104 | ÖFFENTLICHE VERANSTALTUNGEN
BEGRÜSSUNG DURCH PETER GRAF KiELMANSEGG
Herr Präsident,
meine Damen und Herren Abgeordneten,
liebe Akademiemitglieder,
meine sehr verehrten Damen und Herren.
Ich will es kurz und bündig sagen: Ich freue mich hier zu sein, im Landtag, im poli-
tischen Zentrum des Landes Baden-Württemberg, dessen Akademie der Wissen-
schaften wir sind.
Ich bin dem Herrn Präsidenten und dem Präsidium des Landtags dafür dank-
bar, daß sie unsere Anregung zu einer Zusammenkunft zwischen dem Landtag und
der Akademie so bereitwillig aufgegriffen und uns die Tür zu dieser Begegnung
freundlich geöffnet haben.
Sie ist, wie mir scheint, überfällig. Es kann ja kein Zweifel daran bestehen, daß
das Gespräch zwischen Politik und Wissenschaft in der Welt des 21. Jahrhunderts
unerläßlicher denn je ist. Diese Welt und die Möglichkeiten des Handelns in ihr wer-
den sich — gerade auch für die Politik — immer weniger begreifen lassen, wenn das
Gespräch mit der Wissenschaft nicht gesucht und geführt wird. Es kann seinen
Zweck freilich nur erfüllen, wenn gewisse Regeln dabei beachtet werden, deren
wichtigste die ist, daß man in wechselseitiger Unabhängigkeit voneinander und in
wechselseitigem Respekt voreinander miteinander spricht. Das ist nicht nur an die
Adresse der Politik gesagt, die immer der Versuchung ausgesetzt ist, Wissenschaft für
ihre Zwecke einfach zu instrumentalisieren, es ist auch an die Adresse der Wissen-
schaft gesagt. Es gibt ja einen gesprächsfeindlichen Hochmut der Wissenschaft, der
sich zum Beispiel in der Weigerung äußern kann einzusehen, daß wissenschaftliche
Einsicht oft genug nicht geradewegs in politisches Handeln übersetzt werden kann.
Um einen geordneten, kontinuierlichen, von wechselseitigem Respekt getragenen
Dialog also geht es. Die Akademie der Wissenschaften könnte hierzulande ein Part-
ner dafür sein.
Der Eine oder Andere unter Ihnen wird, als die Einladung für heute abend auf
seinen Schreibtisch kam, vielleicht gar nicht gewußt haben, daß dieses Land eine
Akademie der Wissenschaften hat. Ich sage es deshalb mit einigem Nachdruck:
Baden-Württemberg hat eine Akademie der Wissenschaften, so wie andere deutsche
Länder auch — Bayern seine Bayerische Akademie der Wissenschaften, Sachsen die
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Berlin und Brandenburg die
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, um nur drei zu nennen, und
früher, vor langer Zeit, Preußen die berühmte Preußische Akademie der Wissen-
schaften. In dieser ins 18. Jahrhundert zurückreichenden Tradition hat auch die
Baden-Württembergische Akademie der Wissenschaften ihre Wurzeln. Ihren Sitz hat
sie in Heidelberg und das mag einer der Gründe dafür sein, daß das Land sich nicht
ganz leicht mit seiner Akademie tut. Anders herum formuliert: Daß man hier in
Stuttgart die Heidelberger Akademie der Wissenschaften nicht so ohne weiteres als
das, was sie ist, wahrnimmt, nämlich als die Akademie der Wissenschaften des Landes
Baden-Württemberg, mag auch damit zu tun haben, daß Württemberg, wenn ich
BEGRÜSSUNG DURCH PETER GRAF KiELMANSEGG
Herr Präsident,
meine Damen und Herren Abgeordneten,
liebe Akademiemitglieder,
meine sehr verehrten Damen und Herren.
Ich will es kurz und bündig sagen: Ich freue mich hier zu sein, im Landtag, im poli-
tischen Zentrum des Landes Baden-Württemberg, dessen Akademie der Wissen-
schaften wir sind.
Ich bin dem Herrn Präsidenten und dem Präsidium des Landtags dafür dank-
bar, daß sie unsere Anregung zu einer Zusammenkunft zwischen dem Landtag und
der Akademie so bereitwillig aufgegriffen und uns die Tür zu dieser Begegnung
freundlich geöffnet haben.
Sie ist, wie mir scheint, überfällig. Es kann ja kein Zweifel daran bestehen, daß
das Gespräch zwischen Politik und Wissenschaft in der Welt des 21. Jahrhunderts
unerläßlicher denn je ist. Diese Welt und die Möglichkeiten des Handelns in ihr wer-
den sich — gerade auch für die Politik — immer weniger begreifen lassen, wenn das
Gespräch mit der Wissenschaft nicht gesucht und geführt wird. Es kann seinen
Zweck freilich nur erfüllen, wenn gewisse Regeln dabei beachtet werden, deren
wichtigste die ist, daß man in wechselseitiger Unabhängigkeit voneinander und in
wechselseitigem Respekt voreinander miteinander spricht. Das ist nicht nur an die
Adresse der Politik gesagt, die immer der Versuchung ausgesetzt ist, Wissenschaft für
ihre Zwecke einfach zu instrumentalisieren, es ist auch an die Adresse der Wissen-
schaft gesagt. Es gibt ja einen gesprächsfeindlichen Hochmut der Wissenschaft, der
sich zum Beispiel in der Weigerung äußern kann einzusehen, daß wissenschaftliche
Einsicht oft genug nicht geradewegs in politisches Handeln übersetzt werden kann.
Um einen geordneten, kontinuierlichen, von wechselseitigem Respekt getragenen
Dialog also geht es. Die Akademie der Wissenschaften könnte hierzulande ein Part-
ner dafür sein.
Der Eine oder Andere unter Ihnen wird, als die Einladung für heute abend auf
seinen Schreibtisch kam, vielleicht gar nicht gewußt haben, daß dieses Land eine
Akademie der Wissenschaften hat. Ich sage es deshalb mit einigem Nachdruck:
Baden-Württemberg hat eine Akademie der Wissenschaften, so wie andere deutsche
Länder auch — Bayern seine Bayerische Akademie der Wissenschaften, Sachsen die
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Berlin und Brandenburg die
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, um nur drei zu nennen, und
früher, vor langer Zeit, Preußen die berühmte Preußische Akademie der Wissen-
schaften. In dieser ins 18. Jahrhundert zurückreichenden Tradition hat auch die
Baden-Württembergische Akademie der Wissenschaften ihre Wurzeln. Ihren Sitz hat
sie in Heidelberg und das mag einer der Gründe dafür sein, daß das Land sich nicht
ganz leicht mit seiner Akademie tut. Anders herum formuliert: Daß man hier in
Stuttgart die Heidelberger Akademie der Wissenschaften nicht so ohne weiteres als
das, was sie ist, wahrnimmt, nämlich als die Akademie der Wissenschaften des Landes
Baden-Württemberg, mag auch damit zu tun haben, daß Württemberg, wenn ich