C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
ten Quellen zu Richard Wagners Wirken am Rigaer Stadttheater berichten konn-
te. - Mit dem Abendvortrag über baltische „literarische Erinnerungsräume“ warf
Wilhelm Kühlmann bereits einen retrospektiven Blick aus dem 20. Jahrhundert
auf die baltischen Regionen. Leider war Herr Kühlmann zum Zeitpunkt der Ta-
gung erkrankt, doch seine aus reichhaltigen Quellen (u. a. Bergengruen, Vegesack,
von Taube) geschöpfte Darstellung konnte vor einem vollen Auditorium verlesen
werden.
Am letzten Tag der Konferenz wurde aus vielerlei Perspektiven das Finden
und Erfinden der baltischen Nationen am Ende der Frühen Neuzeit beleuchtet:
Kärlis Cirulis verfolgte das lettische Sängerfest von seinen Ursprüngen in der San-
gesbewegung des 19. Jahrhunderts bis zu den aktuellen Implikationen in lettische
Nationaldiskurse; Silva Pocyte suchte die Spuren deutsch-litauischen Kulturaus-
tauschs in den Ausstattungen ostpreußischer Friedhöfe auf; Vasilijus Safronovas
zeichnete scharfsinnig die Veränderungen des geographischen Raumes ,Litauen4
in der deutsche Forschung des 19. Jahrhunderts nach; Kay Hörster schließlich ließ
das untergegangene Kurländische Provinzialmuseum in Mitau mittels einer detail-
lierten, soziale Kontexte berücksichtigenden virtuellen Rekonstruktion buchstäb-
lich vor den Augen der Zuschauer wiedererstehen.
Den Abschluss der Tagung bildete eine kleine Sektion mit Rückgriffen und
Retrospektiven. Andris Hirss profilierte den philosophischen Personalismus im
Lettland des zwanzigsten Jahrhunderts als eine wesentlich von deutschen und rus-
sischen Einflüssen geprägte Entwicklung und Rüta Eidukeviciene demonstrierte
schließlich in einem stupend vielsprachigen Beitrag die komplexen Transferlinien
litauischer Dichtung nicht nur ins Deutsche, sondern auch ins Polnische und Rus-
sische. Kein anderer Vortrag wäre besser geeignet gewesen, den Schlusspunkt hin-
ter diese über zwei Konferenzen hinweg geführte Diskussion um baltisch-deutsche
Kulturbcziehungen zu setzen, denn ab dem späten neunzehnten Jahrhundert und
erst recht mit den Veiwerfungen des folgenden verdrängte die slavische Kultur
die Einflussmacht der deutschen mehr und mehr. Welche neuen Anknüpfungen
solcher Kulturbeziehungen es nach seit 1990 gab, wäre wiederum eine gesondert
zu untersuchende Frage.
Nach zwei höchst ertragreichen, gut besuchten und auch menschlich anre-
genden Konferenzen bleibt den Veranstaltern nur noch die angenehme Pflicht,
jenen Institutionen und Personen zu danken, ohne die dieser internationale und
interdisziplinäre Austausch nicht möglich gewesen wäre. An erster Stelle nämlich
der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, in deren Reihe ,Akademiekon-
ferenzen für junge Wissenschaftler4 sie stattfanden, und all jenen Personen in der
Akademie, die in der Praxis für die hervorragende Ausstattung, die großzügige Fi-
nanzierung und nicht zuletzt die große Flexibilität und Freundlichkeit im persön-
lichen Umgang mit uns ,Anfängern4 gesorgt haben.
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ten Quellen zu Richard Wagners Wirken am Rigaer Stadttheater berichten konn-
te. - Mit dem Abendvortrag über baltische „literarische Erinnerungsräume“ warf
Wilhelm Kühlmann bereits einen retrospektiven Blick aus dem 20. Jahrhundert
auf die baltischen Regionen. Leider war Herr Kühlmann zum Zeitpunkt der Ta-
gung erkrankt, doch seine aus reichhaltigen Quellen (u. a. Bergengruen, Vegesack,
von Taube) geschöpfte Darstellung konnte vor einem vollen Auditorium verlesen
werden.
Am letzten Tag der Konferenz wurde aus vielerlei Perspektiven das Finden
und Erfinden der baltischen Nationen am Ende der Frühen Neuzeit beleuchtet:
Kärlis Cirulis verfolgte das lettische Sängerfest von seinen Ursprüngen in der San-
gesbewegung des 19. Jahrhunderts bis zu den aktuellen Implikationen in lettische
Nationaldiskurse; Silva Pocyte suchte die Spuren deutsch-litauischen Kulturaus-
tauschs in den Ausstattungen ostpreußischer Friedhöfe auf; Vasilijus Safronovas
zeichnete scharfsinnig die Veränderungen des geographischen Raumes ,Litauen4
in der deutsche Forschung des 19. Jahrhunderts nach; Kay Hörster schließlich ließ
das untergegangene Kurländische Provinzialmuseum in Mitau mittels einer detail-
lierten, soziale Kontexte berücksichtigenden virtuellen Rekonstruktion buchstäb-
lich vor den Augen der Zuschauer wiedererstehen.
Den Abschluss der Tagung bildete eine kleine Sektion mit Rückgriffen und
Retrospektiven. Andris Hirss profilierte den philosophischen Personalismus im
Lettland des zwanzigsten Jahrhunderts als eine wesentlich von deutschen und rus-
sischen Einflüssen geprägte Entwicklung und Rüta Eidukeviciene demonstrierte
schließlich in einem stupend vielsprachigen Beitrag die komplexen Transferlinien
litauischer Dichtung nicht nur ins Deutsche, sondern auch ins Polnische und Rus-
sische. Kein anderer Vortrag wäre besser geeignet gewesen, den Schlusspunkt hin-
ter diese über zwei Konferenzen hinweg geführte Diskussion um baltisch-deutsche
Kulturbcziehungen zu setzen, denn ab dem späten neunzehnten Jahrhundert und
erst recht mit den Veiwerfungen des folgenden verdrängte die slavische Kultur
die Einflussmacht der deutschen mehr und mehr. Welche neuen Anknüpfungen
solcher Kulturbeziehungen es nach seit 1990 gab, wäre wiederum eine gesondert
zu untersuchende Frage.
Nach zwei höchst ertragreichen, gut besuchten und auch menschlich anre-
genden Konferenzen bleibt den Veranstaltern nur noch die angenehme Pflicht,
jenen Institutionen und Personen zu danken, ohne die dieser internationale und
interdisziplinäre Austausch nicht möglich gewesen wäre. An erster Stelle nämlich
der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, in deren Reihe ,Akademiekon-
ferenzen für junge Wissenschaftler4 sie stattfanden, und all jenen Personen in der
Akademie, die in der Praxis für die hervorragende Ausstattung, die großzügige Fi-
nanzierung und nicht zuletzt die große Flexibilität und Freundlichkeit im persön-
lichen Umgang mit uns ,Anfängern4 gesorgt haben.
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