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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2004 — 2004

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I. Das Geschäftsjahr 2004
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Gesamtsitzung am 31. Januar 2004
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Eibl, Josef: Sicherheit in der Technik - auf der Grundlage von Recht und Wahrscheinlichkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.66960#0052
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SITZUNGEN

WISSENSCHAFTLICHE SITZUNG
Die Herren Fritz Peter Knapp, Stefan Weinfurter und Friedemann Wenzel halten
ihre Antrittsreden.
Herr Josef Eibl hält einen Vortrag zum Thema „Sicherheit in der Technik — auf der
Grundlage von Recht und Wahrscheinlichkeit“.
Bereits in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden im Bauwesen ana-
lytische Bemessungsverfahren auf der Grundlage mathematischer Wahrscheinlichkeit
entwickelt resp. benutzt, um Baustrukturen sicher zu bemessen. Stark schwankende
Einwirkungen wie Lawinen, Erdbeben, Sturmböen oder Hochwasser können kaum
deterministisch sinnvoll quantifiziert werde. Deshalb werden wahrscheinlich einwir-
kende Lasten den ebenfalls streuenden Festigkeiten der geplanten Baustruktur
gegenübergestellt. Vergleichbare weiterentwickelte Methoden einer Risikoanalyse
werden inzwischen in fast allen Bereichen der Technik eingesetzt. Diese Entwick-
lung gipfelt derzeit wohl in den aufwendigen Sicherheitsanalysen für Kernkraft-
werke.
Demgegenüber bedient sich die Rechtsprechung bei der Verfolgung möglicher
Verursacher von Schäden aber einer weitgehend deterministischen Betrachtungs-
weise.
Diese Thematik war Gegenstand eines „Brain-Storming“ Vortrags des Verfas-
sers im Rahmen einer Gesamtsitzung der Akademie zu Beginn des Jahres. Es sollte
geprüft werden, ob Interesse besteht, derzeit existierende Unzulänglichkeiten an der
Schnittstelle zwischen Technik und Recht eingehender zu diskutieren. Diese dabei
vom Autor angesprochene Thematik wird nachfolgend kurz zusammengefasst.
Ziel jeder Neuentwicklungen in der Technik ist es, das angestrebte Ziel auch
mit entsprechender Sicherheit für die jeweilige Prozessumgebung bei einem Mini-
mum an Aufwand zu erreichen. Man stellt dazu die Aufwendungen für einen wahr-
scheinlichen Schaden im Falle eines Unfalles den Aufwendungen für entsprechende
Vorsorgemaßnahmen gegenüber. In aller Regel steigen erstere, will man die Scha-
densfolgen reduzieren, und umgekehrt. Eine entsprechende Entscheidung muss
getroffen werden.
Grundlage sind oftmals prognostizierende Wahrscheinlichkeitsanalysen der
Rückversicherer, basierend auf Unfällen bis hin zu Großkatastrophen, wie sie sich
z.B. in der chemischen Industrie u.a. in Seveso oder Mexiko City oder beim Versa-
gen von großen Staudämmen, der Kollision bzw. dem Absturz von Flugzeugen oder
bei Unfällen im Straßenverkehr ereignet haben.
Darauf aufbauend wird in gleicher Weise bei der Entwicklung völlig neuer
Techniken, wie z.B. im Bereich der Kernenergie zur Erzeugung elektrischer Ener-
gie vorgegangen. Schwer Rechnung zu tragen ist dabei und bei vergleichbaren Anla-
gen aber die unterschiedliche Risikoakzeptanz der Menschen, weil weitgehend irra-
tional. Risiken, von denen die Menschen glauben, sie selbst beeinflussen zu können,
werden weit eher akzeptiert, als solche denen die Menschen fremdbestimmt ausge-
setzt sind.
 
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