HANDEL MIT CUNRAT TREGER
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Treger-Affäre ein. Schließlich griff noch eine anonym erschienene
Schrift die Kontroverse auf, indem sie acht Gedanken der Tregerschen
Vermahnung im Sinne der evangelischen Seite widerlegte 72.
Die Auseinandersetzung mit dem Augustinerprovinzial, deren Ver-
lauf an manchen Stellen nicht mehr in den Einzelheiten zu erhellen ist 73,
hat eine doppelte Bedeutung: Zum einen war sie für die evangelisch
gesinnten Prädikanten ein Schritt theologischer Klärung und das ein-
drucksvolle und freimütige Bekenntnis ihres evangelischen Glaubens
vor aller Öffentlichkeit. Zum anderen zeigte sich hier, wie sehr die
Straßburger Bürgerschaft in ihrer Gesamtheit der evangelischen Predigt
zugetan und entschlossen war, den Rat zur Durchführung der Refor-
mation in Straßburg zu bewegen.
72. Wider bruder Cunrat dreiger augustiner ordens durch teütschland pruincial
vnd diner der ramischen (!) kirchen, Ein find Euangelischer warheit (o.O., o.J.,
O.Dr.). Die Überschrift steht in der Mitte der Titelseite. Oberhalb des Titels und
unter ihm stehen jeweils zwei mit kleineren Typen gedruckte Bibelsprüche.
A. Jung, S. 295, Anm. 55, gibt außer dem eigentlichen Titel auch die Anfangsworte
des ersten Bibelzitates an: »Das ist myn geliebter sun ...«, die eigentlich nicht zum
Titel gehören. Die Schrift wendet sich gegen Tregers Vermahnung (A 2 a). Der
anonyme Verfasser war wohl kein Straßburger Prediger: Nicht nur, daß er ausschließ-
lich theologische Fragen aufgreift, die in der Treger-Kontroverse zur Sprache ge-
kommen sind, er betont auch, daß er die »predicanten des wortt gotts zu Straßburg«
nicht gegen das »Lügenschelten« Tregers verantworten will (D 2 a).
73. Der historische Teil der Einleitung zu B.s Schrift gegen Conrad Treger will
Antwort geben auf die Frage ihrer Entstehung und zugleich die Atmosphäre dieser
Auseinandersetzung verdeutlichen. Darüber hinaus darf diese Darstellung des Ver-
laufes der Treger-Affäre als ein ausführlicher Kommentar zu B.s Bericht über die
gleichen Vorgänge (unten, S. 38 —43) angesehen werden.-Es lag nicht in der Absicht
dieser Untersuchung, mit den mancherlei sehr anders lautenden Urteilen der bereits
vorhandenen einschlägigen Arbeiten (vgl. Anm. 1) eine Auseinandersetzung einzu-
gehen. Es sei hier lediglich im Blick auf die Chronologie der Treger-Affäre vermerkt,
daß B. den Ablauf der Auseinandersetzung am klarsten berichtet und nirgends mit
den anderen uns zugänglichen Quellen in Widerspruch tritt. Es lassen sich folgende
Phasen des Streites erkennen: 1. Erscheinen der Paradoxa und vergebliche Vorladung
Tregers zu einer Disputation (S. 38, Z. 33 ff.); 2. Capitos Verwarnung (S. 39, Z. 22—27);
3. Einladung zur Privatdisputation im Barfüßerkloster und Begegnung daselbst
(S. 39, Z. 27ff.); 4. B. erwartet Treger zur Disputation während der Straßburger
Messe (S. 41, Z. 14ff.). B. berichtet allerdings nichts von dem zweiten Teil der Treger-
Affäre, der 5. mit dem Erscheinen von Tregers Vermahnung beginnt, 6. in der
Massendemonstration des Volkes und der Gefangennahme von Treger und »Con-
sorten« seinen Fortgang nimmt und schließlich 7. durch die Beschwörung der Urphede
durch Treger und seine Gesinnungsgenossen einerseits, 8. durch die schriftliche
Widerlegung der Tregerschen Streitschriften andererseits ihren Abschluß fand.
A. Jung, J. W. Baum und Paulus folgen dieser Chronologie, während Röhrich, der die
Acta aus dem Thomas-Archiv nicht kannte, die Privatdisputation mit Treger zeit-
lich nach dem Erscheinen der Vermahnung Tregers ansetzt, desgleichen die beiden
jüngsten Darstellungen von Adam und Eells.
