Anthony D. Ho | 131
Diese Entwicklung hatte allerdings auch gute Seiten: Durch den enormen
Wettbewerbsdruck waren alle Krankenhäuser, einschließlich der Unikliniken,
gezwungen, eine freundliche und kundenorientierte Atmosphäre herzustellen. Das
fing schon am Eingang der Klinik an. Die Frage „May I help you?“ vermittelt den
Besuchern nicht nur einen positiven Eindruck sondern ist auch als Mahnung an das
Personal selbst zu verstehen: Du arbeitest hier nicht nur für dich und deine Verwirk-
lichung, du bist vor allem für andere da.
Im März 1998 wurde ich als Ordinarius an die Abteilung Innere Medizin V der
Universität Heidelberg berufen. Gereift durch sehr viel Erfahrung bin ich wieder
dort gelandet, wo die Wiege meines Berufslebens stand. Mit der Institution Heidel-
berger Poliklinik bin ich sehr verbunden. Die Poliklinik Heidelberg wurde 1805
gegründet und hat eine sehr bewegte Geschichte. Während meiner Lehrjahre bei
Herrn Prof. Hunstein, meinem Lehrer und Mentor, hat die Institution sich von einer
allgemein-internistisch orientierten Poliklinik zu einer Fachabteilung mit den
Schwerpunkten Hämatologie, Onkologie (Erkrankungen des Blutes und bösartiger
Krankheiten) sowie Rheumatologie entwickelt.
Wir haben uns seit 1982 mit der Blutstammzellforschung befasst. Eine Einheit
für die autologe Knochenmarktransplantation wurde im Jahr 1983 aufgebaut. Schon
zwei Jahre darauf, im Jahre 1985, hatten wir weltweit als eine der ersten Gruppen
über die erfolgreiche Anwendung der im Blut zirkulierenden Stammzellen für die
Transplantation berichtet. Wie sich schnell herausstellte, bot die periphere Blut-
stammzelltransplantation einige Vorteile, wie zum Beispiel eine erhebliche Verkür-
zung der Erholungszeit und eine einfachere Gewinnung aus dem peripheren Blut
ohne Vollnarkose. Seitdem ist die Abteilung eines der größten autologen Transplan-
tations-Zentren in der Bundesrepublik.
In jüngster Zeit haben einige Forschergruppen entdeckt, dass eine Vielzahl von
Stammzellen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien im Knochenmark zu finden
sind. Diese entwickeln sich nicht nur zu Blutzellen, sondern auch zu Zellen anderer
Gewebearten: Knochen- und Knorpelzellen, Sehnen-, Muskel- und Leber- sowie
Nervenzellen. Diese so genannte Transdifferenzierung wurde vor allem im Maus-
modell gezeigt. Wie gut dies mit menschlichen Blutstammzellen gelingt, ist noch
unklar.
Wir beschäftigen uns in Heidelberg besonders mit grundlegenden Fragestel-
lungen, wie Steuerung der Zellteilung und Wechselwirkung mit der Nische. Dazu
haben wir das Verhalten der Stammzellen beobachtet. Mit Hilfe von Imaging Tech-
nologie haben wir das Verhalten von Stammzellen, einzeln oder in Gruppen, festge-
halten. Das Ergebnis ist faszinierend. Sie sind gesellig, gedeihen nur in Gruppen,
brauchen sowohl homotypische als auch heterotypische Wechselwirkung mit den
Nischen und mit anderen Kulturen. Wir haben gezeigt, dass die Entwicklung der
Blutstammzelle ganz entscheidend vom Umfeld bzw. Microenvironment abhängt.
Erst durch Kontakte mit den umgebenden Zelleni werden die Stammzellen
„geschult“ und entscheiden sich, welche Funktionen sie übernehmen, bzw. welchen
Ausreifungsweg sie einschlagen wollen. Analog den Menschen in der Gesellschaft
können sie sich nur in einem (Bio-)System entfalten und nicht als Einzelgänger.
