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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
und urteyl haben. Sol ewer fgemeyn glauben, wie euwere Prediger
wöllen, on eygen erkantnüß Göttliches willens, so ists eben wie vor,
da g man glauben müste wie die Christlich kirch, das ist, wie es den h
Pfaffen nützlich ware. Dann ich acht, so euwere Prediger menschen |
E 2 a sindt, so mögen sie auch irren.
Seboldt: Wolan, soh nunjdie oberkeyt falsche Propheten, die von
Gott abwenden, abthun, warumb solten sie dann ihre lere dulden?
Arbogast: Merck das wol, das die schrifft sagt, der von Gott abwendt
und leret, frembden Göttern nochhengen 189. Da lug, das die Lutheri-
schen nit schuldig daran seien, die uns auffs brot weisen, so doch unser
Gott und Christus im hymel k ist und wil l in keynen sichtbarlichen
dingen geeret sein. Die unsern zwar leren, durch Christum unsern
Herrn den eynigen Gott und Vatter im geyst und der warheyt anbetten,
weisen alleyn auff seine wort und lere und das noch dem gewissesten
verstand, den alles gesatz und Propheten bezeugen, suchen Christum
im hymel, da er, wie Paulus sagt 190, sitzet zur gerechten des Vatters.
So wöllen die Lutherischen als, man soll ihn auch im brot leiblichm
suchen, des sie doch keyn schrifft haben. Das, wie vorgesagt 191, obs
schon der Herr das brot sein leib genant hat, folget doch nit, das es
darumb sein leib leiblichn sey, als wenig als auß dem, das Paulus das
brotbrechen gemeynschafft seins leibs nennet 192, dann wir durch den
glauben ware gemeynschafft des leibs Christi haben, und muß nit erst
auch leiblich o im brot sein. Also würt denn schuldig am leib Christi,
der das brot des Herrn unwürdig isset 193, und darff auch nit darumb
E 2 b der leib des Herren leiblichp im brot sein. Darumb | geben sie für, das
sie mit keyner schrifft erhalten mögen, Ja, wider helle schrifft ist, die
uns Christum als eynen waren menschen leiblich q allwegen nur an eynem
ort und noch seiner auffart alleyn im hymmel zeygt, da er, unser oberster
opfferer, uns vor dem vatter vertritt, wie die Epistel zun Hebreern
[2,17] leret. Bey den seinen ist er durch den heyligen geyst und sein
Göttlich krafft biß zu end der welt 194.
Sebo.: Nun r würt man dennoch der oberkeyt zugeben müssen, das
sie etlich Bücher nit laß von der gemeyn gelesen werden, als wol als
etlich falsche s predigen nit hören.
f) eüwere B. — g) do B. — h) deu A. — i) soll B. — j) nun B. - k) hymmel B. -
l) will B. — m) leiplich B. - n) leiplich B. — o) leiplich B. - p) leiplich B. — q) leip-
lich B. - r) Nu B. - s) falche A.
189. Vgl. 5 Mos 13,2ff.
190. Vgl. Ro 8,34.
191. S. oben, Kapitel 7.
192. I Cor 10,16.
193. Vgl. I Cor 11,27.
194. Vgl. Mt 28,20.
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und urteyl haben. Sol ewer fgemeyn glauben, wie euwere Prediger
wöllen, on eygen erkantnüß Göttliches willens, so ists eben wie vor,
da g man glauben müste wie die Christlich kirch, das ist, wie es den h
Pfaffen nützlich ware. Dann ich acht, so euwere Prediger menschen |
E 2 a sindt, so mögen sie auch irren.
Seboldt: Wolan, soh nunjdie oberkeyt falsche Propheten, die von
Gott abwenden, abthun, warumb solten sie dann ihre lere dulden?
Arbogast: Merck das wol, das die schrifft sagt, der von Gott abwendt
und leret, frembden Göttern nochhengen 189. Da lug, das die Lutheri-
schen nit schuldig daran seien, die uns auffs brot weisen, so doch unser
Gott und Christus im hymel k ist und wil l in keynen sichtbarlichen
dingen geeret sein. Die unsern zwar leren, durch Christum unsern
Herrn den eynigen Gott und Vatter im geyst und der warheyt anbetten,
weisen alleyn auff seine wort und lere und das noch dem gewissesten
verstand, den alles gesatz und Propheten bezeugen, suchen Christum
im hymel, da er, wie Paulus sagt 190, sitzet zur gerechten des Vatters.
So wöllen die Lutherischen als, man soll ihn auch im brot leiblichm
suchen, des sie doch keyn schrifft haben. Das, wie vorgesagt 191, obs
schon der Herr das brot sein leib genant hat, folget doch nit, das es
darumb sein leib leiblichn sey, als wenig als auß dem, das Paulus das
brotbrechen gemeynschafft seins leibs nennet 192, dann wir durch den
glauben ware gemeynschafft des leibs Christi haben, und muß nit erst
auch leiblich o im brot sein. Also würt denn schuldig am leib Christi,
der das brot des Herrn unwürdig isset 193, und darff auch nit darumb
E 2 b der leib des Herren leiblichp im brot sein. Darumb | geben sie für, das
sie mit keyner schrifft erhalten mögen, Ja, wider helle schrifft ist, die
uns Christum als eynen waren menschen leiblich q allwegen nur an eynem
ort und noch seiner auffart alleyn im hymmel zeygt, da er, unser oberster
opfferer, uns vor dem vatter vertritt, wie die Epistel zun Hebreern
[2,17] leret. Bey den seinen ist er durch den heyligen geyst und sein
Göttlich krafft biß zu end der welt 194.
Sebo.: Nun r würt man dennoch der oberkeyt zugeben müssen, das
sie etlich Bücher nit laß von der gemeyn gelesen werden, als wol als
etlich falsche s predigen nit hören.
f) eüwere B. — g) do B. — h) deu A. — i) soll B. — j) nun B. - k) hymmel B. -
l) will B. — m) leiplich B. - n) leiplich B. — o) leiplich B. - p) leiplich B. — q) leip-
lich B. - r) Nu B. - s) falche A.
189. Vgl. 5 Mos 13,2ff.
190. Vgl. Ro 8,34.
191. S. oben, Kapitel 7.
192. I Cor 10,16.
193. Vgl. I Cor 11,27.
194. Vgl. Mt 28,20.
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