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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0290
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BERNER PREDIGT

285

wenig gespüret und noch by den verwänten 26 geystlichen die frücht
bewysend 27, darum oren und ougen zu und zu dem geloffen, der spricht:
kompt her mir [Mt 11,28], der allein den vatter zu erkennen gibt, der
den geyst verlycht, der in alle warheit leytet 28, der gerecht läbt in sinem
5 eignen glouben 29. soltu dich uff gott verlassen, mustu ouch wissen, was
du von im halten söllest, darum Gott gebe, was alle wellt gloubet
mustu selber ouch für dich wissen, was dir zu glouben sye 30, diß halt
nun dir die gschrifft für, den rechten verstand gibt aber Christus. So vil
davon, das wir bedencken, wer der sye, der uns so gütigklich zu im rüffe,

10 er ists, dem der vatter alles geben hat, der uns den heyligen geyst allein
verdient hatt, und in zustellet, der uns selber leeret, begabet und füret
zum ewigen läben, by dem wir allein den rechten waren bescheyd
finden, aller waren säligen leer.

Nun laßt uns betrachten, wer die syend, den er mit namen rüffet, er
15 spricht: Kommend her mir alle, die ir bekümmert und beladen sind [Mt 11,28].

Alle zwar hörend das Evangelium, aber die armen am geist 31, die iren
sünd empfindend c, nemmens allein mit fröuden an und bringent frucht.

Secht ir, die Gott erwelt hat 32, denen verlyhet er synen geyst, das sy
in förchten, und wenn sy schon noch on besonderen verstand gottes
20 sind und in aller yppigkeit läben, doch so trybt sy ein forcht gottes, es

ist inen imer angst vor dem gericht gottes, etliche heben denn | ouch F 7 b
an inen selbs hilff zebuwen, daher hat mancher im Bapstum nit gnug
könden bichten, fasten und doch nichs dester besser worden, und hat
doch ouch kein ruw kinden haben, denn ye die verworffnen eintweders
25 verruchend 33 gar oder machend in sollich questen 34 von iren wercken,
das sy sicher und on forcht werdend, oder aber, so sy schon in forcht
blibend, ist es keyn Gottes forcht, sonder nun der straffen Gottes, deren
welt sy gern entgon, und doch das hertz Gott nit geben, sonder im allein
etliche falschen glyßnerisch rosenkrentzlin, maßlin 35, kertzlin, götzlin
30 und was des dings geben, das ist, sy welten gern gott die sprüwer 36
geben, und sy den kernen behalten: mit den erwelten ist es aber nitt

c) empindend.

26. Vermeintlich.

27. Vgl. Gal 5, 19-22.

28. Vgl. Jo 16, 13.

29. Vgl. Ro 1,17.

30. Vgl. B.s Summary, unsere Ausgabe, Bd. 1, S. 90, Anm. 81.

31. Vgl. Mt 5,3.

32. Zu B.s Erwählungslehre vgl. Lang, S. 156-206.

33. Sich nicht kümmern um etwas; Raget: die Verworfenen verhärten sich ganz.

34. Gewinn, Erwerb; Raget: sie legen ihren Werken einen solchen Wert bei.

35. Messen.

36. Spreu.
 
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