Diese Entwicklung hatte allerdings auch gute Seiten: Durch den enormen
Wettbewerbsdruck waren alle Krankenhäuser, einschließlich der Unikliniken,
gezwungen, eine freundliche und kundenorientierte Atmosphäre herzustellen. Das
fing schon am Eingang der Klinik an. Die Frage „May I help you?“ vermittelt den
Besuchern nicht nur einen positiven Eindruck sondern ist auch als Mahnung an das
Personal selbst zu verstehen: Du arbeitest hier nicht nur für dich und deine Verwirk-
lichung, du bist vor allem für andere da.
Im März 1998 wurde ich als Ordinarius an die Abteilung Innere Medizin V der
Universität Heidelberg berufen. Gereift durch sehr viel Erfahrung bin ich wieder
dort gelandet, wo die Wiege meines Berufslebens stand. Mit der Institution Heidel-
berger Poliklinik bin ich sehr verbunden. Die Poliklinik Heidelberg wurde 1805
gegründet und hat eine sehr bewegte Geschichte. Während meiner Lehrjahre bei
Herrn Prof. Hunstein, meinem Lehrer und Mentor, hat die Institution sich von einer
allgemein-internistisch orientierten Poliklinik zu einer Fachabteilung mit den
Schwerpunkten Hämatologie, Onkologie (Erkrankungen des Blutes und bösartiger
Krankheiten) sowie Rheumatologie entwickelt.
Wir haben uns seit 1982 mit der Blutstammzellforschung befasst. Eine Einheit
für die autologe Knochenmarktransplantation wurde im Jahr 1983 aufgebaut. Schon
zwei Jahre darauf, im Jahre 1985, hatten wir weltweit als eine der ersten Gruppen
über die erfolgreiche Anwendung der im Blut zirkulierenden Stammzellen für die
Transplantation berichtet. Wie sich schnell herausstellte, bot die periphere Blut-
stammzelltransplantation einige Vorteile, wie zum Beispiel eine erhebliche Verkür-
zung der Erholungszeit und eine einfachere Gewinnung aus dem peripheren Blut
ohne Vollnarkose. Seitdem ist die Abteilung eines der größten autologen Transplan-
tations-Zentren in der Bundesrepublik.
In jüngster Zeit haben einige Forschergruppen entdeckt, dass eine Vielzahl von
Stammzellen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien im Knochenmark zu finden
sind. Diese entwickeln sich nicht nur zu Blutzellen, sondern auch zu Zellen anderer
Gewebearten: Knochen- und Knorpelzellen, Sehnen-, Muskel- und Leber- sowie
Nervenzellen. Diese so genannte Transdifferenzierung wurde vor allem im Maus-
modell gezeigt. Wie gut dies mit menschlichen Blutstammzellen gelingt, ist noch
unklar.
Wir beschäftigen uns in Heidelberg besonders mit grundlegenden Fragestel-
lungen, wie Steuerung der Zellteilung und Wechselwirkung mit der Nische. Dazu
haben wir das Verhalten der Stammzellen beobachtet. Mit Hilfe von Imaging Tech-
nologie haben wir das Verhalten von Stammzellen, einzeln oder in Gruppen, festge-
halten. Das Ergebnis ist faszinierend. Sie sind gesellig, gedeihen nur in Gruppen,
brauchen sowohl homotypische als auch heterotypische Wechselwirkung mit den
Nischen und mit anderen Kulturen. Wir haben gezeigt, dass die Entwicklung der
Blutstammzelle ganz entscheidend vom Umfeld bzw. Microenvironment abhängt.
Erst durch Kontakte mit den umgebenden Zelleni werden die Stammzellen
„geschult“ und entscheiden sich, welche Funktionen sie übernehmen, bzw. welchen
Ausreifungsweg sie einschlagen wollen. Analog den Menschen in der Gesellschaft
können sie sich nur in einem (Bio-)System entfalten und nicht als Einzelgänger.