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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0249
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

B 2 b So Kautz disen artickel versteht, das in unserm | brot der dancksagung
nicht sey der leyb Christi lyplich und im dranck sein blut, stymmen
wir mit, dann der Herr hat uns solchs nienen verheyssen, sonder die
schrifft sagt allenthalb, das er leiblich von uns in hymel gefaren sey,
widerkünfftig so er richten wirt. Darumb Paulus verklerend die wort 5
thut das zu meiner gedechtnüs schreibt [I Cor 11,26]: Dann so offt ir
das brot essen und den kelch drincken, solt ir des Herren todt verkünden, das ist
Prysen und dancksagen, biß er kompt. Sol er dann kommen und lyblich,
so ist er nit dermassen da und lasset sich nit glosieren, er sey leiblich
da, aber unsichtbarlich. Unsichtbarlich durch seynen geyst ist er bey 10
uns bys end der welt. Mat. ul. [28,20]. Aber das er leyblich und doch
unsichtbarlich da sey, hat keyn schrifft, darumb ists eyn gedicht, Und
ob man schon sagt, wir haben als vil in unserem als die Apostel in irem
nachtmal, Die hetten in irem brot den leyb und ym dranck das blut
Christi laut der wort: Nemet, esset, das ist meyn leyb etc., mag auch nit 15
helffen, dann der Herr sagt doch nit: Nemet, esset, in dem ist meyn
leyb, sonder das ist meyn leyb. Nun bekennet das gegenteyl selb, das
brot brot bleyb und win win, auch also von jüngern genossen ward,
so bleyb für sich der leyb Christi auch bey den jüngern sitzen, vom
brot underscheydlich, darum war er das brot nit selb leyblich und 20
wesenlich. Diewyl dann Christus was er redt, war redt, und sich alles
B 3 a also, wie ers redt, beschynet und | aber im nachtmal nit beschynen ist,
das dis brott leyblich und wesenlich der leyb Christi, wie er dazumal
was, gewesen sey, dann er sprach myn leyb, das wol zu mercken, sonder
brot bleyb brot, so zwingt sichs, das er mit disen worten: Das ist meyn 25
leyb gar nit hat wöllen zuverstohn geben, das das brot drum solte leyblich
sein leyb sein, er hette sonst gemacht, das es also gewesen wer.

Auch so gleich drauff folget: der für euch geben würdt, wo er hette
wöllen sagen, das brot were eben das sein leib, leyblich und wesenlich,
so müste auch folgen, das das selbig brot für uns geben were, das aber 30
nit geschehen ist. So gilt auch D. Luthers newe ußflucht 21 doch gar

die Straßburger im Abendmahlsstreit »wenigstens im Druck« nicht hervorgetreten
sind. Das ist insofern richtig, als weder B. noch Capito damals der Abendmahlslehre
eine besondere Schrift gewidmet haben. Aber die hier folgenden ausführlichen
Erörterungen B.s zur vierten These des Jakob Kautz mit ihrer deutlichen Absage
an Luther bieten dafür doch einen gewissen Ersatz. Vgl. übrigens R. Stupperich:
Straßburgs Stellung im Beginn des Sakramentsstreits (1524-1525). In: ARG 38
(1941), S. 249; J. Rott: Bucer et les debuts de la quereile sacramentaire. In: Rev.
d’hist. et de philos. religieuses 34 (1954), S. 234.

21. In seiner etwa Ende März, Anfang April erschienenen Schrift »Das dise wort
Christi (Das ist mein leib usw.) noch fest stehen widder die Schwermgeister«. Diese
Schrift stieß in Straßburg auf ganz entschiedene Ablehnung. Auch Capito, der schon
Luthers vor Jahresfrist erschienenen »Sermon von dem Sacrament des leybs vnd
bluts Christi, wider die schwermgeyster« scharf verurteilt, aber immerhin Zwingli
 
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