Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0135
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
130

SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

Concilium Constantiense

C. treger

M. Butzer

Zum achten. Das man in solchen sachen für kein Gemeyn kumm, man
möge dann glauben, das sye ein Gemeyn Christi sey. Das sich ye zu
Costentz übel beschynnen hat. Wol ist zu glauben, das ein christlich
Gemeyn under dem hauffen gewesen sey, aber ir hatt zu handlen frey-
lich wenig gepürt. Die das Concilium gewesen und es gefürt haben, 5
mochten durch den keyßer Sigmund nitt dahin brocht werden, das sye
in ein nötige reformation der Kirchen verwilligten, die auch bitz auff
den heütigen tag nitt beschehen ist. Nun urteyl bey dißer schandtlichen
frucht, was dasselbig Concilium für ein baum gewesen sey.

Die xlix. Wunderred. 10

Darumb ist nit genug, das ettlich frevel m schreyen, sye wöllen alleinn
mit heyliger schrifft o überwunden werden. So diße weiß p sonderlich
gehebt haben alle ketzer und speltigen, und die heylig schrifft das groß
feldt ist, dahär uns in der Gemeyn Christi so vil ketzereyen kummen.

Zum ersten. Warumb ists nit genug, das wir durch die schrifft allein 15
wöllen überwunden werden? Darumb, das der sünder, der so offt ge-
strafft und zuletst die gantz Gemeyn Christi nitt hören will, soll für ein
Ketzer und Zoller gehalten werden 254. Seh doch ein yeder, wie du armer
Treger argument machest. Wer, gestrafft von der Kirchen, nitt will von
seinen lastern abston, der soll als ein Heyd gehalten werden. Ergo, es 20
ist nit genug, das wir uns uff die schrifft beruffen und wöllen durch die-
selbig allein überwunden werden. Wie reymet sich das so schon? Eben
als so ich sagt, welcher der Statt ordenung entgegen handelt, soll gestrafft
werden. Darumb soll keinen, der verklagt würt, helffen, das er sich uff
der statt ordenung berüffe und will allein durch dieselbig überzeügt und 25
überwunden werden.

Zum andern. So sagt er, diße weiß sey eygen der ketzer und speltigen,
die q sich uff die schrifft berüffen. Ist diß war, so seind ketzer Hilarius,
Hieronymus, Augustinus 255, das Concilium zu Nicea 25 6 und die alten
alle, auch des Bapst Decret 257. Dann die alle der meynung seind, nichts 30
not zu glauben sein, das durch die schrifft nit mag erhalten werden.

Zum dritten ist das ye ein schwere gottslesterung, das du sagst, die
heylig schrifft sey das feld, da ketzereyen härkummen. Gott straff dich,
das du sein heylige schrifft nitt also schmähest. Paulus schreibt, sye

m) proterue (Or). - n) allem. - o) nudis et solum sacris literis (Or). - p) vox
(Or). - q) Fehlt im Original.

254. Vgl. Mt 18, 15-17.

255. Oben, Anm. 237.

256. Vgl. MPG 25, Sp. 568.

257. Corpus Iuris Canonici Pars I, dist. IX, passim, ed. Friedrich, Sp. 16ff.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften