Rainer Altherr I 141
Die Rückkehr in das herbstlich trübe Braunschweig im November 1980 war
einerseits von Wehmut begleitet, andererseits freute mich das Wiedersehen mit den
Kollegen. Zudem hatte ich ein klares Ziel, die Habilitation. Während ich mit der
Abfassung meiner Habilitationsschrift über die neogenen Granite der Zentral-Ägäis
befaßt war, erfuhr ich von der Ausschreibung einer C3-Professur für Petrologie an
der Universität Karlsruhe. Da meine Frau - wir hatten 1977 geheiratet - auch aus
badischen Landen stammt, bedurfte es keiner langen Überlegung: Ende 1981, einen
Tage vor dem Bewerbungsschluß, reichte ich meine Habiliationsschrift bei der Nat.-
Math. Fakultät der TU Braunschweig ein und begab mich anschließend sofort zum
Postamt, um meine Bewerbungsunterlagen einschließlich der Bescheinigung über
das eingeleitete Habilitationsverfahren an die Universität Karlsruhe abzuschicken.
Ich hatte Glück und wurde zum Vortrag eingeladen, und ich hatte nochmals Glück
und wurde berufen.
An der Universität Karlsruhe wurde ich sogleich mit dem sich in der ersten
Förderperiode befindlichen Sonderforschungsbereich 108 konfrontiert. Dieser SFB
befaßte sich mit dem für mich völlig neuen Thema ,,Spannung und Spannungsab-
bau in der Lithosphäre“, wobei die Entstehung von Grabensystemen im Mittelpunkt
stand. Sprecher des SFB war Karl Fuchs, ebenfalls Mitglied unserer Akademie. Bis zu
diesem Zeitpunkt hatte ich mich noch nicht näher mit der Entstehung der großen
Grabensysteme auf unserem Planeten befaßt, da mich Prozesse, die mit der Kollisi-
on kontinentaler Lithosphärenplatten und der Entstehung von Gebirgen verknüpft
sind, weitaus stärker gefesselt hatten. Da sich der SFB damals nicht nur den Rhein-
graben, sondern auch den Bereich des Roten Meeres, eines in der Entstehung
begriffenen Ozeans, als Studienobjekt auserkoren hatte, gab es für mich nicht viel zu
überlegen und ich entschloß mich sehr schnell dazu, in dem SFB mitzuwirken. In
der Folge konzentrierte ich meine Forschungen auf die Frage, welche Faktoren bei
der Zerteilung von Kontinenten die chemische Zusammensetzung und die Menge
geförderter Magmen steuern. So ganz nebenbei genoß ich auch noch die wunder-
schöne Natur, wobei die Steinwüsten des westlichen Teils der Arabischen Halbinsel
und die Korallenriffe am Roten Meer im Vordergrund standen. Später suchten wir
uns dann im SFB 108 auch noch die Grabensysteme im Französischen Zentralmas-
siv und in Ostafrika als Studienobjekte aus. Die Aufenthalte in Kenia waren für mich
nicht nur wegen der spektakulären Natur, sondern auch wegen der unterschied-
lichen Kulturen faszinierend. Nie vergessen werde ich meinen Aufenthalt in den
Gipfelregionen des Mount Kenia. Noch heute untersuche ich mit meiner Arbeits-
gruppe die damals in Kenia aufgesammelten Gesteinsfragmente aus dem Erdmantel,
die durch aufsteigende Magmen an die Erdoberfläche gebracht wurden.
1994 nahm ich den Ruf auf eine C4-Professur für Allgemeine Mineralogie
und Petrologie an die Ruperto Carola in Heidelberg an. Es war für mich eine große
menschliche und fachliche Herausforderung dazu beizutragen, daß die im Institut
arbeitenden Menschen zu einem der Wissenschaft dienenden, gut funktionierenden
Team vereint wurden.
