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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0464
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Die Idee der Universität. Für die gegenwärtige Situation entworfen [1961]

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Weil die Bildungsuniversität nach dem Berliner Modell im Grunde die Struktur-
form der Gelehrtenrepublik des 18. Jahrhunderts bewahrte, sperrte sie sich zumal ge-
gen die Aufnahme der technischen Wissenschaften, die mit den Naturwissenschaf-
ten, seit Galilei mit dem Teleskop dem Geist das Auge schuf, so eng verflochten sind.
Die technischen Wissenschaften fanden ihre Zuflucht zuerst in den Kameral- und Ge-
werbeschulen und später, nach französischem Beispiel, in den Polytechnica, die dann
angesichts ihrer wachsenden Bedeutung gegen Ende des vorigen Jahrhunderts in Tech-
nische Hochschulen mit universitätsähnlichen Verfassungen umgewandelt wurden.
Die Gründung anderer Spezialfachhochschulen nach dem Modell der Technischen
Hochschulen aber führte später zu einer immer weiteren Aufspaltung der institutio-
nellen Repräsentation des Gesamtgeistes der modernen Wissenschaft, die für Wilhelm
von Humboldt das organisatorische Ziel seiner Universitätskonzeption gebildet hatte.
Die Tendenz zur institutionellen Verselbständigung einzelner Wissenschaftsberei-
che, denen der Typus der Fachhochschulen mit universitätsähnlichem Charakter sein
Entstehen verdankte, griff dann aber auch auf die Universität selber über und zerstörte
progressiv den von dieser formal immer noch behaupteten humanistischen Bildungs-
charakter idealistischer Provenienz. In eben dem Maße wie die Fachhochschulen und
die Forschungsgesellschaften und -anstalten an eigenständiger Bedeutung gewannen,
begann die Universität die ihr zukommende Bedeutung als Zentrum der Wissenschafts-
organisation einzubüßen und sich mehr und mehr in ein Konglomerat verschiedener
Fachhochschulen und sich verselbständigender Forschungsinstitute zu verwandeln.
| Neben den achtzehn Universitäten gibt es im Bundesgebiet heute acht Techni-
sche Hochschulen und sieben Teilhochschulen verschiedener Disziplinen mit uni-
versitätsähnlicher Verfassung, die zum Teil die Tendenz zeigen, auch andere Wissen-
schaftsgebiete an sich zu ziehen. Viele Forschungsgebiete sind heute doppelt an den
Universitäten und den Fachhochschulen vertreten. Dazu kommen acht weitere Spe-
zialhochschulen ohne universitätsähnliche Verfassung, fünf evangelische kirchliche
Hochschulen und zwölf katholische Philosophisch-Theologische Hochschulen. Von
den reinen Forschungsinstitutionen sind die vier Akademien der Wissenschaften und
die jetzt auch auf die Geisteswissenschaften ausgedehnten Forschungsinstitute der
Max Planck-Gesellschaft zu nennen. Daneben bestehen noch zahlreiche zweckgebun-
dene Forschungsgesellschaften des Staates und der Industrie. Nicht nur ist die Univer-
sität als geistige Mitte der neuzeitlichen Wissenschafts- und Bildungsorganisation im
ganzen, wie sie Wilhelm von Humboldt vorschwebte, in dieser Form aber niemals ver-
wirklicht wurde, zur Fiktion geworden, sondern sie droht heute darüber hinaus auch
funktionslos zu werden.
Denn was verbleibt ihr noch an Aufgaben, wenn es zutrifft, daß die ihr heute ab-
verlangte exakte Berufsausbildung wissenschaftlicher Fachkräfte in großer Zahl bes-
ser von wissenschaftlichen Fachschulen geleistet werden kann und daß die eigentli-
che Forschungsarbeit besser in den Instituten und Anstalten der reinen Forschung

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