Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0118
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
HANDEL MIT CUNRAT TREGER

113

so für Christen gehalten werden und sich für solche dargaben, auch nit
durch offene laster möchten von der Gemeyn Christi abgesündert werden,
under welchen on zweifel auch gleißner waren, die kein rechten glauben
hatten, uff Christum nit bawen waren, vor den menschen wol für christen
5 gesehen, vor Gott glyder Satane, wie dann seind alle solche. Und uff
solche gemeyne weiß findet man auch in büchern Moysi und andern des
alten Testaments den nammen »Kehal adonai«, der den Hebreischen
eben das heysset, das uns Gemeyn Gottes uff latinisch »concio dei«, uff
kriechisch »ecclesia Theu«. Dann im iiii. buch Moysi sagten die kinder
10 Israel in der uffrur wider Moschen und Aaron: Warumb habt ir die
Gemeyn gottes in diße wüste gefürt? 202 Des gleichen im v. buch cap.
xxxii. 1 [2]: Es soll kein gebrochner noch verschnitener in die Gemeyn gottes kummen
und dergleichen findet man an vil orten der schrifft.

Aber da Christus spricht: Uff disen felßen würd ich mein Kirch bawen,

15 und die porten der hellen sollen sye nit überweltigen [Mt 16, 18]. Item da Paul.

schreibt: | Ir mann, liebent ewere weiber, gleich wie Christus geliebt hat die J4b
Gemeyn und hat sich selb für sye geben [Eph 5, 25], etc. Diß ist allein von der
woren christlichen Gemeyn, das ist von den christen, wider die der
teüffelisch gewalt nichts vermag, die in Christo bleiben, deren haubt er
20 ist 203, die ym underthänig seind. Diß alles kan denen nit gepüren, die
nur täufft seind und kein rechten geist haben. Dann sye seind nit Christi
solche. Rom. viii. [9]. Und dise seine Gemeyn kennet und syhet Christus,
wir aber glauben sye. Darumb sprechen wir: Ich glaub ein heylige Ge-
meyn gemeynschafft der heyligen 204, das ist der gläubigen; und ist das
25 nachgond ein verklärung des ersten. Dann die christlich Gemeyn nichts
anders ist, dann die gemeynschafft der heyligen, das ist der gläubigen.

Und die ist ye unsichtbar, dann wir glauben sye. das were nit, wo wir
sye sehen. Aber seitenmal sye, die im leib wallen, bringen sye ire gute
frücht, dabey kennet man sye. Und darumb wo man das wort gottes
30 lauter prediget und gern höret, da man Christo underthänig ist, da man
Christum erkennt als ein haubt, da glaubt ein yeder das ein kirch sey.

Du würst sye aber noch nit sehen, du syhst ye nur das ussen ist und ver-
godt. aber dieweil du hast das gewisse wort gottes, das, wo man sein
wort prediget, das es nit lär wider zu ym kumme 205, item das ein fauler

t) XXV.

202. Ungenaue Zitierung von Ex 16,3 ?

203. Vgl. Eph 5,23.

204. Anklang an das Apostololikum: Credo ... sanctam ecclesiam catholicam,
sanctorum communionem (Die Bekenntnisschriften der ev.-luth. Kirche. 1952.
S. 21). Zur sachlichen Aussage vgl. übrigens Melanchthons Apologie (ebd., S. 233,
36ff.).

205. Vgl. Jes 53,11.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften