seinem Koautor Rossmann überließ, doku-
mentieren die drei Texte »Hochschulreform? Das Gutachten des Hamburger Studien-
ausschusses für Hochschulreform« (1949), »Vom rechten Geist der Universität« (1956)
und »Das Doppelgesicht der Universitätsreform« (1960) Jaspers’ eigene Auseinander-
setzung mit dem Reformdiskurs der deutschen Nachkriegszeit.
10. Jaspers’Auseinandersetzung mit den Vorschlägen zur Hochschulreform
zwischen 1949 und 1960
Das erste Dokument, in dem Jaspers konkret auf die Reformbestrebungen der Nach-
kriegsjahre Bezug nimmt, ist der 1949 in Die Wandlung veröffentlichte Aufsatz »Hoch-
schulreform?«, der eine Reaktion auf das bereits genannte »Gutachten des Hambur-
ger Studienausschusses für Hochschulreform« darstellt. Während Jaspers darin die
»Gesinnung, die echte Sorge der Mitglieder um den Nerv deutschen Geisteslebens«
lobt, fällt sein Urteil über die konkreten Vorschläge vernichtend aus. So attestiert Jas-
pers dem Dargelegten ein Auseinanderklaffen von Prinzipien und konkreten Vorschlä-
gen, die in seinen Augen überdies zu unbestimmt bleiben, sowie eine Blindheit gegen-
über den »deutschen gegenwärtigen Realitäten«.196 Die Reformvorschläge hält er für
undurchführbar, weil die dafür nötigen personellen Ressourcen nicht vorhanden sei-
en.197 Eine Umsetzung der Vorschläge erkaufe den Ausbau des Lehrkörpers durch den
Einsatz »Untauglicher«.198 Anstelle einer Ausweitung des Universitätsbetriebs fordert
Jaspers die Steigerung des Sinns für Rang und Persönlichkeit der Forscher und Lehrer
und für die »Kostbarkeit Einzelner«. Zudem moniert er, dass man der Frage, wie man
den wirklich besten Zugang zur Universität verschaffen könne, nicht mit eingreifen-
den Vorschlägen begegnet sei.199 Insgesamt wirft Jaspers dem Hamburger Ausschuss
vor, sich der Konsequenzen dessen, was aus der Reform erwachsen würde, nicht hin-
reichend bewusst zu sein. Dies gilt insbesondere für den als zentral herausgestellten
Vorschlag der Einrichtung eines Hochschulbeirats, Hochschulrats und Präsidenten des
Hochschulrats.200 Die eigentliche Überraschung an Jaspers’ Beurteilung des Hambur-

196 K. Jaspers: »Hochschulreform?«, in diesem Band, 229-330.
197 Ebd., 230.
198 Ebd., 233.
199 Ebd., 232.
200 Vgl. hierzu: »Gutachten zur Hochschulreform«, in: Westdeutsche Rektorenkonferenz (Hg.): Do-
kumente zur Hochschulreform, 315-324; »Aus dem Hamburger Gutachten zur Hochschulreform«,
in: Die Wandlung. Eine Monatsschrift, H. 4 (1949) 349-357, 350, 355.
 
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