VERGLEICHUNG D. LUTHERS
311
eben das in der natur und wesen sein, das der leib Christi. Das sey aber
nit und möge nit sein. Dann was brot sey, das möge der leib Christi
nit sein, und was der leib, könde nit das brot sein. Und darumb sichstu c,
lieber Sebolt, das man uber die unsern ungütlich geschruwen hat 24, es
5 seient helle dürre wort und mögen keynen tropum | erleiden. A 6 b
Seb.: D. Luther treibts doch in disem buchlin auch.
Arb.: Er treib, was er wölle. So lisestu am gemelten ort, das hie eyn
Synecdoche sey 25. Synecdoche ist aber eyn tropus und verwente 26 red,
wie man bey dem Cicerone, Plutarcho, Fabio 27 und andern liset, in
10 deren man etwas anders versteht, dann die wort geben noch irer eygnen
deuttung, wie angezeygt ist. Also halt sichs aber. Der Luther braucht
den gemeynen namen tropus 28 für eynerley tropus, nemlich Metaphoram,
so eyn wort von seiner eygnen deuttung auff eyn anders zogen d würdt
von gleichnüß wegen; als, Christus ist eyn felß 29, da würdt der nam
15 felß umb gleichnüß willen der veste und unbeweglicheyt Christo zugeben.
Seb.: Nun e ist D. Luther eyn gelert man. Er solt ye nit verneynen,
das ein tropus were, da eyner ist.
Arb.: Wolan, ich schlag dem Luther nichs f ab. Frag aber nurg die
jungen knaben in der schul, so werden sie sagen, das auch Synecdoche
20 eyn tropus sey. Was erseüfftzest? Es ist noch nit an dem, da ich hyn wil.
Seb.: Ich erseufftze umb eyn anders.
Arbo.: Warumb ?
Seb.: Dieweil du gedacht hast, das man die kinder in der schul leret,
so gehet mir zu hertzen, das wir Gott umb seine gaben so undanckbar
25 seind. Meine herren von Nürenberg haben so vil herrlicher gelerter
männer bestellt und reichlich besoldet (der geringst under ihnen hat
jars hundert gülden), die die sprachen und gute künst leren 30. Nun
were noth, das man den leuten auch gelt gebe, das sie ire kinder leren
liessen. | Dieweil nit mehr hoffnung ist feyßter pfründen, so acht der A 7 a
30 lere niemandt, bedencken wenig, in was blindheyt und irrthumb wir
durch unwissen der sprachen und guter kunst kommen seind 31.
c) siehstu B. - d) gezogen B. - e) Nu B. - f) nichts B. - g) nur B.
24. Vgl. WA 26, 440, 5.
25. Vgl. WA 26, 444, 1ff.
26. Übertragen.
27. Vgl. Ciceros rhetorische Schriften, besonders De Oratore; Ad Brutum; Ps.-
Plutarch, Vita Homeris cap. 22; Fabius, cap. 8,6.
28. Vgl. WA 26,277.
29. Vgl. I Cor 10,4.
30. Zur Nürnberger Schule, die 1526 von Melanchthon eingerichtet und eröffnet
wurde und an der u. a. J. Camerarius und Eoban Hess lehrten, vgl. F. Roth, a.a.O.,
S. 215-217.
31. Vgl. H. Böhmer: Luther im Licht der neueren Forschung. 1918. S. 270f.
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eben das in der natur und wesen sein, das der leib Christi. Das sey aber
nit und möge nit sein. Dann was brot sey, das möge der leib Christi
nit sein, und was der leib, könde nit das brot sein. Und darumb sichstu c,
lieber Sebolt, das man uber die unsern ungütlich geschruwen hat 24, es
5 seient helle dürre wort und mögen keynen tropum | erleiden. A 6 b
Seb.: D. Luther treibts doch in disem buchlin auch.
Arb.: Er treib, was er wölle. So lisestu am gemelten ort, das hie eyn
Synecdoche sey 25. Synecdoche ist aber eyn tropus und verwente 26 red,
wie man bey dem Cicerone, Plutarcho, Fabio 27 und andern liset, in
10 deren man etwas anders versteht, dann die wort geben noch irer eygnen
deuttung, wie angezeygt ist. Also halt sichs aber. Der Luther braucht
den gemeynen namen tropus 28 für eynerley tropus, nemlich Metaphoram,
so eyn wort von seiner eygnen deuttung auff eyn anders zogen d würdt
von gleichnüß wegen; als, Christus ist eyn felß 29, da würdt der nam
15 felß umb gleichnüß willen der veste und unbeweglicheyt Christo zugeben.
Seb.: Nun e ist D. Luther eyn gelert man. Er solt ye nit verneynen,
das ein tropus were, da eyner ist.
Arb.: Wolan, ich schlag dem Luther nichs f ab. Frag aber nurg die
jungen knaben in der schul, so werden sie sagen, das auch Synecdoche
20 eyn tropus sey. Was erseüfftzest? Es ist noch nit an dem, da ich hyn wil.
Seb.: Ich erseufftze umb eyn anders.
Arbo.: Warumb ?
Seb.: Dieweil du gedacht hast, das man die kinder in der schul leret,
so gehet mir zu hertzen, das wir Gott umb seine gaben so undanckbar
25 seind. Meine herren von Nürenberg haben so vil herrlicher gelerter
männer bestellt und reichlich besoldet (der geringst under ihnen hat
jars hundert gülden), die die sprachen und gute künst leren 30. Nun
were noth, das man den leuten auch gelt gebe, das sie ire kinder leren
liessen. | Dieweil nit mehr hoffnung ist feyßter pfründen, so acht der A 7 a
30 lere niemandt, bedencken wenig, in was blindheyt und irrthumb wir
durch unwissen der sprachen und guter kunst kommen seind 31.
c) siehstu B. - d) gezogen B. - e) Nu B. - f) nichts B. - g) nur B.
24. Vgl. WA 26, 440, 5.
25. Vgl. WA 26, 444, 1ff.
26. Übertragen.
27. Vgl. Ciceros rhetorische Schriften, besonders De Oratore; Ad Brutum; Ps.-
Plutarch, Vita Homeris cap. 22; Fabius, cap. 8,6.
28. Vgl. WA 26,277.
29. Vgl. I Cor 10,4.
30. Zur Nürnberger Schule, die 1526 von Melanchthon eingerichtet und eröffnet
wurde und an der u. a. J. Camerarius und Eoban Hess lehrten, vgl. F. Roth, a.a.O.,
S. 215-217.
31. Vgl. H. Böhmer: Luther im Licht der neueren Forschung. 1918. S. 270f.