Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0362
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
VERGLEICHUNG D. LUTHERS

357

hindern in eyn ferr land hynzöge und wolt etlich jar auß sein, letzet 226
sich mit inen und schenckt inen etwan eyn sylbern geschirr, brächt
inen drauß zu trincken und sagte: Sehet, den kopff 227 schenck ich euch,
das ist mein liebstes kleynodt. Drincket alle drauß und thut solchs, so
5 offt ir zusamenkommen, mir zu gedächtniß. Wer würde da verstehen,
das die kinder solten die wort des vatters nachsprechen? Freilich nie-
mandt verstünde, mehr von kinderen erfordert sein, dann das sie auß
dem geschenckten kopff zu gedächtniß des vatters, wenn sie zusammen-
kömen n, drüncken. Also mag auß disen worten nicht weiters geschlossen
10 werden, dann das die Christen des Herren brodt und kelch in gemeyn
essen und trincken sollen und sein dabey gedencken, seinen todt ver-
kündigen und preisen, weiter erfordert Paulus nicht. So lißt man von
brodtbrechen in Actis [2,42; 46; 20,7; 11], nienen aber vom widerholen
der wort Christi.

15 Seboldt: Warumb widerholet sie dann Paulus, da er vom Nachtmal
leret 228 ?

Arbo.: Das er den | Corinthern anzeyge, wie Christus sein abentmal F 1 a
gehalten und wie ers in dargeben habe, und sie darauß den straffe, das
die dem ungemeß handleten. Nienen findestu aber, das er hab heyssen
20 dise wort des Herrn widersprechen.

Seboldt: Aber i. Corinth. x. [16] stehet: der kelch den wir benedeien etc.

Arbo.: Ey, Seboldt, du verstehßt o dasselb besser, nämlich das es so
vil ist, als bei dem wir Gott dancken und in preisen. Das ist unser
benedeien. In der schrifft, da der Psalm sagt [34,3]: Mein seel benedeit den
25 Herrn, was ist da benedeien ?

Seb.: Loben und dancken.

Arb.: Wolan, so laß es hie auch so vil sein. Sonst müst das benedeien
auch bey dem brodt stehen. So sagt aber Paulus schlecht: das brodt, das
wir brechen [I Cor 10,16].

30 Seb.: Halten ewere Prediger ir Nachtmal on dise wort des Herrn?

Arb.: Neyn.

Seb.: So syhe! Gelt, sie dörffen sie nicht außlassen, wie D. Luther
von inen schreibt 229.

Arbog.: Sie erzelen sie, das man darauß erlerne, wozu? der Herr
35 sein Nachtmal eingsetzet q hat, sprechen sie aber nicht über brodt und
wein sonder zu den oren der gläubigen.

Seb.: Sie möchten solchs auch wol mit andern worten thun?

n) zusamenkommen B. - o) verstehest B. - p) wazu B. - q) eingesetzt B.

226. Zum Abschied essen und trinken.

227. Becher.

228. Vgl. I Cor 11,23ff.

229. Vgl. WA 26, 506, 27-29.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften