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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0292
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BERNER PREDIGT

287

das sy deß bekümbert und beschwärdt sind, und das allein, das sy Gott
gern wolgefielind und doch nyenen von statt wil, daß sy in forcht und
sorg stond.

Nun lassend uns sehen, worzu berüfft er uns, was söllend wir thun?

5 was wil er uns tun? Ich (sagt er) wil üch ruw schaffen: Nemmend uff üch
min joch und lernend von mir [Mt 11,28-29]. Das begärt er von uns, das
wir von im lernind, das wir sine junger werdind, das ist, das wir sin
joch uff uns nemmind: dann durchs joch verstadt offt die gschrifft: den
gwalt, die Oberkeyt 40. Darumb wil der Herr mit disen worten nüt anders,

10 dann kommend har zu mir und nemmend mich an zu üwerem herren,
zu üwerem meyster und üwerem lerer: wellind mine underthon und
jünger sin. Was gebüt er uns nun? was leret er? worzu wil er über uns
herschen ? Allein uns selig zemachen, nüt anders gebütet er, nüt wil er,
dann allein, das wir in erkennind, als unseren eynigen heiland | und uns G 1 a
15 durch einandren lieben, das ist sin nüwes und eynigs gebott 41, leer und
joch. Do ir den menschen geloset 42 habend, da hat man üch hiehar und
dörthin gewisen: da götzen machen und zieren, da meßmacher und die-
selbigen schmucken, die schedlicher gewesen sind dann götzen, da den
abgestorbnen heyligen geben, da den andren todten, das doch unheylige
20 lebendige üppigklich verzert habend, wär ist deß erfröwt worden?
Niemants dann nütwerdt 43 lüt. Nit also Christus, der wil, das wir ein-
anderen liebind, wie er uns geliebet hat, lyb, eer und gut bereyt für
einandren zesetzen. Wo die liebe ist, da ist alle sanfftmut, da ist alle
miltigkeyt, da ist frid, fröud, und das gewüß himmelrych. Sich, diß joch
25 wil er uns uff legen, dadurch wir alles guts von im empfahind und uffs
trülichest miteinandren teylen, da ist denn weder mann noch wyb, weder
knecht noch herr, sonder aller einer im Herren 44. Ein Gott ists, ein
heyllannd, ein Touff, ein gemeynd, ein Gloub, hoffnung und geyst 45.
Sehend, das wir uns selb gantz absterbind, im uns gantz vertruwend:

30 dem nechsten also mit allen getrüwen gemeynt in aller langmütigkeit
der volkomnen erlösung erwarten. Diß ist unsers herren leer, gebott
und joch, das wil er uns ufflegen, in dem wil er uns füren, nun das wir
gewüß frumm und selig werdind, und uff das wir lustig syend zu im
zekommen und sölichs joch uff uns zenemmen. Sagt er: Lerend von mir,

35 dann ich bin senfftmütig und im hertzen | demütig [Mt 11,29], als wolt er sagen: G 1 b
Ob ich schon ein herr bin aller ding, ob mir schon der vatter alles
geben hat, noch so hab ich mich umb üwert willen gedemütiget also

40. Vgl. 3 Reg 12,4; Jes 4,3 u. ö.

41. Vgl. Jo 13,34.

42. Gehorchen.

43. Nichtswürdig.

44. Vgl. Gal 3,28.

45. Vgl. Eph 3,4-6.
 
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