Zum Schluß möchte ich Ihnen noch kurz die Forschungsfelder näher bringen,
die mich derzeit besonders beschäftigen.Vor etlichen Monaten hat Ihnen Herr Kol-
Die Rückkehr in das herbstlich trübe Braunschweig im November 1980 war
einerseits von Wehmut begleitet, andererseits freute mich das Wiedersehen mit den
Kollegen. Zudem hatte ich ein klares Ziel, die Habilitation. Während ich mit der
Abfassung meiner Habilitationsschrift über die neogenen Granite der Zentral-Ägäis
befaßt war, erfuhr ich von der Ausschreibung einer C3-Professur für Petrologie an
der Universität Karlsruhe. Da meine Frau - wir hatten 1977 geheiratet - auch aus
badischen Landen stammt, bedurfte es keiner langen Überlegung: Ende 1981, einen
Tage vor dem Bewerbungsschluß, reichte ich meine Habiliationsschrift bei der Nat.-
Math. Fakultät der TU Braunschweig ein und begab mich anschließend sofort zum
Postamt, um meine Bewerbungsunterlagen einschließlich der Bescheinigung über
das eingeleitete Habilitationsverfahren an die Universität Karlsruhe abzuschicken.
Ich hatte Glück und wurde zum Vortrag eingeladen, und ich hatte nochmals Glück
und wurde berufen.
An der Universität Karlsruhe wurde ich sogleich mit dem sich in der ersten
Förderperiode befindlichen Sonderforschungsbereich 108 konfrontiert. Dieser SFB
befaßte sich mit dem für mich völlig neuen Thema ,,Spannung und Spannungsab-
bau in der Lithosphäre“, wobei die Entstehung von Grabensystemen im Mittelpunkt
stand. Sprecher des SFB war Karl Fuchs, ebenfalls Mitglied unserer Akademie. Bis zu
diesem Zeitpunkt hatte ich mich noch nicht näher mit der Entstehung der großen
Grabensysteme auf unserem Planeten befaßt, da mich Prozesse, die mit der Kollisi-
on kontinentaler Lithosphärenplatten und der Entstehung von Gebirgen verknüpft
sind, weitaus stärker gefesselt hatten. Da sich der SFB damals nicht nur den Rhein-
graben, sondern auch den Bereich des Roten Meeres, eines in der Entstehung
begriffenen Ozeans, als Studienobjekt auserkoren hatte, gab es für mich nicht viel zu
überlegen und ich entschloß mich sehr schnell dazu, in dem SFB mitzuwirken. In
der Folge konzentrierte ich meine Forschungen auf die Frage, welche Faktoren bei
der Zerteilung von Kontinenten die chemische Zusammensetzung und die Menge
geförderter Magmen steuern. So ganz nebenbei genoß ich auch noch die wunder-
schöne Natur, wobei die Steinwüsten des westlichen Teils der Arabischen Halbinsel
und die Korallenriffe am Roten Meer im Vordergrund standen. Später suchten wir
uns dann im SFB 108 auch noch die Grabensysteme im Französischen Zentralmas-
siv und in Ostafrika als Studienobjekte aus. Die Aufenthalte in Kenia waren für mich
nicht nur wegen der spektakulären Natur, sondern auch wegen der unterschied-
lichen Kulturen faszinierend. Nie vergessen werde ich meinen Aufenthalt in den
Gipfelregionen des Mount Kenia. Noch heute untersuche ich mit meiner Arbeits-
gruppe die damals in Kenia aufgesammelten Gesteinsfragmente aus dem Erdmantel,
die durch aufsteigende Magmen an die Erdoberfläche gebracht wurden.
1994 nahm ich den Ruf auf eine C4-Professur für Allgemeine Mineralogie
und Petrologie an die Ruperto Carola in Heidelberg an. Es war für mich eine große
menschliche und fachliche Herausforderung dazu beizutragen, daß die im Institut
arbeitenden Menschen zu einem der Wissenschaft dienenden, gut funktionierenden
Team vereint wurden.
Zum Schluß möchte ich Ihnen noch kurz die Forschungsfelder näher bringen,
die mich derzeit besonders beschäftigen.Vor etlichen Monaten hat Ihnen Herr Kol-