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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0354
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VERGLEICHUNG D. LUTHERS

349

Arb.: Wer redt dar wider ? Das sie offentlich erkennet von Gott ab-
wenden, das thue sie hynweg. Wo man aber auff Gott weiset, und ist
alleyn eyn mißhell etlicher ort der schrifft, unverletzet beyde, der
haubtstück Christlicher lere und guter regierung gemeyner Policei, so
5 sol ye das urteyl noch der leer Pauli bey den sitzenden allen sein 195.

Seb.: Du sichst aber wol, wie D. Luther von den ewernt schreibt 196,
nemlich vom Zwingel, das er reynab 197 Christum verlorn hab, und alle
seine leer sey des hellischen Satans gifft. Solle es dann eyn wunder sein,
das man seine und seiner anhenger bucher u verbeütet?

10 Arb.: Keyn wunder ists bey denen, die den andern teyl nit hören
Und dem Luther alleyn glauben. Eyn wunder ists aber, das ihenen (ich
schweig, bey euch) Christen sein sollen, die nichts dann Lutherisch
lesen und hören wöllen, nochdem wir doch so gröblich an den Papisten
gewitziget sind, auff die menschen nit so | hoch zu sehen. Und wenn E 3 a
15 nichts anders were dann das grewlich und doch erdichte und unwar-
hafftige schelten des Luthers 198 uber so theure fromme gelerte Gotts-
forchtige männer, als eben Zwingly und Oecolampady sind, solten
Christenleut auch die verklagten sich verantworten lassen, das man doch
eym mörder günnet.

20 Seb.: Lieber, kennestu den Zwingly auch? Vom Oecolampady hör
ich zu Augspurg, das er eyn uberauß fromm und gelert man sey.

Arb.: Also ist er auch. Es solls ihm auch niemand zorn lassen thun,
weder Luther noch andere. Wir haben keyn andern, der also alle drey
sprachen Latein, Greichisch v und Hebreysch konde w und neben so
25 hohen grossen gaben rechter, warer kunst so gar demütigx und freündt-
lich gegen yederman sey. So darff ich dir vom Zwingly sagen, das ich
ihn erfunden habe y so gelert, so verstendig, so trew, freündtlich und
demutig z und dagegen so ernstlich dapffer und bestendig, das Gott
warlich groß in ihm zu loben ist. Es sindt auch freilich nit vil, die zum
30 halben teyl umb Gotts worts willen wie er angefochten worden sindt,
und das beyde durch grosse verheyssung und auch trewung 199und
gegen wertige ferligkeyt 200.

Seb.: Ja, darumb das du ihr party bist, so gefallen sie dir sunst also
wol.

t) eüwren B. - u) Bücher B. - v) Greichsch A. - w) könde B. — x) demütig B. -
y) hab B. - z) demütig B.

195. Das heißt bei der ganzen Gemeinde, vgl. I Cor 14,29f.

196. Vgl. WA 26, 317, 21-22.

197. Reinweg, ganz und gar.

198. Vgl. Köhler I, S. 620-622.

199. Drohung.

200. Gefahr.
 
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