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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2015 — 2016

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A. Das akademische Jahr 2015
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III. Veranstaltungen
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Zeilinger, Anton: Verschränkte Photonen: von Einsteins Kritik an der Quantenphysik
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55653#0147
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Anton Zeilinger „Verschränkung - ein Quantenrätsel für jedermann

unserer Vorstellung von räumlicher Trennung falsch ist. Zwei Orte, die uns als sehr
getrennt erscheinen, wären für Quantensysteme nicht getrennt. Ein Quantensy-
stem, das aus zwei oder mehr verschränkten Teilchen besteht, bleibt ein Ganzes,
unabhängig davon, wie weit die einzelnen Komponenten des Systems voneinander
getrennt sind. Man könnte aber auch ganz einfach annehmen, dass die verschie-
denen Teile des Apparats Information mit unendlich großer Geschwindigkeit aus-
tauschen.
Ein Zusammenbruch der dritten Annahme würde bedeuten, dass man nur
dann über Eigenschaften von Systemen sprechen darf, wenn sie tatsächlich be-
obachtet werden. Einfach ausgedrückt: die Frage „Was wäre, wenn?“ wäre illegal.
Dies widerspräche aber mit Sicherheit unserer Alltagserfahrung. Wir steuern unser
Verhalten ja immer in der Weise, dass wir verschiedene Alternativen überlegen und
bestimmte wegen der möglichen Konsequenzen ausschließen. Um zu wissen, was
geschieht, wenn man beispielsweise eine dicht befahrene Autobahn zur Hauptver-
kehrszeit mit geschlossenen Augen überquert, ist es nicht unbedingt notwendig,
dieses Experiment tatsächlich durchzuführen.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt besteht über die philosophische Frage, nämlich
die Frage, was die philosophischen Konsequenzen der Verletzung der Bell’schen
Ungleichung sind, keine Übereinstimmung darüber, welche Position man statt-
dessen anzunehmen hat. Während Experimente klar ergeben haben, dass der lo-
kale Realismus eine unhaltbare Position ist, ist nicht klar, welche philosophische
Position man stattdessen annehmen kann. Die meisten Physiker interpretieren die
Verletzung der Bell’schen Ungleichung in der Weise, dass sie sagen, die Quanten-
physik sei nichtlokal. Diese Nichtlokalität ist genau das, was Albert Einstein als
spukhaft bezeichnet hat, da wie durch einen Spuk die Messung an einem Teilchen
das andere beeinflusst.
Die andere Möglichkeit wäre, das Bild einer Wirklichkeit aufzugeben, die in
jeder Weise unabhängig von uns existiert. Dies würde bedeuten, dass wir durch
unsere Messung, durch unsere Entscheidung, welche Messung wir durchführen,
einen wesentlichen Einfluss darauf ausüben, was Wirklichkeit sein kann. Es gibt
tatsächlich Hinweise darauf, dass dies wahrscheinlich die bessere Antwort ist. Das
signifikanteste Resultat in diesem Zusammenhang ist das sog. Kochen-Specker-
Paradoxons [6]. Es würde zu weit gehen, dies hier im Detail zu erläutern. Das
Resultat muss uns jetzt ausreichen. Seine Aussage ist, dass es auch für einzelne
Quantensysteme nicht möglich ist, ihnen Elemente der Realität zuzuordnen, die
alle experimentellen Resultate erklären. Da Kochen und Specker nur Messungen
an einzelnen Quantenteilchen betrachten, kommt die Lokalitätsannahme naturge-
mäß gar nicht zum Tragen.
Im Prinzip wäre aber noch eine ganz andere, extreme Position trag- bar, oder
zumindest denkbar. Dies wäre die Annahme eines totalen Determinismus. In die-
sem Fall wäre alles vorherbestimmt, einschließlich der Entscheidungen des Beob-

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