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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0141
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

strafft und überwunden und die, so zum teyl von gott verordnet seind,
bericht und bekert werden. Des will sanct Paulus ein yeden Bischoff zu
thun mächtig sein 270 und begert in dem nit allein nichts unmöglichs,
sonder leret, fordert und gebeütet das allergeschicktest und gelegenest
zu solchem handel. Wie auch Christus selb und alle seine Apostelen uff 5
die weiß mit hellen schrifften und gar nit mit sprüchen der Concilia der
kirchen gegen allen, so der warheit beraubt und auch zuwider geweßen
seind, gehandelt haben. Darumb das gewisszlich widerchristen, ketzer
und gottslesterer seind, die da sagen, man mög mit göttlicher schrifft
die ketzer nit überwinden. Als solt die menschlich lugen mächtiger sein 10
dann die göttlich warheit. Und wer die schrifft schewet, der zeygt an
die weiß und art der ketzer. Wer sich aber drauff berüffet, suchet die
warheit und kumpt dem nach, das Gott gebotten und alle heyligen ye
und ye gepflegt haben.

Und ob der Treger wolte sagen, das Christus und die, so durch sprüch 15
der schrifft den feinden das maul gestopfet haben und sye überwunden,
ettliche, das sye die warheit angenommen, die andern, das sye ynen nit
haben dörffen mer ynreden, so sey solchs durch krafft des geists beschehen,
und nit das die schrifft, die in ir selb der todt buchstab ist, solche macht
habe. 20

Antwort ich: Es ist wor, das reich Gottes stodt ye nitt in worten oder
buchstaben, sonder in der krafft [I Cor 4,20]. Gott hatt auch die Aposteln
tauglich r gemacht dyener zu sein des newenTestaments, nitt des buch-
Art christlicher prediger stabens, sonder des geists. ii. Cor. iii [6]. Das ist, es hat die meynung

nit, das die prediger des Evangelii solten nur den buchstaben fürtragen, 25
den leüten schlecht sagen, was die schrifft ynhalt, als ob es damit gethon
sein solt, sonder sye sollen die schrifft von Christo, unserm heyland, uß
würckung des heyligen geists, gesandt vom vatter, mit allem ernst predi-
gen, das der Herr mitwürcke und was sye pflantzen und begyessen, er
wachsen mache 271. Das durch das Evangelion gott newe kinder geporen 30
werden, alle ding lebendig seyen 272 und mit nichten bleibe bey dem
sagen und hören. Noch so solle solches alles geschehen, das die schrifft
erstlich verkündet werde, wie Christus und die Apostolen thon haben,
dann ye die schrifft vom geist Gottes und nitt den menschen gedychet

ist. 35

Darumb will ich zum Treger also sagen: Dein hauff ist entweders
gesandt von Gott, die falsche leere abzutreiben oder nitt. Ist er nitt
M 3 b ge-|sandt, so seind es dyeb und mörder, Johann, x. [1]. Seind sye gesandt

r) täglich.

270. Vgl. Tit 1,9ff.

271. Vgl. I Cor 3,6ff.

272. Vgl. I Petr 1,23.
 
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