Nachruf auf Klaus Tschira
Klaus Tschira wirkte über die Stiftung auch als Förderer einer Reihe von be-
deutenden Forschungseinrichtungen und Wissenschaftsgebäuden. Gut bekannt
sind in Heidelberg das Advanced Training Centre (2010) des EMBL (European Mole-
cular Biology Laboratory), das Haus der Astronomie (2011) am Max-Planck-Institut für
Astronomie sowie das Mathematikon (2015) der Universität Heidelberg, in dem die
Fakultät für Mathematik und Informatik angesiedelt ist. Architektonisch sind hier
bedeutende Gebäude entstanden, da in ihnen Motive aus Kosmos und Natur in
funktionale Bauwerke umgesetzt wurden. Klaus Tschira hatte mit Manfred Bern-
hardt einen kongenialen Architekten gefunden, der seine Idee, dem Gebäude des
EMBE die Gestalt einer Doppelhelix zu geben, ebenso umsetzte wie die Spiral-Ga-
laxie als Vorbild für das Haus der Astronomie. Weitere spektakuläre Formen waren
im Gespräch, wie z. B. die Umsetzung des komplexesten aller Platonischen Körper,
des Ikosaeders, dessen Flächen aus zwanzig Dreiecken bestehen (EiKondEÖpot;), der
dreißig gleich lange Kanten und zwölf Ecken besitzt. Die Gerda und Klaus Tschira
Stiftung erwarb und renovierte in Großbothen bei Leipzig den Wilhelm-Ostwald-
Park, das Anwesen des Leipziger Chemie-Nobelpreisträgers von 1909, Wilhelm
Ostwald, und baute sie in eine eindrucksvolle Tagungsstätte für Wissenschaftler aus.
Was den Charme aller Tschira-Bauten über die innovative Architektur hinweg aus-
zeichnet, ist ihre explizite Nutzerfreundlichkeit. Hier verfolgte Klaus Tschira die
Philosophie, dass Wissenschaftler für ihre Arbeit auch eine attraktive Umgebung
benötigen — angefangen von den Kommunikationsräumen bis hin zum leiblichen
Wohl, was vielleicht ein zusätzlicher gemeinsamer Nenner aller Wissenschaftsbau-
ten ist, die von Klaus Tschira gefördert und umgesetzt wurden.
Für die Heidelberger Akademie der Wissenschaften war es diese umfangreiche
und die Disziplinen verbindende Förderung, die Klaus Tschiras Wirken auszeich-
nete und weswegen er in die Akademie aufgenommen wurde. Ehrenmitglieder
können an allen wissenschaftlichen Sitzungen sowie an allen Veranstaltungen der
Akademie teilnehmen. Sie haben darüber hinaus das Recht zur Einsendung von
Arbeiten, die ohne Begutachtung von Seiten der anderen Mitglieder in die Schriften
der Akademie aufgenommen werden. Die Ehrenmitgliedschaft ist ein ausgespro-
chen seltenes Ereignis. Bislang gab es seit der Gründung der Akademie im Jahre
1909 neben dem Maschinenfabrikanten Heinrich Lanz, dessen Stiftung die Neu-
gründung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften zu verdanken ist, in der
Zeit nach 1945 nur wenige Ehrenmitglieder, darunter der erste Bundespräsident
der Bundesrepublik, Theodor Heuss (1884-1963) sowie vor Klaus Tschira Heinz
Götze (1912-2001), der langjährige Mitinhaber des Heidelberger Springer-Verla-
ges, und Herbert Grünewald (1921-2002), langjähriger Vorstand der Bayer AG.
