Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0167
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
162

SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

erhalten würt, wann schon alle deine Concilia zum teüffel faren. Wie
kanstu doch so unverschampt die worheit Gottes lestern ? Nun mer dann
in C. jaren ist kein Concilium gehalten, das die Papisten selb lassen ein
Concilium heyssen, und unser glaub solle uff dem sententz der Concilien

beston?337

Zum dritten, so ist auch ob gesagt, das die ketzereyen durch das wort
gottes, das die dyener Christi und nit Concilia geprediget haben, über-
wunden seind33 8. Durch die hat uns Gott auch sein schrifft geben und kein
concilien.

Zum fyerden, das du einmal ein schrifft erwischt hast, bitt ich den
christlichen Leser, das er sye wölle ansehen. Dann du hast der augen zu
der zeit noch nit. Der Herr spricht: Ich sag eüch, wo zwen under eüch eins
werden uff erden, warumb es ist, das sye bitten wöllen, das soll yn widerfaren
von meinem vatter im hymmel. Denn wo zwen oder drey versamlet seind in meinem
nammen, da bin ich mitten under yn [Mt 18, 19 f.]. Uß dißen worten ists
ye klar, das er drauff redet, under ynen zu sein, das sye erhört sollen
werden, was sye bitten, soferr sye doch in seinem nammen und mit
rechtem glauben bitten. Das der Herr an andern orten hat ußgedruckt 339
und nit davon, das er wölle dermassz bey ynen sein, das sye darumb nit
solten yrren könden. Sagt er doch Matt, ultimo [20] zu allen sein Jüngern:
Ich will bey eüch sein bitz end der welt, noch haben sye sampt und sonder
geyrret. Der vatter und der sun machen ein wonung bey einem yeden
rechtgläubigen340? noch yrret er sich. Und ob er darfür bitten wolte,
würd ym zu antwort wie Paulo, da er dreymal betten hatte, das der engel
des satans von ym trätte:Lassz dir begnügen an meiner genad. ii. cor.
xii. [7 f.]. Hat er doch den seinen den Tröster verheyssen, den heyligen
geist, und gesagt, er würt eüch leyten in alle worheit34 1, und haben sich
dennest geyrret, wie du selb bekennest. Darumb, wie offt gesagt, der
Herr geleytet die seinen, das sye an der haubtsumm des glaubens nit
P 2 b fälen. Sunst aber da- | mit sye sich nitt überheben, lasszt er sye offt
strauchen und fallen, doch uß seiner gnaden handt lasszt er sye ym nit
entpfallen, fürt und leytet sye bitz er ein volkummen mann, der da sey
in der massz des volkummenen alters Christi, uß ynen mache34 2.

Aber es wäge der Treger die wort, wie er wölle, er lassz nur mir sye

337. Im Gegensatz zu B.s Auffassung gelten sowohl das Konzil zu Basel (1431ff.)
als auch das V. Laterankonzil (1512-1517) in der römisch-katholischen Kirche als
ökumenische Konzilien. Seine Bemerkung erklärt sich wohl aus dem Anmerkung
335 skizzierten Sachverhalt.

338. Vgl. oben, S. 57f. und S. 130ff.

339. Vgl. Mc 11,24; Jo 14,13.

340. Vgl. Jo 14,23.

341. Vgl. Jo 16,13.

342. Vgl. Eph 4,3.

5

10

15

20

25

JO
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften