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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0143
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Constantinus

C. treger

Antwort Butzers

138 SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

schrifft dazu mussz gebraucht werden, welche als die stimm ires hyrrtens
die erwölten gar bald erkennen werden und die andern, die gefässz des
zorns, vor ynen als dem gewaltigen wort Gottes auch gleich erstummen.

Darumb sagte auch der frumm Constantinus im Concilio Niceno (liß
in Tripartita historia. lib. ii. cap. v. 276), nachdem er die Bischöff ermant 5
hat von eygen zäncken, damit sye die zeit verzerten und die sachen des
glaubens, darumb sye berüfft waren, lyessen anston, zu lassen und vom
glauben zu handlen: Es seind vorhanden (sprach er) Evangelische und
Apostolische bücher, auch schrifften der alten Propheten, die uns under-
weißen, was wir von dem heyligen gesatz halten sollen. Darumb treibet 10
uß den feyndtlichen kampff und lond 277 uns zu gemüt fassen: ufflößung
der fragen uß den worten, die uß Gott yngeben seind. Dann auch Petrus
schreibt: wir haben ein vestes prophetisch wort, und ir thut wol, das ir drauff
achtent, als uff ein lyecht, das da scheint in einem tuncklen ort. etc. [2 Petr 1,19].
Hette der oder ein solcher Keyßer zu Costentz im Concilio geregiert, 15
wurde freylich der frumm Hussz noch lang nit verbrennt worden sein.

Das aber der Treger in seinem newen büchlin ein ynred füret 278,
wann man schon schrifft wider uns uffbringe, machen wir die krafftloß,
sagen, es sey nit recht verdolmetschet, es sey etwas hynzu oder von
gethon, ein buch oder capitel seye nit de Canone, das ist vom rechten 20
Register der göttlichen bücher. Lieber Treger, solche wort findestu bey
Hieronymo 279, Augustino 280 und allen, so ye die schrifft gehandelt haben.
Ewer Lyra braucht sye doch auch 281. Dann ye die schrifft nit allweg wol
verdolmetschet werden. Darzu werden die bücher leichtlich falsch

276. Historia tripartita II, 5, 6-7 (CSEL 71, S. 90, 20ff.).

277. Lasset.

278. »Doch haben sich alle ketzer allwegen des geflissen, das, was do wider sie
funden mocht werden mit geschwinden griffen zu vercleinen vnd krafftloß zu machen
vnd das durch mancherley weg vnnd spitzfindigkeit. Wenden zu zeyten für, es sey
nit recht in latinische sproch (das so wider sie ist) verwandlet worden, anders hab
die kriechisch oder Hebreisch sproch... Sie sagen auch offt, sollichs sey zu der geschrifft
hinzuthon, vnd sey anfengklichen vom Auctor nit geschriben worden, oder etwas da
vnderlassen dar(zu) gehörig oder darvon thon worden, vnd sey die geschrifft gefelscht.
Etwan zeygen sie an das buch oder capitel sey nit de Canone, das ist von der heiligen
kirchen als heilig angenommen worden ...« (Vermanung D 1 a/b) - Ein Beispiel,
wie B. bei seiner Argumentation darauf verweist, daß eine angeführte Schriftstelle
apokryph sei und deshalb einen Christen nicht verpflichten könne, findet sich übrigens
in seinem »Summary«, Bd. I, S. 116.

279. Z. B. MPL 26, 173.

280. Z. B. MPL 33, 277. 285f.

281. (Lyra) Vgl. etwa seine Vorrede zur Postille zum Buche Tobiae, wo es unter
Bezugnahme auf den Prolog des Hieronymus zu Judith nach einer kurzen Würdi-
gung des Wertes der nichtkanonischen Schriften heißt: »tamen eorum (scil, libri, qui
non sunt de canone) auctoritas ad probandum ea, quae in contentionem veniunt,
minus idonea reputatur« (zitiert nach der Venediger Ausgabe der Postille von 1488).
 
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