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Treger-Affäre ein. Schließlich griff noch eine anonym erschienene
Schrift die Kontroverse auf, indem sie acht Gedanken der Tregerschen
Vermahnung im Sinne der evangelischen Seite widerlegte 72.
Die Auseinandersetzung mit dem Augustinerprovinzial, deren Ver-
lauf an manchen Stellen nicht mehr in den Einzelheiten zu erhellen ist 73,
hat eine doppelte Bedeutung: Zum einen war sie für die evangelisch
gesinnten Prädikanten ein Schritt theologischer Klärung und das ein-
drucksvolle und freimütige Bekenntnis ihres evangelischen Glaubens
vor aller Öffentlichkeit. Zum anderen zeigte sich hier, wie sehr die
Straßburger Bürgerschaft in ihrer Gesamtheit der evangelischen Predigt
zugetan und entschlossen war, den Rat zur Durchführung der Refor-
mation in Straßburg zu bewegen.
72. Wider bruder Cunrat dreiger augustiner ordens durch teütschland pruincial
vnd diner der ramischen (!) kirchen, Ein find Euangelischer warheit (o.O., o.J.,
O.Dr.). Die Überschrift steht in der Mitte der Titelseite. Oberhalb des Titels und
unter ihm stehen jeweils zwei mit kleineren Typen gedruckte Bibelsprüche.
A. Jung, S. 295, Anm. 55, gibt außer dem eigentlichen Titel auch die Anfangsworte
des ersten Bibelzitates an: »Das ist myn geliebter sun ...«, die eigentlich nicht zum
Titel gehören. Die Schrift wendet sich gegen Tregers Vermahnung (A 2 a). Der
anonyme Verfasser war wohl kein Straßburger Prediger: Nicht nur, daß er ausschließ-
lich theologische Fragen aufgreift, die in der Treger-Kontroverse zur Sprache ge-
kommen sind, er betont auch, daß er die »predicanten des wortt gotts zu Straßburg«
nicht gegen das »Lügenschelten« Tregers verantworten will (D 2 a).
73. Der historische Teil der Einleitung zu B.s Schrift gegen Conrad Treger will
Antwort geben auf die Frage ihrer Entstehung und zugleich die Atmosphäre dieser
Auseinandersetzung verdeutlichen. Darüber hinaus darf diese Darstellung des Ver-
laufes der Treger-Affäre als ein ausführlicher Kommentar zu B.s Bericht über die
gleichen Vorgänge (unten, S. 38 —43) angesehen werden.-Es lag nicht in der Absicht
dieser Untersuchung, mit den mancherlei sehr anders lautenden Urteilen der bereits
vorhandenen einschlägigen Arbeiten (vgl. Anm. 1) eine Auseinandersetzung einzu-
gehen. Es sei hier lediglich im Blick auf die Chronologie der Treger-Affäre vermerkt,
daß B. den Ablauf der Auseinandersetzung am klarsten berichtet und nirgends mit
den anderen uns zugänglichen Quellen in Widerspruch tritt. Es lassen sich folgende
Phasen des Streites erkennen: 1. Erscheinen der Paradoxa und vergebliche Vorladung
Tregers zu einer Disputation (S. 38, Z. 33 ff.); 2. Capitos Verwarnung (S. 39, Z. 22—27);
3. Einladung zur Privatdisputation im Barfüßerkloster und Begegnung daselbst
(S. 39, Z. 27ff.); 4. B. erwartet Treger zur Disputation während der Straßburger
Messe (S. 41, Z. 14ff.). B. berichtet allerdings nichts von dem zweiten Teil der Treger-
Affäre, der 5. mit dem Erscheinen von Tregers Vermahnung beginnt, 6. in der
Massendemonstration des Volkes und der Gefangennahme von Treger und »Con-
sorten« seinen Fortgang nimmt und schließlich 7. durch die Beschwörung der Urphede
durch Treger und seine Gesinnungsgenossen einerseits, 8. durch die schriftliche
Widerlegung der Tregerschen Streitschriften andererseits ihren Abschluß fand.
A. Jung, J. W. Baum und Paulus folgen dieser Chronologie, während Röhrich, der die
Acta aus dem Thomas-Archiv nicht kannte, die Privatdisputation mit Treger zeit-
lich nach dem Erscheinen der Vermahnung Tregers ansetzt, desgleichen die beiden
jüngsten Darstellungen von Adam und Eells.