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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0295
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

gut, das ists, was uns brüderliche liebe erfordert, welches allein vor Gott
gute werck sind, in dem muß man sich on underlaß üben, was ouch zu
züchtigem, erbern wandel dienet, ist nit nachzelassen. Ernstlich sol man
ouch bätten und so ernstlich, das man sich von allen weltlichen sachen
und brüch 60, ja ouch noturfft des lybs ein zyt lang, so lang im geyst 5
zebätten ist, entziehe, das allein das recht fasten ist. Aber deß alles sol
sich das hertz eins haars breyt nit trösten, alle zuversicht, alles vertruwen
G 3 b sol allein | zu und uff Christo ston. Jetz wellen aber ouch etliche iren
trost by der absolution des Christenlichen bruders und by den Sacra-
menten suchen 61. Ach, Gott, Christus sagt: wer zumir, mir, mir kombt, 10
den wirdt nitt hungeren, wer an mich gloubt, den wirdt nit dirsten [Jo 6,35].

Ja, sagen sy, man kombt ouch zu im, so man sin wort vom priester
höret und syne Sacrament empfahet. Neyn, lieben fründ, der da pflantzet
und begüßt, ist nüts, spricht Paulus [I Cor 3,7], nun pflantzet und begüßt
man mit dem wort Gottes, mitt dem Evangelio Christi, aber das dyen 62, 15
das wachsen, ist alleyn Gottes, Christus muß syn wort ins hertz reden,
so lut es erst, so kan mans fassen. Wenn ich denn hingon und hör vom
priester, ich sölle von sünden loß sin, ich höre, der Herr habe mir sin
lyb in tod zu myner erlösung geben und derglychen, wil ich mich daher
trösten, das ich das vom priester gehört, das ich druff, als sy sagen, die 20
Sigill der wort 63, Brot und wyn des Herren empfangen hab, so tröst ich
mich ye menschlicher werck, dann das ich nim und hör, kombt durch
ein menschen, man höre aber das Evangelion und wort der ermanung
und des trostes geren, aber nitt uß dem, das man sölichs höret lyplich,
wirdt der recht trost kommen, Christus selber muß uns spysen und 25
trencken, denn wann du schon gegen dem Tüffel trotzen weltest und
G 4 a sagen, ich hab das | Sacrament empfangen, ein sigil göttlicher gnaden,
du hast nichts an mir, wie bald möchte er daruff sagen, vil Judas empha-
hens ouch: sunst wenn dich Christus selber tröstet, so kanstu sagen mit
Paulo, weder Engel noch menschen, tod noch läben wirdt mich von 30
der liebe Gottes trennen, die er mir durch Christum bewisen und eewigk-
lich zugesagt hat 64. Also, lieben fründ, muß man sich gantz uff Christum
ergeben und lassen und alles hindan gestellet, das in himmel und erd
ist, wort und werck, und doch das gottes wort geren hören, die heylig
gemeinschafft im Herren dester baß zeerhalten, die Sacrament mit aller 35
Eererbietung und andacht bruchen, den lyb in zucht halten, vil betten
und fasten, das ist, vil ernstlicher gesprech mitt Gott halten, das selb

60. Gebrauch, Ausübung.

61. Das Folgende richtet sich gegen Luthers Sakramentslehre, Vgl. Köhler I,

S. 473ff., 582ff.

62. Gedeihen.

63. Vgl. die Apologie der CA, BS, S. 369, 69.

64. Vgl. Ro 8,38-39.
 
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