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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2015 — 2016

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C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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II. Das WIN-Kolleg
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Fünfter Forschungsschwerpunkt „Neue Wege der Verflechtung von Natur- und Geisteswissenschaften“
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1. Zeiten des Umbruchs? Gesellschaftlicher und naturräumlicher Wandel am Beginn der Bronzezeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.55653#0256
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1. Zeiten des Umbruchs (WIN-Programm)

Material und Methoden
Während der ersten beiden Projektjahre standen die archäologische Auswertung
und naturwissenschaftliche Beprobung der 390 Bestattungen des Endneolithi-
kums sowie der frühen Bronzezeit und beginnenden Mittelbronzezeit aus der
Region Augsburg im Zentrum unseres Kollegs. Im Rahmen der naturwissen-
schaftlichen Analysen haben wir umfangreiche Serien von Gräbern radiokarbon-
datiert und mit Hilfe von Isotopenanalysen am menschlichen Skelettmaterial und
Bleiisotopen- und Spurenelementuntersuchungen an den Metallfunden aus den
Gräbern die Reisewege der Menschen, der Rohstoffe und der Fertigprodukte
nachzuvollziehen versucht. Die Sequenzierung der mitochondrialen DNA er-
laubte wichtige Einblicke in maternale Verwandtschaftsbeziehungen zwischen
den bestatteten Individuen innerhalb der Gräberfelder sowie zwischen den ein-
zelnen Gräberfeldern entlang der Lössterasse südlich von Augsburg und sogar
über die Epochengrenze zwischen Steinzeit und Bronzezeit hinweg. Diese ersten
Ergebnisse haben wir im letzten Jahresbericht bereits kurz erläutert und das ver-
gangene Jahr dementsprechend der weiteren Auswertung der Ergebnisse gewid-
met, um sie zeitnah zur Publikation bringen zu können.
Chronologische Abfolge
Es gelang uns, zunächst die Auswertung der Radiokarbondatierungen in zwei Ar-
tikeln vorzulegen, die bereits 2015 publiziert wurden und für sehr viel Aufsehen
in der Archäologie, aber auch den Medien und der Öffentlichkeit gesorgt haben
(s. Publ.). Umfassende Berichte zu den von uns in der Onlinezeitschrift Plos One
publizierten Ergebnissen erschienen unter anderem in „Der Tagesspiegel“, „Die
Welt“, der „Allgäuer Zeitung“, der „Augsburger Allgemeine“ und dem Weser-
Kurier“ sowie in mehreren Online-Foren. Grund hierfür war, dass wir erfolgreich
das bislang dominierende Narrativ von der kontinuierlichen Entwicklung von ein-
fachen, gehämmerten Bronzen zu komplex gegossenen Bronzen in Mitteleuropa
widerlegt haben. Die von uns vorgeschlagene Verschiebung des Beginns der
Mittelbronzezeit von ca. 1550 v. Chr. auf ca. 1700/1650 v. Chr. hat weitreichende,
überregionale Konsequenzen. Sollte sie sich auf breiterer Datengrundlage bestäti-
gen, würde daraus folgen, dass die bislang an das Ende der Frühbronzezeit datierten
Niederlegungen wichtiger Hortfunde (insbesondere des Hortes von Ncbra mit der
Himmelsscheibe zwischen 1639 und 1401 v. Chr. mit 95.4 % Wahrscheinlichkeit),
das Entstehen eines Südskandinavien und das Karpatenbecken verbindende Aus-
tauschnetzwerk und der damit verbundene Beginn der skandinavischen Bronze-
zeit nicht mehr mit dem Ende der süddeutschen Frühbronzezeit zu verbinden
wären, sondern bereits mit der süddeutschen Mittelbronzezeit. Dementsprechend
wäre anzunehmen, dass auch die frühbronzezeitliche Aunjetitzer Kultur in Mit-

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