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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0173
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168

SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

Die xcv. Wunderred.

C. treger Hyehär ist nun offenbar, mit was gefär a christlichs glaubens diße betryeger
alle fundament unsers glaubens erschöllen b, wann sye c mit uffgeblosenen
Q 1 a backen uff der Cantzel leren, man solle alle satzung d der | kirchen als

menschen träum und des teüffels gedycht vermeiden. 5

Die xcvi. Wunderred.

C. treger Dann, was in dem christlichen weßen e ist, machen sye uns zweifelhafft:

und die schönst ordenung f, yngesetzt von den heyligsten Concilien und
Vättern, zerstören sye mit irem geschrey und rottungen.

M. Butzer Seind menschen leer fundament deiner kirchen, wie sye auch seind, als 10
du selb anzeygest, so wölle der gut Christ, das sye nur bald gar zer-
schöllen 355, umbfallen und zu nüt werden. Amen. Unser Kirch, die christ-
lich kirch, ist uff Christum gebawen, kein ander fundament mag yemant
legen, i. Cor. iii [11]. das zerschöllen wir noch lang nit. Wer uff disen
felßen gebawen ist, den würt auch nyemant wegknemen. Dann was der 15
vatter Christo gibt, nimpt ym nyemant 356. Alle schrifft geben nun allein
Christo zeügnüß, das er zum grundtstein von gott gelegt seye. die
predigen wir und bawen dymit yederman, der unser predig annimpt uff
den einigen Christum, den Paulus auch allein prediget hat und auch nit
mer gewisset 357. Darumb mussz des teüffels kirch sein, deren fundament 20
erschöllen durch unser predigen, die wir nichts, dann lauter schrifft pre-
digen. Magstu anders beweisen, tödt uns.

Und eben diße, die teüfelische kirch, ists, deren satzung wir heyssen
meiden. Dann wir nur die heyssen meiden, die in der schrifft kein grundt
haben, ja wider die schrifft seind. Die seind auch menschen träum und 25
teüffels gedycht. Als das sye ettlich speiß verbyeten und die Ee, welche
Paulus selb teüffelisch leeren heysszt 358. Die christlich Kirch setzet nichts,
sonder das gott gesetzet hat, prediget und verkündt sye uffs luterest
und treülichest. dann durch dasselbig würt der mensch »artios« voll-
kummen, zu allem guten geschickt [2 Tim 3, 17]. 30

Das du aber sagst, wir machen zweifelhafft alles, das in der christen-
heit ist, ist ein unverschampte lugen. Wir predigen ein Gott, ein Christum,
ein gesatz, ein Evangelion, ein geist und das alles göttlich unbeweglich,
wie machen wir dann alle ding zweifelhafft? Aber du beweißest mit

a) periculo (Or). - b) quatiant concutiantque (Or). - c) omm.: passim (Or). -
d) traditio (Or). - e) in christianismo (Or). - f) omm.: ecclesyae (Or).

355. Zerschellen, vgl. oben, Z. 3.

356. Vgl. Jo 6,37,39 u. ö. 357. Vgl. I Cor 2,2.

358. Vgl. I Tim 4,1-3.
 
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