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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2015 — 2016

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A. Das akademische Jahr 2015
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III. Veranstaltungen
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Grätz, Katharina: Nietzsche zwischen Philosophie und Literatur: von der Fröhlichen Wissenschaft zu Also sprach Zarathustra
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https://doi.org/10.11588/diglit.55653#0122
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III. Veranstaltungen

Katharina Grätz (Freiburg) wandte sich im ersten Vortrag der zweiten Sektion,
die Also sprach Zarathustra galt, der von der bisherigen Forschung vernachlässigten
Frage nach der Konzeption und Darstellung Zarathustras als einer literarisch-fik-
tionalen Figur zu. Mit den begrifflichen Instrumenten literaturwissenschaftlicher
Figurenanalyse untersuchte sie die spezifische Modellierung des Protagonisten
und wies markante Unterschiede zu zeitgenössischen literarischen Strategien der
Figurendarstellung auf
Vor dem Hintergrund von Nietzsches Konzeption des Dithyrambus, die er
selbst im Zarathustra idealtypisch realisiert sah, untersuchte Wolfram Groddeck
(Zürich) in seinem Vortrag einen der ,Gesänge‘ Zarathustras: Das Nachtlied. In
einer akribischen Mikrolektüre vor allem der Eingangsverse legte Groddeck die
metrischen und rhetorischen Gestaltungsweisen von Nietzsches Text dar und
verdeutlichte so die kunstvolle literarische Komposition dieses philosophischen
Gedichts4.
Der Vortrag von Friederike Felicitas Günther (Würzburg) beschäftigte sich
in einem weiter gefassten Sinn mit der Dichtersprache Zarathustras, die mit anderen
lyrisch-poetologischen Texten Nietzsches in Beziehung gesetzt wurden, insbeson-
dere mit Gedichten aus den Idyllen aus Messina bzw. den Liedern des Prinzen Vogelfrei.
Zusätzliche Kontur erhielten die poetischen Qualitäten von Nietzsches Sprache
durch den Vergleich mit der Lyrik des Symbolismus (Rilke).
Werner Stegmaier (Greifswald) widmete sich Zarathustras philosophischer Inter-
pretation des ,Mitternachts-Lieds‘, die das im dritten Teil des Zarathustra enthaltene
Gedicht im vierten Teil einer retrospektiven Selbstdeutung unterzieht. Stegmai-
er rückte diese Selbstauslegung in den Horizont einer ,Philosophie der Orientie-
rung4; verhandelt werde in Zarathustras Selbstinterpretation die Rolle der „höheren
Menschen“, die vor die Aufgabe der ,Erdregierung4 gestellt würden, ohne jedoch
in ihrem Denken schon frei genug dafür zu sein.
Unter der Titelformulierung Versteckte Mythen und Anspielungen präsentierte
Vivetta Vivarelli (Florenz) eine Reihe bislang unbekannter intertextueller Bezüge
des Zarathustra zu philosophischen und literarischen Werken anderer Autoren. Im
Einzelnen wies Vivarelli auf motivische Parallelen zu Schopenhauers Welt als Wille
und Vorstellung, zum Agamemnon des Aischylos, zu Schillers Räubern, zu Heines
später Lyrik sowie zum Libretto von Bizets Oper Carmen hin und zeigte, wie
sich solche Anspielungen für die Interpretation des Zarathustra fruchtbar machen
lassen.
Den Auftakt der letzten Sektion, die über Die fröhliche Wissenschaft und Also
sprach Zarathustra hinausgehend Aspekte der Verschränkung von Philosophie und
Literatur im Werk Nietzsches in den Blick nahm, bildete der Vortrag von Claus
Zittel (Stuttgart). Zittel ging der Frage nach, ob bzw. inwiefern die bei Nietzsche
immer wieder zu findende Textsorte des (Kurz-)Dialogs als philosophische Form zu

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