Klaus Tschira, der immer ein persönlich sehr bescheidener und sich im Hin-
tergrund haltender Stifter war, wurde vielfach ausgezeichnet. Zu der Vielzahl der
akademischen Auszeichnungen gehören die Ehrendoktor-Würde der Universität
Klagenfurt (1995) und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) (2010), die
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Klaus Tschira wirkte über die Stiftung auch als Förderer einer Reihe von be-
deutenden Forschungseinrichtungen und Wissenschaftsgebäuden. Gut bekannt
sind in Heidelberg das Advanced Training Centre (2010) des EMBL (European Mole-
cular Biology Laboratory), das Haus der Astronomie (2011) am Max-Planck-Institut für
Astronomie sowie das Mathematikon (2015) der Universität Heidelberg, in dem die
Fakultät für Mathematik und Informatik angesiedelt ist. Architektonisch sind hier
bedeutende Gebäude entstanden, da in ihnen Motive aus Kosmos und Natur in
funktionale Bauwerke umgesetzt wurden. Klaus Tschira hatte mit Manfred Bern-
hardt einen kongenialen Architekten gefunden, der seine Idee, dem Gebäude des
EMBE die Gestalt einer Doppelhelix zu geben, ebenso umsetzte wie die Spiral-Ga-
laxie als Vorbild für das Haus der Astronomie. Weitere spektakuläre Formen waren
im Gespräch, wie z. B. die Umsetzung des komplexesten aller Platonischen Körper,
des Ikosaeders, dessen Flächen aus zwanzig Dreiecken bestehen (EiKondEÖpot;), der
dreißig gleich lange Kanten und zwölf Ecken besitzt. Die Gerda und Klaus Tschira
Stiftung erwarb und renovierte in Großbothen bei Leipzig den Wilhelm-Ostwald-
Park, das Anwesen des Leipziger Chemie-Nobelpreisträgers von 1909, Wilhelm
Ostwald, und baute sie in eine eindrucksvolle Tagungsstätte für Wissenschaftler aus.
Was den Charme aller Tschira-Bauten über die innovative Architektur hinweg aus-
zeichnet, ist ihre explizite Nutzerfreundlichkeit. Hier verfolgte Klaus Tschira die
Philosophie, dass Wissenschaftler für ihre Arbeit auch eine attraktive Umgebung
benötigen — angefangen von den Kommunikationsräumen bis hin zum leiblichen
Wohl, was vielleicht ein zusätzlicher gemeinsamer Nenner aller Wissenschaftsbau-
ten ist, die von Klaus Tschira gefördert und umgesetzt wurden.
Für die Heidelberger Akademie der Wissenschaften war es diese umfangreiche
und die Disziplinen verbindende Förderung, die Klaus Tschiras Wirken auszeich-
nete und weswegen er in die Akademie aufgenommen wurde. Ehrenmitglieder
können an allen wissenschaftlichen Sitzungen sowie an allen Veranstaltungen der
Akademie teilnehmen. Sie haben darüber hinaus das Recht zur Einsendung von
Arbeiten, die ohne Begutachtung von Seiten der anderen Mitglieder in die Schriften
der Akademie aufgenommen werden. Die Ehrenmitgliedschaft ist ein ausgespro-
chen seltenes Ereignis. Bislang gab es seit der Gründung der Akademie im Jahre
1909 neben dem Maschinenfabrikanten Heinrich Lanz, dessen Stiftung die Neu-
gründung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften zu verdanken ist, in der
Zeit nach 1945 nur wenige Ehrenmitglieder, darunter der erste Bundespräsident
der Bundesrepublik, Theodor Heuss (1884-1963) sowie vor Klaus Tschira Heinz
Götze (1912-2001), der langjährige Mitinhaber des Heidelberger Springer-Verla-
ges, und Herbert Grünewald (1921-2002), langjähriger Vorstand der Bayer AG.
Klaus Tschira, der immer ein persönlich sehr bescheidener und sich im Hin-
tergrund haltender Stifter war, wurde vielfach ausgezeichnet. Zu der Vielzahl der
akademischen Auszeichnungen gehören die Ehrendoktor-Würde der Universität
Klagenfurt (1995) und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) (2010), die
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