VERGLEICHUNG D. LUTHERS
309
Ich hab sein bkäntniß auch fleissig gelesen. Hastu der buchlin f keyns
mehr ?
Arb.: Ja. Sehe, nym du das für dich, so wil ich das für mir behalten.
Damit wir alles recht vernemen, so ligt da die Bibel, die muß gemeyner g
5 obman sein.
Seb.: Ist gut. Ich hab fürwar, wie ich anfieng zu sagen, das du ver-
meynst auß des Luters büchlin, noch nit h vermerckt, wiewol ich mich
auch an etlichen i orten gstossenj hab.
Arb.: Du weyst, mein Sebolt, das die gantz disputatz daruff k berugt:
10 D. Luther wil 14, das dise wort: Das ist mein leib etc. also sollen verstan-
den werden, das in krafft derselbigen, wenn sie uber l brot und wein
gesprochen werden, das geschehe mit oder on glauben, sey alsbald der
leib Christi leiblichm im brot und sein blut leiblichn im tranck. So
halten die unsern: die wort seien also zu verstehn, nit das man wolte
15 auß ihnen schliessen, das der leib Christi leiblich o im brot des Abentmals
und das blut im kelch sein müsse, es were glaub da oder nit. Sonder wo
die glaubigen durch die zeychen und wort des tods Christi im Abentmal
erinnert, glauben und dancken dem Herrn, das er sein leib und blut für
sie geben hat, das sie alsdenn p durch den glauben und im geyst den leib
20 Christi und sein blut warlich haben und niessen; das wie das brot und
der wein leiblich also der | leib und das blut Christi geystlich genossen A 5 b
werden. Ich acht, als vil du lisest, soltestu wissen, das die sach sich
beder theylq also haltet.
Seb.: Wiewol man ewerer buchlin bey uns zu Nürnberg nit darff feyl
25 haben 15, so hat mir doch mein schwager Veyt von Augspurgk Oeco-
lampadius bücher r16 noch alweg zugeschickt. In denen hab ich wol
vernommen, das es der ewern halb die meynung ist, wie du angezeygt
hast, und nit als man ihn zumessen wil, das sie verneynten s, Christum
im nachtmal warlich genossen werden. Der Lutherischen meynung halb
30 ists auch, wie du es darthan hast. Daher ich mich noch mehr verwundere,
wie du sie wilt eyns machen.
f) buchlin A. - g) gmeyner B. - h) nicht B. - i) ettlichen B. - j) gestossen B. —
k) darauff B. -l) über B. - m) leiplich B. — n) leiplich B. — o) leiplich B. — p) alsdann
B. - q) die sach beyder teyl sich B. - r) bucher B. - s) vermeynten B.
14. Vgl. WA 26,285,14-18.
15. Zu Nürnbergs Stellung im Abendmahlsstreit vgl. F. Roth: Die Einführung der
Reformation in Nürnberg. 1885. S. 223-239. Das amtliche Bücherverbot ist vom
14. Juli 1526 datiert, es untersagt den Buchdruckern »die buchlin, die Irrung Zwyns-
lyns, Ecolampadis vnd Ires anhangs ... betreffen, feil zu haben oder zudrucken bey
eyns raths schweren straff«. Vgl. CR 95, Zw 8, S. 634-642, Anm. 3, und Köhler I,
S. 232.
16. Zu Oekolampads Schriften im Abendmahlsstreit vgl.E. Staehelin: Oekolampad,
S. 267ff.
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Ich hab sein bkäntniß auch fleissig gelesen. Hastu der buchlin f keyns
mehr ?
Arb.: Ja. Sehe, nym du das für dich, so wil ich das für mir behalten.
Damit wir alles recht vernemen, so ligt da die Bibel, die muß gemeyner g
5 obman sein.
Seb.: Ist gut. Ich hab fürwar, wie ich anfieng zu sagen, das du ver-
meynst auß des Luters büchlin, noch nit h vermerckt, wiewol ich mich
auch an etlichen i orten gstossenj hab.
Arb.: Du weyst, mein Sebolt, das die gantz disputatz daruff k berugt:
10 D. Luther wil 14, das dise wort: Das ist mein leib etc. also sollen verstan-
den werden, das in krafft derselbigen, wenn sie uber l brot und wein
gesprochen werden, das geschehe mit oder on glauben, sey alsbald der
leib Christi leiblichm im brot und sein blut leiblichn im tranck. So
halten die unsern: die wort seien also zu verstehn, nit das man wolte
15 auß ihnen schliessen, das der leib Christi leiblich o im brot des Abentmals
und das blut im kelch sein müsse, es were glaub da oder nit. Sonder wo
die glaubigen durch die zeychen und wort des tods Christi im Abentmal
erinnert, glauben und dancken dem Herrn, das er sein leib und blut für
sie geben hat, das sie alsdenn p durch den glauben und im geyst den leib
20 Christi und sein blut warlich haben und niessen; das wie das brot und
der wein leiblich also der | leib und das blut Christi geystlich genossen A 5 b
werden. Ich acht, als vil du lisest, soltestu wissen, das die sach sich
beder theylq also haltet.
Seb.: Wiewol man ewerer buchlin bey uns zu Nürnberg nit darff feyl
25 haben 15, so hat mir doch mein schwager Veyt von Augspurgk Oeco-
lampadius bücher r16 noch alweg zugeschickt. In denen hab ich wol
vernommen, das es der ewern halb die meynung ist, wie du angezeygt
hast, und nit als man ihn zumessen wil, das sie verneynten s, Christum
im nachtmal warlich genossen werden. Der Lutherischen meynung halb
30 ists auch, wie du es darthan hast. Daher ich mich noch mehr verwundere,
wie du sie wilt eyns machen.
f) buchlin A. - g) gmeyner B. - h) nicht B. - i) ettlichen B. - j) gestossen B. —
k) darauff B. -l) über B. - m) leiplich B. — n) leiplich B. — o) leiplich B. — p) alsdann
B. - q) die sach beyder teyl sich B. - r) bucher B. - s) vermeynten B.
14. Vgl. WA 26,285,14-18.
15. Zu Nürnbergs Stellung im Abendmahlsstreit vgl. F. Roth: Die Einführung der
Reformation in Nürnberg. 1885. S. 223-239. Das amtliche Bücherverbot ist vom
14. Juli 1526 datiert, es untersagt den Buchdruckern »die buchlin, die Irrung Zwyns-
lyns, Ecolampadis vnd Ires anhangs ... betreffen, feil zu haben oder zudrucken bey
eyns raths schweren straff«. Vgl. CR 95, Zw 8, S. 634-642, Anm. 3, und Köhler I,
S. 232.
16. Zu Oekolampads Schriften im Abendmahlsstreit vgl.E. Staehelin: Oekolampad,
S. 267ff.