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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0132
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HANDEL MIT CUNRAT TREGER

127

wie recht versamlet, davon härnaher wider das lxvi. paradoxon 246. Wann
mein bruder sündiget und er mich noch auch die ich zu mit nimm, nitt
hören will, so soll ich es der kirchen fürbringen. Lieber, wo würd ich
dein Concilium finden ? Wer will mir, zu einer solchen zu kummen, weyl
5 und kosten geben?

Also ist nun ye klor, das der Herr in disen worten ein yede gemeyn
christgläubiger menschen gemeynt hab, wo die sein mag, hye und
in einem yeden dörfflin. Darumb, was er der Kirchen für gewalt mit
disen worten geben hat, ist einer yegklichen geben. Deßhalb du ir
10 auch must den sententz und urteil in sachen des glaubens lassen, wie er
ir auch gepürt. nit das sye urteyle, was zu glauben sey, dann man allein
das wort gottes glauben soll, sonder was der schrifft, die alles gotts
worts ynhaltet, so uns zu wissen heylsam sein mag, gemäß oder un-
gemäß sey. Das sagt klarlich sanct k Paulus, i. Cor. xiiii. [29]: Die weissäger
15 aber lasszt reden, selbander oder selbdritl, und die anderen lasszt richten.

Zu dem allen, so lauten gemeldte wort Christi nur von der straff der
sünden und bann und garnichts vom urteil der ding, so den glauben be-
langen. Der herr spricht nit: so ir über sachen des glaubens eüch
zweyen, kumment dann und hörent die kirch, und wer dann irem urteil
20 nit geston will, sey dir als ein heyd und zöllner. Sonder: sündiget dein
bruder an dir, so straff du yn zum ersten on zweifel durch das wort
gottes. Dann dasselbe die schlüssel seind, den hymmel zu öffnen oder
schlyessen. Darnach: nimm zwen oder drey etc. Zuletst: sag es der
kirchen. Wozu? On zweifel dazu, das sye den sünder auch straffen soll.

25 Wenn er sye dann nit höret und also kein straff an ym hilfft, lasszt man
yn ein heyden sein und gibt yn also dem teüffel 247. Doch nur, das das
fleysch der eüsserlich mensch leide die schand und ungemach, das sich
sein die christen nit wöllen annemen, ob er dester ee zu erkantnüß sein
selbs kummen würde.

30 Dabey aber ist das auch wor, so ettliche in sachen des glaubens, das
ist der ding, die die schrifft inhalt, sich nit könden vergleichen. Und
ob dann schon ein teyl gewissz were, das es den rechten verstandt hette,
noch sollen sye beyde gern dulden, das die christlich gemeyn, deren sye
beyde iren grundt und ursach, das ist die schrifften, uff die yeder teyl
35 meynet seinen verstandt gegründet sein, demütigklich anzeygen sollen,
in der sach richte. Nach dem wort Pauli: die andern aber lasszt richten.
i. Cor. xiiii. [29]. Aber diß mussz ein christlich Gemeyn sein, da man das
wort gottes in achtung hat und dem gelebt, so weit bey den früchten eim
Christ-| en zu erkennen gepürt. Dann ye der Herr befolhen hat, sich vor L 3 a

k) sanet. - l) salbdrit.

246. Unten, S. 149ff.

247. Vgl. I Cor 5,5.
 
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