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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0096
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HANDEL MIT CUNRAT TREGER

9 1

Gottes 141 und thurn 142 David 143 an andern orten der schrifft geheyssen
würt. | Wohär folget aber, dass sye darumb etwas uß irem gewalt oder G2b
beweren habe zu glauben uns fürzugeben? Jacobus, Kephas und
Joannes, die auch für seülen wurden angesehen und nit unbillich. Gal.

5 ii. [9]; haben die uß irem gewalt auch gehebt etwas fürzugeben, das
man glauben müssze ? Warum hat dann Christus gesagt: Leeren sye halten
alles, das ich eüch befolhen hab? Matt, ultimo [20]. Christus spricht: Mein leer
ist nit mein und ich red nichts von mir selb [ Jo 1 2 ,49 und 7,16]. Er sagt auch von
dem tröster, dem heyligen geist: Er würt nit von ym selber reden, sonder was er
10 hören würt, das würt er reden [Jo 16,13]. Und dein kirch, die hat uß irer
auctoritet oder approbieren fürzugeben, was man glaube soll? Lassz
doch sein, das dein kirch nichts dann lauter Petern und Paulen weren
(das doch leyder nit ist. dann du frumm und unfrumm, wer nur täufft
ist, dein kirchen heyssest 144) hetten sye drumb uß irer eygen auctoritet
15 und gewalt etwas zu setzen oder fürzugeben, das man glauben musszte?

Wo bleibt dann das deine eygen schullerer selb sagen, die kirch häbe
kein artickel des glaubens zu setzen 145? Lieber, was machstu uß deiner
kirchen ?

Ja sagt er, sye ist ein seül und grundtfeste der warheit, das ist uff die
20 warheit gesetzt und gründet, ergo, was sye fürgibt zu glauben uß irem
gewalt oder approbieren, mussz man ungezweifeltes glaubens glauben.

Ist eben ein argument, wie er mir auch zu den Barfusseren eins machte 146.

Man soll (sprach er) glauben, was zu glauben die wore, heylige, christ-
liche kirch fürgibt, das ich ym dann zugab. Ergo: was sye setze f oder

f) saget.

141. Vgl. Ps 46,5 u. ö.

142. Turm.

143. Vgl. Cant 4,4.

144. Vgl. Par 37 (S. 117).

145. In ähnlichem Zusammenhange, bei der Besprechung des bekannten, auch von
Treger bemühten Augustinzitates (vgl. Par 2 S. 94) zieht B. Gersons »Liber de
Vita spirituali animae« (Opera, ed. AI. Lud. Ellies du Pin, Antwerpen 1706, III,
Sp. 1 ff.) an, (Römerkommentar 1562, S. 24), wo es in der Lectio secunda im Corolla-
rium septimum heißt: »Consequenter deducitur quomodo maior fuit primitivae
Ecclesiae auctoritas quoad praedicta quam nunc sit, et quod non est in potestate
Papae aut Concilii aut Ecclesiae immutare traditiones datas ab Evangelistis, et a
Paulo, sicut quidem delirant. Nec habent quoad hoc quod est facere aliquid esse pure
de Fide parem auctoritatis firmitatem. Unde quantum licet dubitare de iure alicuius
in Papatu vel Episcopatu, tantundem licet suas Constitutiones in dubium revocare ...
Et hic aperitur modus intelligendi illud Augustini: Evangelio non crederem, nisi me
auctoritas Ecclesiae compulisset. Ibidem enim sumit pro primitiva congregatione
fidelium eorum qui Christum viderunt, audierunt et sui testes extiterunt.«

146. Anspielung auf die Disputation im Barfüßer-Kloster, deren Verlauf B. oben
S. 40, Z. 12ff., skizziert.
 
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