Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0348
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VERGLEICHUNG D. LUTHERS

343

ja nur f fast an eym kleynen teyl gelitten, nämlich nur so vil er am
Creutz gewesen ist. Der leib Christi ist yhe eyn leiblich zerteylig ding,
wo er anders eyn warer menschlicher leib ist. |

Seb.: Ey, du bildest dir die sach grob für, als ob er allenthalb und in
5 allen dingen wie stro im sack were und wieg brot im korb 158. D. Luther
schreibt am letsten blat des quaterns k 159: »Der glaub vernimpt das
>in< gleich so vil in disen sachen gilt als uber, ausser, under, durch und
wider herdurch und allenthalben.«

Arbo.: Ja, so dichten irs. Gott ist wol der massen in allen dingen,
10 aber keyn creatur, auch die nit, die uber alle creaturen erhöhet persön-
lich eyns ist mit der Gottheyt, nemlich die menscheyt Christi. Dann
sunst were er nit unser eyner, wer nit warer mensch, het keyn waren
menschlichen leib.

Sebo.: Woher folget das?

15 Arb.: Die schrifft sagt: das wort ist fleysch, das ist war mensch worden
[Jo 1,14]. Nun beschribt h die schrifft uns die menschen, das sie leiblich 1
und zumal nurj an eynem ort seient. Anders werdet ir weder von Christo
noch eynigem andern menschen auß der schrifft nymmer mer auff-
bringen.

20 Seb.: Christus ist von dem heyligen geyst empfangen 160 und hat
sunst auch vil gethon, das uber die natur ist.

Arb.: Aber nichts, das nicht bey der natur stande eyns waren menschen.
Es bricht freilich der warheyt menschlicher natur nit ab, das die krafft
Gots den leib Christi in dem leib Marie on mittel menlichs somens
25 geformieret hat, so er doch den Adam on mittel, beyde menlichs und
weiblichs leib, eyn waren menschen geschaffen hat. Also das in das
wasser trog, ließ in auch eyn waren menschen sein als wol als Petrum,
den auß Gottlicher krafft | das wasser auch trug 161. Eben also ists ge-
wesen das viertzigtägig fasten 162 und alle wunder, auch das er etwan
30 unsichtbar ward 163 und dergleichen. Also ist aber nit leiblich k und
wesenlich mehr, dann an eynem ort sein. Ja, die schrifft meldets doch
auch von keynem Engel nit.

Seb.: Wieso ? Sehen doch die Engel der kinder das angesicht des
vatters 164

35 Arb.: Recht. Sind sie aber darumb zumal mehr dann an eynem ort,
ob sie gleich begreifflich an keynem sind ? Warumb sagt dann der Herr,

f) nur B. - g) nit B. - h) beschreibt B. - i) leiplich B. — j) nur A. - k) leip-
lich B.

158. Vgl. WA 26, 341, 15. 159. Vgl. WA 26, 341, 17-19.

160. Vgl. Lc 1, 35. 161. Vgl. Mt 14,25ff.

162. Vgl. Mt 4, 2. 163. Vgl. Lc 24, 31.

164. Vgl. Mt 18,10.

D 6 b

D 7 a
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften