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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0047
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

lassen, mündtlich weyter mit uns zu diputieren oder von denen dingen
in einigen weg zu handlen.

Dieweil aber noch nichts sonders von haubtpuncten in unseren dis-
putationen gehandelt was, wolten wir uns kein syg ußschreiben. dann
wir noch mit unserem disputieren weiter nit kummen waren, dann das
wir zu beyden theylen erlernet hetten, welches yedes grundt were, und
wo bey yeder bleiben wolte. Aber die seiner parthey seind, ich wils ym
nit zumessen, die haben das landt gefüllt, er habe uns geschweygt, das
wir ym nit ein wort haben antworten künden. Ettlich seind so unsin-
nig, das sye solchs uff den Murrner auch gelogen haben. Nun, wir
lassen die sach uff alle zuhörer und betten beyd, den Treger und Murr-
ner sampt allem irem anhang, seind sye so gerüst, wissen sye uns also
zu überwinden und schweygen, dieweil sye beyd sich nur uff schrifft-
liche Disputation berüffen wöllen, so zeygen sye an, mit welchen argu-
menten sye uns doch überwunden haben oder noch überwinden mögen.

Erbyeten Buceri Werden sye das thun, so sey unwar, was ich davon geschriben hab, und
tödte man mich darzu. Trotz aber nit allein dem Treger und Murrner, ja
allen englen und teüfflen, das sye ymmer beweisen, das unser predig da-
von wir dozumal auch disputieret haben, anders sey, dann das einig
gewissz wort Gottes. Dasselbig zu verfechten, so weyt uns gepürt, haben
wir dazumal disputieret, das doch die, so nit von Gott gar verworffen
seind, sehen möchten, wie so gar nichts da wider vermögen unsere
allerfrechsten widersprecher. |

A 4 a Eben diser ursach, das die Eer Gottes vertädingt und den einfaltigen
ergernüß werde hyngenommen, haben wir uns zu schreiben wider den
Treger fürgenommen: Mein lieber bruder und mitarbeiter im wort,
Wolffgangus Capito, wider das büchlin von dem Treger jüngst ußgan-
gen11, dahär leyder hye etwas unruw erwachsen was, doch gleich wider ge-
stillt, deßhalb, das er unser leer, ob deren ein ersamer Rath haltet und
ein frumme christlich Gemeyn höret als das Gotts wort, ein stinckende,
verflüchte, allerergeste ketzerey schyltet und des doch kein grundt
Ursach und abteylung weder angezeygt hat, noch anzeygen will. Ich aber wider sein erstes
dip buchlins büchlin, das er Paradoxa, zu teütsch Wunderreden, genannt hat. Die ich
sampt der vorgonden zumal prächtigen und schmählichen Epistel trew-
lich verteütschet hab (er hats zu latin lassen ußgon), dann auch der
handel am meysten under den Teütschen, die kein latin künnen, und
nit latinischen, die kein teütsch künnen, schwebet. Möcht doch sein,
so ferr zeyt würde, ich wölte solchs auch im latin lassen ußgon. Hab
aber den sendtbrieff in zehen artickel geteylet und nochdem ich uff die-
selbigen geantwort haben würd, will ich ym auch die Wunderreden, die

11. Tregers Vermanung. Genauer Titel vgl. Einleitung, Anm. 32; der genaue Titel
von Capitos Entgegnung vgl. Einleitung, Anm. 8.

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