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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2015 — 2016

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C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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II. Das WIN-Kolleg
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Sechster Forschungsschwerpunkt „Messen und Verstehen der Welt durch die Wissenschaft“
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12. Wissen(schaft), Zahl und Macht. Zeitgenössische Politik zwischen Rationalisierung und Zahlenhörigkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.55653#0294
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12. Wissen(schaft), Zahl und Macht (WIN-Programm)

es, zu einem besseren Verständnis des komplexen Verhältnisses von Wissenschaft
und Politik beizutragen und zugleich Anregungen für eine künftig angemessenere
Ausgestaltung dieses Verhältnisses zu geben.
Zum Zwecke der Operationalisierung untergliedert sich das Forschungspro-
jekt in drei sich ergänzende Sektionen, deren Ergebnisse die Grundlage für die
abschließenden Schlussfolgerungen und Empfehlungen bilden sollen:
I. Historische Genese des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik
II. Wissenschaft und zeitgenössische Politik
III. Fallstudie - Europäische Bildungspolitik
Sektion I: Historische Genese des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik
Bereits das 19. Jahrhundert brachte zahlreiche Rationalisierungsprozesse mit sich,
die unter anderem in der Gründung statistischer Büros und Fachgesellschaften
ihren Ausdruck fanden. Zugleich differenzierten sich statistische Methoden aus, mit
denen zahlreiche Erhebungen über Staat und Bevölkerung durchgeführt werden
konnten. Der kanadische Wissenschaftshistoriker und -philosoph Ian Hacking
betont, dass bereits im 19. Jahrhundert eine „Lawine der gedruckten Zahlen“
ausgelöst wurde. Im 20. Jahrhundert setzte sich der Siegeszug gesellschaftlicher
Rationalisierung fort und weitete sich auf immer weitere gesellschaftliche
Bereiche einschließlich der Wirtschaft, des Gesundheits- und Bildungswesens
aus. In der jüngeren Vergangenheit gewann die Ausdifferenzicrung zahlenbasierter
Methoden aufgrund der technischen Möglichkeit massenhafter Datenspeicherung
(„Big Data“) zusätzliche Dynamik, zumal neue Methoden zur Auswertung solcher
Massendaten nötig wurden.
Diese Sektion untersucht aus historischer Perspektive, weshalb zahlenbasierte
Methoden zu einer festen Größe in der modernen Politik wurden und wie sich das
Verhältnis von quantitativen und qualitativen Analysen der sozialen Welt im Zeit-
verlauf entwickelte. Hierbei soll ein besonderer Fokus darauf gelegt werden, wel-
che Faktoren sozialer, politischer und ökonomischer Art zum Bedeutungsgewinn
der Zahl in Politik und Gesellschaft beigetragen haben, und welche Auswirkungen
quantifizierende Analysen für das Verständnis von „Wahrheit“, „Objektivität“ und
„Fairness“ hatten.
Sektion II: Wissenschaft und zeitgenössische Politik
Zahlen repräsentieren alltägliche und quasi natürliche Begleiter zeitgenössischer
Politik. Nicht nur suchen zahlenbasierte Analysen und Folgenabschätzungen die -
mögliche oder tatsächliche - Wirkung bestimmter politischer Entscheidung mess-
bar zu machen. Die gestiegene Bedeutung von Zahlen in der zeitgenössischen
Politik spiegelt sich auch im wachsenden Bemühen wider, Ziele und Ambitio-

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