VERGLEICHUNG D. LUTHERS
363
lampadius gebrauchtq der außlegung Tertulliani 257, des alten lerers und
marterers, der disen worten: das ist mein leib, den synn gibt, Das sie so
vil gelten als, das ist eyn figur meins leibs, das ist eyn zeychen und vor-
bildung.
5 Seb.: Disen verstandt Tertulliani gesteht r auch Luther nit 25 8.
Arb.: Wolan, das urteyl stande bey allen, die im Latein gelert sind.
Beatus Rhenanus 259, der Tertullianum zum andern mal castigirt hat
und bede des lateins und der art Tertullianischer red ettwas baß dann
Luther bericht ist, hat sie zwar verstanden wie wir, darumb er in seiner
10 admonition dencket, das solche meynung als irrig in ettlichen Concilion
durch die Bäpst verdammet sey. Luther behilfft sich der Logica gar offt,
das gibt ihn nun s bey denen, die das für recht halten, was er sagt. Wer
aber der warheyt selb wil gewiß sein und allen dingen selb nachfragen,
der findet das Liber Fallaciarum 260 auch in Luthers Logica gestanden
15 ist. Und freilich eben in diser sach yetz sagt er 261, in düteley und zeygely
sie eben eyns, wie es auch ist. Yetz sagt er, es 262, sey zweyerley, also das
es die uneynigkeyt des geysts anzeyge t | und beweise teufels gnug; thut F 5 b
von seinem hinzu, das ein teyl des andern ußlegung verwerffe, so doch
yeder des andern annimpt, brucht und gut erkennet.
20 20 Von der Schlesier meynung 263.
Seb.: Laß sein, das Oecolampadys und Zwinglins ußlegung sich ver-
gleicheu, dann zeychen und figur bedeutet; was dann bedeutet, ist zeychen
und figur. Wie wölt ir aber mit den Schlesiern stimmen ?
Arb.: Fast wol. Sie sehen an, das Christus sich hat Joh. vi. [51; 55]
25 eyn wares brot und speiß geheissen. Demnach, da der Herr sagt: Das
ist mein leib, verstehn sie, das der Herr hab wöllen anzeigen, das sein
leib eyn brot, das ist eyn ware speiß, sein blut eyn warer tranck sey.
Sagen, wie auch war ist, das das brot und wein vorbildung sind v des
leibs und bluts Christi, dabei die Christen erinnert werden sollen, das
30 Christus fleysch und blut ihrer w seelen speiß, fürung und erlösung seyen
zum ewigen leben, auff das sie des dem Herrn dancken und in seiner
q) gebrancht A. - r) versteht B. — s) nun B. -t) anzeyege B. - u) verglieche B. -
v) sein B. - w) jhrer B.
257. Vgl. MSL 2, 491.
258. Vgl. WA 26, 386f.
259. Zur Tertullian-Ausgabe des Beatus Rhenanus vgl. Indix Bibliographicus
Nr. 52 bei Horawitz-Hartfelder, S. 609, und die Dedikationsepistel zur ersten Auflage,
Horawitz-Hartfelder, S. 282ff.
260. Anspielung B.s auf WA 26, 377, 24.
261. Vgl. WA 26, 489, 36—37.
262. Vgl. WA 26, 262, 29-30 u.ö.
263. Siehe Einleitung, S. 300f.
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lampadius gebrauchtq der außlegung Tertulliani 257, des alten lerers und
marterers, der disen worten: das ist mein leib, den synn gibt, Das sie so
vil gelten als, das ist eyn figur meins leibs, das ist eyn zeychen und vor-
bildung.
5 Seb.: Disen verstandt Tertulliani gesteht r auch Luther nit 25 8.
Arb.: Wolan, das urteyl stande bey allen, die im Latein gelert sind.
Beatus Rhenanus 259, der Tertullianum zum andern mal castigirt hat
und bede des lateins und der art Tertullianischer red ettwas baß dann
Luther bericht ist, hat sie zwar verstanden wie wir, darumb er in seiner
10 admonition dencket, das solche meynung als irrig in ettlichen Concilion
durch die Bäpst verdammet sey. Luther behilfft sich der Logica gar offt,
das gibt ihn nun s bey denen, die das für recht halten, was er sagt. Wer
aber der warheyt selb wil gewiß sein und allen dingen selb nachfragen,
der findet das Liber Fallaciarum 260 auch in Luthers Logica gestanden
15 ist. Und freilich eben in diser sach yetz sagt er 261, in düteley und zeygely
sie eben eyns, wie es auch ist. Yetz sagt er, es 262, sey zweyerley, also das
es die uneynigkeyt des geysts anzeyge t | und beweise teufels gnug; thut F 5 b
von seinem hinzu, das ein teyl des andern ußlegung verwerffe, so doch
yeder des andern annimpt, brucht und gut erkennet.
20 20 Von der Schlesier meynung 263.
Seb.: Laß sein, das Oecolampadys und Zwinglins ußlegung sich ver-
gleicheu, dann zeychen und figur bedeutet; was dann bedeutet, ist zeychen
und figur. Wie wölt ir aber mit den Schlesiern stimmen ?
Arb.: Fast wol. Sie sehen an, das Christus sich hat Joh. vi. [51; 55]
25 eyn wares brot und speiß geheissen. Demnach, da der Herr sagt: Das
ist mein leib, verstehn sie, das der Herr hab wöllen anzeigen, das sein
leib eyn brot, das ist eyn ware speiß, sein blut eyn warer tranck sey.
Sagen, wie auch war ist, das das brot und wein vorbildung sind v des
leibs und bluts Christi, dabei die Christen erinnert werden sollen, das
30 Christus fleysch und blut ihrer w seelen speiß, fürung und erlösung seyen
zum ewigen leben, auff das sie des dem Herrn dancken und in seiner
q) gebrancht A. - r) versteht B. — s) nun B. -t) anzeyege B. - u) verglieche B. -
v) sein B. - w) jhrer B.
257. Vgl. MSL 2, 491.
258. Vgl. WA 26, 386f.
259. Zur Tertullian-Ausgabe des Beatus Rhenanus vgl. Indix Bibliographicus
Nr. 52 bei Horawitz-Hartfelder, S. 609, und die Dedikationsepistel zur ersten Auflage,
Horawitz-Hartfelder, S. 282ff.
260. Anspielung B.s auf WA 26, 377, 24.
261. Vgl. WA 26, 489, 36—37.
262. Vgl. WA 26, 262, 29-30 u.ö.
263. Siehe Einleitung, S. 300f.