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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0104
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HANDEL MIT CUNRAT TREGER

99

sich sehen lasset etwas ungemäß erfunden werden. Wie vast joch 158
solchs der Treger in seinem andern büchlin verlachet und als unsern
fundt ußhüppet 159. Ja, spricht er, als ob der heylig geist etwan nit bey
ym selbs und sein vergessen möcht. Bewer du, Treger, vor, das sye von
5 dem geist Gottes geschriben seyen. Ja, die Kirch gibt sye uns also für,
würdt er sagen 160. So sag weyter, welche Kirch? Ich meyn die Trucker,
Schreiber und Buchbinder seyen dein Kirch, die die bücher des newen
Testaments also zammengebracht, truckt, geschriben und bunden
haben. Wo nitt, so zeyg mir an, welche Kirch und wo uns die schrifften
10 der andern zal, mitt denen von der ersten habe gebotten und fürgeben
gleich zu halten. Wiltu dann Pfaffen und Münch härfürzyehen, die sye
dafür in iren übelen zeyten lesen. So werd ich sagen, sye lesen vil
loser Legenden, die ich halt, das du sye selb auch verlachest, solten sye
darumb wor und vom geist Gottes sein? Aber doch, bewer vor allem,
15 das das selbig beschoren gesünd nitt Baals kirch sey mer dann Christi.
Dißs wöllen wir aber lassen faren und beschlyessen uff das so gesagt ist,
die Kirch hat ja die heyligen Evangelischen und Apostolischen schrifften
als das Gotts wort erkannt und geurteylt, und, das dißen entgegen, als
gedycht der ketzer verworffen. Darumb ist sye aber doch nit über die
20 schrifft, mag sye auch nit beweren, das der schrifft ire glaubwürdigkeit
von der Kirchen solte kummen und, als ir sagen, die ersten principia
und gründe des glaubens. Dann die schrifft das Gotts wort ist. so ist
die Kirch ein gemeyn der menschen, die wol das yhen so ir für das
wort Gottes fürgeben würt, zu urteylen hatt, wie dann alle und yede
25 Christen, indem, das sye erkenne und ortere, ob es Gottswort sey oder
nit. aber nit dermassen, das sye ym die glaubwürdigkeit und auctoritet
gebe, das also sye über die schrifft zu halten sey. Wie auch ein gold-
schmidt erkennt, das ein kronen guldin ist, durch sein urteyl aber macht
er sye nitt guldin.

30 Diß hab ich nun mit vil worten anzeyget, darumb, das der Treger
und sein hauff alle hoch uff diß argument bochen, die Kirch hatt die
schrifft für das wort Gottes erkennt, darumb ist sye über die schrifft,
und was sye setzet, soll man eben als wol annemen, als die schrifft.

158. Wie sehr auch.

159. Verspotten, lächerlich machen (vgl. Schweizerisches Idiotikon II, 1489).

160. »Dann eüwer prophet, der Luther, in dem brieff zu dem leser in seinem ver-
teütschten neüwen Testament breyßt vnd erhebt er ein Ewangelium hoch über das
annder. Als das Evangelium Johannis vnd die Epistel Pauli ad Romanos, vercleint
Mattheum vnd die andern, heißt die schön Epistel sant Jakobs des Zwölffbotten ein
ströwin Epistel, dieweyl sie im zuwider, als ob die geschrifft, von der heiligen kirchen vns
geben, nit alle von einem geist were oder der heilig geist etwan nit bey im selbs vnd
sein selbs vergessen möcht, das do ströwin Epistel durch in geschriben würden«
(Vermanung, Dia).

Baals kirch
 
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