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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
Niemandt sagt, das es leiblich in denen dingen sey, die es sicht. Vil ding
sindt auch durch ihr gestalt im aug, aber nit leiblich. Also auch hören
vil oren und fassens wort von m eym geredt, in selb aber, den redenden,
nit, besonder 105 leiblich. Also das liecht ist im gantzen lufft under dem
hymel, aber nit das do leuchtet selb nemlich und leiblich. Also ist
Christus leiblich im hymel.
Seb.: Der Luther sagt neyn darzu n.
Arbo.: Gemach, Seboldt. Die Jünger habens gesehen, das er leiblich
uber sich in hymel durch eyn wolcken gefüret o worden ist. Wer denen
nit glauben wil, den laß ich faren; liß Lucam am letzstenp [24,51] und
Act. i. [9].
Seb.: Far fürt!
Arbo.: Ja, im hymel ist Christus leiblich. Sein gesicht aber, klanck,
hitz, liecht, das ist sein erkantnüß, sein wort, sein geyst, der alles erleucht
und hitziget, ist gleich zumal bey und in allen erwelten. Er regiretq
allenthalb, darumb würcket er auch allenthalb. Aber darauß folgt nit,
das er leiblich mehr dann an eym hymelischen ort sey.
Seb.: Ihr sagen, Christus sey erhöcht zur gerechten Gots r. Die ist
nun allenthalb. So muß Christus leib auch allenthalb sein.
Arbo.: Seboldt, wir sindt noch nit da 106. Bißher haben wir gehandelt
von den worten: Das ist mein leib etc., wie sie der Herr in seinem abent-
mal, ehe er gen hymel gefaren ist, geredt hat. Dann du sihest wol, was
D. Luther und die seinen für gespey und alfantz darauß treiben, das
die unsern sagen, wir mögen Christum in abentmal nit leiblich haben,
C 3 b darumb das er leib-| lich sey gen hymel gefaren und wil widerkomen,
dann wie er dahyn gefaren ist; als die Engel gesagt s haben 107. Gelt, der
Luther schleußt gleich drauff, das die unsern bekennen, im ersten abent-
mal sey das brot der leib Christi leiblich gewesen. Die andern sagen,
ob wir meynen, das die Christen yetz weniger in irem abentmal haben,
dann Christus in seinem ersten abentmal geben hab. Darumb hab ich
erstlich mit dir wöllen handlen vom verstandt diser wort: Das ist mein
leib etc., wie sie den im ersten abentmal, als sie Christus selbs geredt,
gehabt haben, und beharre drauff, mein Seboldt, das die ordnung
Gottes ist, das eyn warer leib zumal nur an eynem ort sey. Daher t mag
eyn leib nit zwen oder mehr sein. Also haltet uns alle schrifft die art
menschlichs leibs für. Weiter zeygt die schrifft, das wort sey fleysch
worden 108, das ist mensch und warer mensch. D. Luther bekennets
auch, Christus sey von Maria geboren, eyn warer natürlicher mensch
m) vor B. - n) dazu B. — o) gefuret A. — p) letsten B. - q) regieret B. - r) Gottes
B. - s) gsagt B. - t) dazu B.
105. Auch im einzelnen. 106. S. Kapitel 12.
107. Vgl. Act 1, 10f. 108. Vgl. Jo 1,14.
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Niemandt sagt, das es leiblich in denen dingen sey, die es sicht. Vil ding
sindt auch durch ihr gestalt im aug, aber nit leiblich. Also auch hören
vil oren und fassens wort von m eym geredt, in selb aber, den redenden,
nit, besonder 105 leiblich. Also das liecht ist im gantzen lufft under dem
hymel, aber nit das do leuchtet selb nemlich und leiblich. Also ist
Christus leiblich im hymel.
Seb.: Der Luther sagt neyn darzu n.
Arbo.: Gemach, Seboldt. Die Jünger habens gesehen, das er leiblich
uber sich in hymel durch eyn wolcken gefüret o worden ist. Wer denen
nit glauben wil, den laß ich faren; liß Lucam am letzstenp [24,51] und
Act. i. [9].
Seb.: Far fürt!
Arbo.: Ja, im hymel ist Christus leiblich. Sein gesicht aber, klanck,
hitz, liecht, das ist sein erkantnüß, sein wort, sein geyst, der alles erleucht
und hitziget, ist gleich zumal bey und in allen erwelten. Er regiretq
allenthalb, darumb würcket er auch allenthalb. Aber darauß folgt nit,
das er leiblich mehr dann an eym hymelischen ort sey.
Seb.: Ihr sagen, Christus sey erhöcht zur gerechten Gots r. Die ist
nun allenthalb. So muß Christus leib auch allenthalb sein.
Arbo.: Seboldt, wir sindt noch nit da 106. Bißher haben wir gehandelt
von den worten: Das ist mein leib etc., wie sie der Herr in seinem abent-
mal, ehe er gen hymel gefaren ist, geredt hat. Dann du sihest wol, was
D. Luther und die seinen für gespey und alfantz darauß treiben, das
die unsern sagen, wir mögen Christum in abentmal nit leiblich haben,
C 3 b darumb das er leib-| lich sey gen hymel gefaren und wil widerkomen,
dann wie er dahyn gefaren ist; als die Engel gesagt s haben 107. Gelt, der
Luther schleußt gleich drauff, das die unsern bekennen, im ersten abent-
mal sey das brot der leib Christi leiblich gewesen. Die andern sagen,
ob wir meynen, das die Christen yetz weniger in irem abentmal haben,
dann Christus in seinem ersten abentmal geben hab. Darumb hab ich
erstlich mit dir wöllen handlen vom verstandt diser wort: Das ist mein
leib etc., wie sie den im ersten abentmal, als sie Christus selbs geredt,
gehabt haben, und beharre drauff, mein Seboldt, das die ordnung
Gottes ist, das eyn warer leib zumal nur an eynem ort sey. Daher t mag
eyn leib nit zwen oder mehr sein. Also haltet uns alle schrifft die art
menschlichs leibs für. Weiter zeygt die schrifft, das wort sey fleysch
worden 108, das ist mensch und warer mensch. D. Luther bekennets
auch, Christus sey von Maria geboren, eyn warer natürlicher mensch
m) vor B. - n) dazu B. — o) gefuret A. — p) letsten B. - q) regieret B. - r) Gottes
B. - s) gsagt B. - t) dazu B.
105. Auch im einzelnen. 106. S. Kapitel 12.
107. Vgl. Act 1, 10f. 108. Vgl. Jo 1,14.
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