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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0325
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

er vil leib hette, nymmer mehr sein mögen. Nun, wann sein leib zu-
gleych an vil orten leiblicher, begreiflicher weiß were, so were er yetzt
ye nit eyn leib an denen orten allen sonder vil leib. Das were dann
Gottes werck und wort entgegen c, da wider er doch nit mag handlen,
dann er sich selb nit leucken mag. Der Luther ist hefftig und so bewegt,
das er nit genug d sich den unsern entgegen setzen mag, stellet sich, als
ob er gern in allen dingen das gegenteyl halten und setzen wölte.

Seb.: Ich wil dobey bleiben: Christus ist warer mensch umb unsert
willen worden, hat waren leib. Derselbig ist nienen beschriben, das er
zugleych an vil orten leiblich begreifflich were. Dabey wil ichs bleiben
lassen und nit forschen, was Gott in dem weiters vermöge.

4 Ob Christus leib im grabsteyn und thüren gewesen sey.

Wie dunckt dich aber umb die unbegreiffliche weiß, wie er im grabsteyn
und in der thüren, durch die er zun Jüngern eingangen ist noch der
aufferstentnüß ?

Arb.: Wo ist das geschriben?

Seb.: Ey, haben nit die Jüden den steyn uber dem grab versigelt 78?

Arb.: Lieber, so liß doselbst fürbaß, so findestu e, das in die Engel
wider ab dem grab thon haben. Also habens auch die frawen, die den
Herrn suchten, gefunden 79. Wofür hette der Engel den steyn vorhyn
B 5 b ab dem | grab geweltzet f, so der Herr durch den steyn gewüschet were ?
Freilich das wunder were dester grösser gewesen, wo das grab noch g
vorschlossen h und doch ler wer gefunden worden. Nu haben aber die
frawen den steyn gefunden schon ab dem grab gewältzet.

Seb.: Wie ists dann, das der Luther vil auff diß i wunder tringtj 80?

Arbo.: Er tringe k, was er wölle. So sihestu, das solches die schrifft
nit meldet, sonder gibt mehr das gegenteyl zu verstehn. Wann l die
unsern auff solchen nichtigen grundt baweten, so würdem er sie gar
ubel schelten. Mein man, wie meinstu? Was bedenckestun dich? Du
hast nun die vier Evangelisten besehen, was wiltu weiter ? Die zeyt
lauft o dahyn, und hetten wir aber noch gar vil zu reden.

Seb.: Weiß warlich nichtp. Ich wil das den Luther selb lassen verant-
worten. Ich finds ye nit. Johannes aber schreibt, der Herr sey zu den
Jüngern kommen, als die thüren beschlossen warendt 81.

c) entgegeu A. - d) gnug B. - e) findest du B. - f) geweltzt B. - g) nach B. -
h) verschlossen B. — i) das B. — j) dringt B. — k) dringe B. — l) Wenn B. — m) würd B. -
n) bedenckst du B. - o) laufft B. - p) nit B.

78. Vgl. Mt 27,66.

79. Vgl. Mc 16,4.

80. Vgl. WA 26, 328; 330; 335 u. ö.

81. Vgl. Jo 20,19.

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