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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0027
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

griffen zu haben: Sie beraumten eine »freundliche (Schul)disputation
in lateinischer Sprache« im Kloster der Barfüßermönche an und for-
derten Treger auf, sich dazu einzufinden. Wohl lehnte der Augustiner-
provinzial auch diesmal ab, erschien dann aber doch drei Mal, nicht
ohne immer wieder geflissentlich zu betonen, daß er nicht zum Dis-
putieren gekommen sei, da ja keine tauglichen Richter zugegen seien.
Wenn aber der äußere Rahmen einer Disputation gegeben sei, dann wolle
er mit den Prädikanten disputieren »dermaßen, daß man daneben ein
feur machte, alsbald den überwunden theil zu verbrennen«. Lediglich
um der Zuhörer willen verstand er sich dazu, »mehr schimpflich
(= aus Scherz) dann ernstlich« etliche »ynred« zu führen 26.

Immerhin scheint bei dieser Begegnung doch ein Gespräch zustande-
gekommen zu sein, bei dem man über vier Fragen verhandelte, 1. Der
These Tregers, daß es allweg eine christliche Kirche gegeben habe, daß
diese in Sachen des Glaubens nicht irren könne und daß man ihr des-
halb glauben müsse, stimmten die Prädikanten zu, unter dem Vorbehalt,
daß es sich auch wirklich um die wahre Kirche handelte. 2. Dem Schluß,
daß man dieser Kirche in allem folgen müsse, was sie gebietet, ob es
biblisch begründet sei oder nicht, lehnten die Prädikanten hingegen ab:
Die wahre Kirche könne ja nur das Wort Gottes lehren, wie es in der
Hl. Schrift verfaßt sei. 3. Auf die Frage Tregers, ob die Prediger je-
manden zu nennen vermöchten, der »in tausend Jahren gelebt hätt’«
und mit ihren Ansichten übereinstimme, wiesen sie auf »Mose, Samuel,
David samt (den) anderen Propheten und Aposteln«. 4. Schließlich
betonten die Prediger, daß die wahre Kirche Gegenstand des Glaubens
sei und sich nicht aus den Getauften (auf Grund der Tatsache, daß sie
nun einmal getauft seien) konstituiere. Das Fazit dieser Aussprachen
läßt sich nach Bucer dahin zusammenfassen, daß beide Parteien darin
übereinstimmen, »daß die Schrift gewißlich wahr sei 27«.

Die Prädikanten waren über das Gebaren des Augustinerprovinzials
höchlichst empört. Nach Capitos Darstellung hatten sie nur durch
Zufall das Büchlein mit seiner Herausforderung zur Disputation zu
Gesicht bekommen, und zwar zu einem Zeitpunkt, da ihnen zugetragen
wurde, Treger sei »wegfertig«. Es entstand so der Eindruck, daß es
dem Augustiner nicht eben besonders ernst mit seiner Herausforderung
gewesen sei 28. Tatsächlich waren ja dann auch die auf der Stelle zu ihm

26. S. 40, Z. 12—13. Treger übergeht in seiner Vermahnung (vgl. unten Anm. 32)
diese Begegnung mit Stillschweigen, weil er sie nicht als Disputation wertet. Ähnlich
übrigens auch Capito, in dessen doch Ende Oktober abgefaßter »Antwurt« folgende
Formulierung begegnet: »Conradt Tregers offentlicher disputation außschreiben, die
er doch gegen vns bißher (!) beharrlich abgeschlagen hat« (A 2 a).

27. Unten, S. 41, Z. 30 — 31.

28. Verwarnung B 3 b.
 
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