Tagung „Die Weltchronik des Johannes Malalas. Quellenfragen
Eustathios von Epiphaneia als Quelle des Malalas: Einige Spuren der Benutzung
dieses bedeutenden mehrteiligen Werks seien wohl in den Büchern XIV und XV
der Chronik zu finden; die Hypothese einer ausgedehnten (und geradezu sklavi-
schen) Abhängigkeit sei jedoch abzulehnen. Pauline Allen (Brisbane) konnte aus
gesundheitlichen Gründen nicht an der Tagung teilnehmen. Ihr von Fabian Schulz
(Tübingen/Heidelberg) verlesener Vortrag verfolgte das Ziel, die Chronik des Ma-
lalas in der lang anhaltenden und hitzig geführten Debatte um die Beschlüsse des
Konzils von Chalkedon (451 n. Chr.) besser zu verorten.
Ganze fünf Beiträge umfasste die vierte und letzte Sektion unter dem Titel
„Vielzahl und Formen der von Malalas genutzten Quellen“; sie bot damit noch
einmal eine Art Rundschau über die nicht wenigen für die Chronik nachgewie-
senen Quellenarten und ließ Gedanken über weitere mögliche Typologien zu.
Michael Kulikowski (Penn State University) machte es sich zur Aufgabe, eine ver-
breitete Meinung der Malalas-Forschung - die Abhängigkeit des Malalas von den
antiochenischen Stadtarchiven - zu revidieren. Er hob hervor, dass die Quellen-
lage zur Existenz dieser Archive sehr dünn sei, was eine Überprüfung ihrer even-
tuellen Relevanz für Malalas erschwere. Dieser Skepsis schloss sich Roger Scott
(Melbourne) an, der in seinem Beitrag „The Sources Used by Malalas in the Con-
temporary Books of His Chronicle“ auf die Notwendigkeit einer ,zentrifugalen4,
d. h. in alle Richtungen offenen Behandlung der komplizierten Quellenproble-
matik bei Malalas hinwies. Eine Illustration des von Scott empfohlenen Ansatzes
gab der nachfolgende Beitrag von Christine Radtki (Tübingen/Heidelberg): Sie
spürte möglichen oralen Quellen des Malalas nach und konnte einige Passagen
aus den zeitgeschichtlichen Büchern (wie z. B. die berühmte Kurzgeschichte des
verarmten comes domesticus Eulalios und seiner Töchter in XVIII 23) auf mündli-
che Informanten zurückführen, die offenbar die ideologische Tendenz der Chronik
mitbestimmten. Peter van Nuffelen (Gent) kam in seinem Beitrag zu „Malalas
and the Chronicle Tradition, Again“ zurück zu den schriftlichen Quellen und griff
erneut die Frage des Verhältnisses zwischen Malalas und den Verfassern früherer
Lokalchroniken auf. Van Nuffelen möchte die von Malalas selbst in der Praefatio
gegebene Quellenliste ernst nehmen und lehnte das Misstrauen der modernen
Malalas-Forschung als letztlich unbegründet ab.
Das letzte Panel bestritten Laura Carrara (Tübingen) und Fabian Schulz
(Tübingen/Heidelberg). Laura Carrara arbeitete die rhetorische Färbung einer
langen Erdbebenbeschreibung in der Chronik (XVII 16) heraus und führte sie
auf die Benutzung einer entsprechenden rhetorischen Vorlage zurück. Sie schlug
somit vor, die Palette der Quellen des Malalas um eine neue literarische Schrift
zu ergänzen. Fabian Schulz widmete sich der Untersuchung von Orakelsprüchen
theosophischen Inhalts in den früheren Büchern der Chronik. Dabei ließ er die
möglichen direkten und indirekten Quellen des Malalas für diese Materialgattung
Revue passieren (von der Chronik des Timotheos bis zu theosophischen Orakel-
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Eustathios von Epiphaneia als Quelle des Malalas: Einige Spuren der Benutzung
dieses bedeutenden mehrteiligen Werks seien wohl in den Büchern XIV und XV
der Chronik zu finden; die Hypothese einer ausgedehnten (und geradezu sklavi-
schen) Abhängigkeit sei jedoch abzulehnen. Pauline Allen (Brisbane) konnte aus
gesundheitlichen Gründen nicht an der Tagung teilnehmen. Ihr von Fabian Schulz
(Tübingen/Heidelberg) verlesener Vortrag verfolgte das Ziel, die Chronik des Ma-
lalas in der lang anhaltenden und hitzig geführten Debatte um die Beschlüsse des
Konzils von Chalkedon (451 n. Chr.) besser zu verorten.
Ganze fünf Beiträge umfasste die vierte und letzte Sektion unter dem Titel
„Vielzahl und Formen der von Malalas genutzten Quellen“; sie bot damit noch
einmal eine Art Rundschau über die nicht wenigen für die Chronik nachgewie-
senen Quellenarten und ließ Gedanken über weitere mögliche Typologien zu.
Michael Kulikowski (Penn State University) machte es sich zur Aufgabe, eine ver-
breitete Meinung der Malalas-Forschung - die Abhängigkeit des Malalas von den
antiochenischen Stadtarchiven - zu revidieren. Er hob hervor, dass die Quellen-
lage zur Existenz dieser Archive sehr dünn sei, was eine Überprüfung ihrer even-
tuellen Relevanz für Malalas erschwere. Dieser Skepsis schloss sich Roger Scott
(Melbourne) an, der in seinem Beitrag „The Sources Used by Malalas in the Con-
temporary Books of His Chronicle“ auf die Notwendigkeit einer ,zentrifugalen4,
d. h. in alle Richtungen offenen Behandlung der komplizierten Quellenproble-
matik bei Malalas hinwies. Eine Illustration des von Scott empfohlenen Ansatzes
gab der nachfolgende Beitrag von Christine Radtki (Tübingen/Heidelberg): Sie
spürte möglichen oralen Quellen des Malalas nach und konnte einige Passagen
aus den zeitgeschichtlichen Büchern (wie z. B. die berühmte Kurzgeschichte des
verarmten comes domesticus Eulalios und seiner Töchter in XVIII 23) auf mündli-
che Informanten zurückführen, die offenbar die ideologische Tendenz der Chronik
mitbestimmten. Peter van Nuffelen (Gent) kam in seinem Beitrag zu „Malalas
and the Chronicle Tradition, Again“ zurück zu den schriftlichen Quellen und griff
erneut die Frage des Verhältnisses zwischen Malalas und den Verfassern früherer
Lokalchroniken auf. Van Nuffelen möchte die von Malalas selbst in der Praefatio
gegebene Quellenliste ernst nehmen und lehnte das Misstrauen der modernen
Malalas-Forschung als letztlich unbegründet ab.
Das letzte Panel bestritten Laura Carrara (Tübingen) und Fabian Schulz
(Tübingen/Heidelberg). Laura Carrara arbeitete die rhetorische Färbung einer
langen Erdbebenbeschreibung in der Chronik (XVII 16) heraus und führte sie
auf die Benutzung einer entsprechenden rhetorischen Vorlage zurück. Sie schlug
somit vor, die Palette der Quellen des Malalas um eine neue literarische Schrift
zu ergänzen. Fabian Schulz widmete sich der Untersuchung von Orakelsprüchen
theosophischen Inhalts in den früheren Büchern der Chronik. Dabei ließ er die
möglichen direkten und indirekten Quellen des Malalas für diese Materialgattung
Revue passieren (von der Chronik des Timotheos bis zu theosophischen Orakel-
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