Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0303
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
298

SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

Als Begründung schreibt er Zwingli ganz offen: tu fortasse in meis
minus exercitatus es. Ein jeder soll die gegen ihn gerichteten Vorwürfe
selbst beantworten, Zwingli noch dazu die allgemeinen Angriffe Luthers
zurückweisen 8. Die Überlegungen hierüber gehen noch eine Zeit lang
zwischen Basel und Zürich hin und her 9; schließlich gelangt Oekolam-
pads Plan zur Ausführung. Ende Juli 1528 erschien bei Froschauer in
Zürich die Antworten Zwinglis und Oekolampads unter dem Titel:
Vber D. / Martin Lu-/thers Buch, Bekent-/nuß genant, zwo antwur/ten,
Ioannis Ecolampa-/dij, vnd Huldrychen / Zuinglis. / Im M.D. XXVIII.
jar. / Getruckt zu Zürich by Chri/stoffel Froschauer 10.

In dem lebhaften Briefwechsel zwischen den Führern der zwingli-
schen Partei über die beste Form einer Entgegnung auf Luthers Buch
äußert Bucer nie die Absicht, selbst auch zur Feder zu greifen. Am
6. Mai schreibt er noch an Oekolampad: Audio te respondendi Luthero
munus Zuinglio demandasse, quod vel ideo probo, ne uterque a meliori-
bus interim cogatur se subducere 11. Er rechnet also lediglich mit einer
Antwort Zwinglis. Als aber dann Zwingli dem Plan Oekolampads zu-
stimmt 12, eine gemeinsame Entgegnung herausgehen zu lassen, ent-
nimmt Bucer daraus offenbar, daß es auch anderen freigestellt sei, sich
zu Luthers Abendmahlsschrift öffentlich zu äußern. Johann Commander
gegenüber erklärt er, er sei mit Rücksicht auf die Schweizer nicht sofort
mit seinem Dialogus hervorgetreten 13.

Wenn Bucer auch den Freunden gegenüber nicht die Absicht äußert,
selbst Luther entgegenzutreten, so verraten doch einige Bemerkungen
in seinen Briefen den Wunsch, dies zu tun. Seine Briefe geben zugleich
die Gründe an, die ihn dann zur Abfassung einer Abendmahlsschrift
veranlassen:

1. Er fühlt sich von Luther persönlich mit angegriffen. An Wilhelm
Farel schreibt er am 1. Mai: Lutherus iterum furiit. Librum 30 quater-
nionum in nos scripsit, in quo omnia Zvinglii et ipsum anathemavit.
Oecolampadium tardum, stultum et indoctum, actumque a Satana
calumniatus esse satis habet, nisi quod indicibilibus sannis hominem
jactat. Mei per periphrasim, meque Schwermerlin, non proprio nomine,
meminit 14.

8. Vgl. CR 96, Zw 9, S. 436.

9. Vgl. Köhler I, S. 645f.

10. Zwinglis und Oekolampads Antworten wurden zusammen gedruckt. Die
Schrift Zwinglis ist herausgegeben von Schuler/Schulthess: Huldreich Zwinglis Werke.
Deutsche Schriften III. S. 94-223.

11. Vgl. CR 96, Zw 9, S. 468.

12. Die Zustimmung erfolgt erst nach dem 21. Mai; vgl. Köhler I, S. 646.

13. Vgl. A. Scultetus: Annalium evangelii renovati decas II, 1528, und WA 26,247.

14. Vgl. Herminjard II, S. 132. WA 26, 313, 27 verweist Luther auf die Prediger
»zu Zürich, Basel und Straßburg«.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften