Nachruf auf Hubert Markt
beit zu den Schwere-Sinnesorganen bei Ameisen und verwandten Insekten. Ba-
sierend auf Arbeiten seines Doktorvaters konnte Hubert Markl zeigen, dass die
Schwerkraftorientierung der Ameisen ähnlich wie bei Bienen auf borstenartigen
Sensillen (Mechanorezeptoren) beruht, welche polsterartig an den Gelenken der
Körpersegmente angeordnet sind und so die Stellung der Körperteile zueinander
registrieren. Die Arbeit wurde prominent veröffentlicht1,2 und war ein fulminanter
Start in eine große Wissenschaftskarriere des Biologen Hubert Markl. Aber wie er
in seiner Antrittsrede bekannte, hatte auch der Zufall seinen Einfluss, denn „dass
ich mich dann 1957 als Stipendiat des Freistaates Bayern an der Universität Mün-
chen für das Studium von Biologie, Chemie und Geographie einschrieb und nicht
für Sprachwissenschaften, musste ich auf der Fahrt nach München durch Los ent-
scheiden“.
1963 ging Markl mit Lindauer als wissenschaftlicher Assistent an die Johann
Wolfgang Goethe-Universität nach Frankfurt am Main. Von hier aus erhielt er die
Chance zu Forschungsaufenthalten in den USA an der Harvard University, der
Rockefeiler University und der Tropical Research Station der New York Zoolo-
gical Society in Trinidad (1965-1966). In dieser Zeit entdeckte Markl eine akus-
tische Alarmreaktion bei tropischen Blattschneiderameisen, die dazu führt, dass
verschüttete Artgenossen von Angehörigen des Stammes ausgegraben und gerettet
werden1 2 3. Im Jahr 1967 war das Schriftenverzeichnis auf vierzehn Publikationen
angewachsen, und das Jahr sollte für den weiteren wissenschaftlichen Weg Hubert
Markls entscheidend werden. Denn fünf Jahre nach seiner Promotion mit nur
29 Jahren habilitierte er sich an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frank-
furt, lehnte zwei Rufe in die USA ab (Cornell University und University of Cali-
fornia, Berkeley) und nahm den Ruf an die Technische Hochschule Darmstadt an.
Er war der damals jüngste Lehrstuhlinhaber Deutschlands und konnte von da an
seinen wissenschaftlichen Weg in vollem Umfang eigenständig gestalten.
An der TH Darmstadt war Hubert Markl von 1968 bis 1974, wo er für den
Ausbau der Biologie, das Fach Zoologie und die Verhaltensphysiologie Kärrne-
rarbeit leistete. Er etablierte auch eine DFG-Forschergruppe zum Thema Zen-
tralnervöse Verarbeitung von Sinnesreizen (1970-1974). In dieser Zeit erschien eine
Vielzahl von Arbeiten, in denen die verhaltensphysiologischen Ansätze zur Rolle
der Mechano-Rezeption bei Insekten fortgesetzt wurde, z. B. die viel beachteten
Arbeiten zur Biophysik der Schallperzeption bei Rückenschwimmern (Notonec-
tiden). Als Direktor des Zoologischen Instituts war Markl maßgeblich an der Re-
form des Biologiestudiums beteiligt. Auf institutioneller Ebene war Markl von
1 Zeitschrift für vergleichende Physiologie 45, 475 - 569 (1962)
2 Nature 198, 173-175 (1963)
3 Science 149, 1392 -1393 (1965)
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beit zu den Schwere-Sinnesorganen bei Ameisen und verwandten Insekten. Ba-
sierend auf Arbeiten seines Doktorvaters konnte Hubert Markl zeigen, dass die
Schwerkraftorientierung der Ameisen ähnlich wie bei Bienen auf borstenartigen
Sensillen (Mechanorezeptoren) beruht, welche polsterartig an den Gelenken der
Körpersegmente angeordnet sind und so die Stellung der Körperteile zueinander
registrieren. Die Arbeit wurde prominent veröffentlicht1,2 und war ein fulminanter
Start in eine große Wissenschaftskarriere des Biologen Hubert Markl. Aber wie er
in seiner Antrittsrede bekannte, hatte auch der Zufall seinen Einfluss, denn „dass
ich mich dann 1957 als Stipendiat des Freistaates Bayern an der Universität Mün-
chen für das Studium von Biologie, Chemie und Geographie einschrieb und nicht
für Sprachwissenschaften, musste ich auf der Fahrt nach München durch Los ent-
scheiden“.
1963 ging Markl mit Lindauer als wissenschaftlicher Assistent an die Johann
Wolfgang Goethe-Universität nach Frankfurt am Main. Von hier aus erhielt er die
Chance zu Forschungsaufenthalten in den USA an der Harvard University, der
Rockefeiler University und der Tropical Research Station der New York Zoolo-
gical Society in Trinidad (1965-1966). In dieser Zeit entdeckte Markl eine akus-
tische Alarmreaktion bei tropischen Blattschneiderameisen, die dazu führt, dass
verschüttete Artgenossen von Angehörigen des Stammes ausgegraben und gerettet
werden1 2 3. Im Jahr 1967 war das Schriftenverzeichnis auf vierzehn Publikationen
angewachsen, und das Jahr sollte für den weiteren wissenschaftlichen Weg Hubert
Markls entscheidend werden. Denn fünf Jahre nach seiner Promotion mit nur
29 Jahren habilitierte er sich an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frank-
furt, lehnte zwei Rufe in die USA ab (Cornell University und University of Cali-
fornia, Berkeley) und nahm den Ruf an die Technische Hochschule Darmstadt an.
Er war der damals jüngste Lehrstuhlinhaber Deutschlands und konnte von da an
seinen wissenschaftlichen Weg in vollem Umfang eigenständig gestalten.
An der TH Darmstadt war Hubert Markl von 1968 bis 1974, wo er für den
Ausbau der Biologie, das Fach Zoologie und die Verhaltensphysiologie Kärrne-
rarbeit leistete. Er etablierte auch eine DFG-Forschergruppe zum Thema Zen-
tralnervöse Verarbeitung von Sinnesreizen (1970-1974). In dieser Zeit erschien eine
Vielzahl von Arbeiten, in denen die verhaltensphysiologischen Ansätze zur Rolle
der Mechano-Rezeption bei Insekten fortgesetzt wurde, z. B. die viel beachteten
Arbeiten zur Biophysik der Schallperzeption bei Rückenschwimmern (Notonec-
tiden). Als Direktor des Zoologischen Instituts war Markl maßgeblich an der Re-
form des Biologiestudiums beteiligt. Auf institutioneller Ebene war Markl von
1 Zeitschrift für vergleichende Physiologie 45, 475 - 569 (1962)
2 Nature 198, 173-175 (1963)
3 Science 149, 1392 -1393 (1965)
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