MESSGUTACHTEN
455
Wassern sins geists, Ioan 7, [58], das ist das recht wihewasser. Vnd wer Joa.
do trinckt, den türst nit mehr, Ioan. 4, [14]. Zu disem haben wir die leuth Joan
gewysen. Darnoch ist die recht ampel in disem Leben das wort gots,
daher solt vnser glaub anzünt werden, das er vor den menschen leuch-
5 tet 151 durch gutte werck, dardurch der himelisch vatter gebrüssen 152
wurdt. Darnoch ze trachten soltten sy mit vns das volck gelernet haben,
Wo sie christen weren, vnd nit heissen jm hellen tag liechter prennen,
noch mit Wihewasser wollen sind 153 ablegen. Dis thut Christus allein.
So sol der koßt 154, den sy bitzhar in Öl vnd wachs verprent haben, vff
10 die Armen gewendt werden; deßhalb wer gut, das zu tag gar kein
Ampel Brantte noch kertz vnd alle wihewasserstein mit dem Wihe-
wasser dahin weren; hetten sy nit lengest die woren wihewasserstein
vnd Ampeln der thuren gotlichen wort hingeworffen, So wurden sie
yetzt solich Narrenwerck von E.g. nit clagen.
15 Zum Funfftzehenden clagen sie, man hab taffeln vnd Bilder hin gethon
vnd gebrochen 155, das doch sy, wo sy wißten, was ir Ampt wer, selbs
langest züthun verschafft 156 hetten: wir sollen ye nur ein got anbetten
vnd eeren 157. So leits am tag vnd mag nit geleugnet werden, das vil
getzen bilder sindt, die angebettet vnd geeret werden. Warumb hat man
20 sunst vor eim Crucifix kertzen prent, es geschmückt, walfart dargethon,
vnd zu anderm nit? Warumb hat ein Morgenbild 158 mer geldts, dan das
ander? - dartzu hat man gemeint, es sig ein grosser gotsdienst, solich
bilder vnd getzen mutzen 159 vnd zieren. Daneben hat man hilffloß ge-
lossen die lebendigen Bilder gottes, vnser nechsten, denen wir allein
25 guts thun soltten 160. Vnd was wir jne thundt oder nit thunt, ist Christo
selbs gethon oder nit gethon. Darumb sind die ärgerlich gewesen dem
glaubenn, der lieb hinderlich. Das haben wir mit anzeug souil vß heiliger
geschrifft jm Altten vnd Newen testament widder den getzen dienst
ernstlich gepredigt 161 Vnd also, got lob, erlangt, das durch ein Ersamen
30 Rat hingethon sindt worden 162 etlich doch, die man also fur abgot ge-
haltten, by den man mer guts vnd gnad geachtet het dan anderßwo.
151. Vgl. Mt 5,16.
152. Gepriesen.
153. Sünde.
154. Aufwand, Kosten.
155. Abgebrochen, entfernt.
156. Anordnen.
157. Vgl. Ex 20,3ff.
158. Altarbild. 159. Schmücken.
160. Vgl. hierzu Gen 1,27 und Mt 25,40.
161. Vgl. 2 Mos 20,3-5; 5 Mos 27,15; Ps 97,7; I Kor 10,14.
162. Ende Oktober 1524 beschloß der Rat, die Bilder, denen Verehrung zuteil
wurde, aus den Kirchen der Stadt entfernen zu lassen, vgl. A. Baum, S. 94.
455
Wassern sins geists, Ioan 7, [58], das ist das recht wihewasser. Vnd wer Joa.
do trinckt, den türst nit mehr, Ioan. 4, [14]. Zu disem haben wir die leuth Joan
gewysen. Darnoch ist die recht ampel in disem Leben das wort gots,
daher solt vnser glaub anzünt werden, das er vor den menschen leuch-
5 tet 151 durch gutte werck, dardurch der himelisch vatter gebrüssen 152
wurdt. Darnoch ze trachten soltten sy mit vns das volck gelernet haben,
Wo sie christen weren, vnd nit heissen jm hellen tag liechter prennen,
noch mit Wihewasser wollen sind 153 ablegen. Dis thut Christus allein.
So sol der koßt 154, den sy bitzhar in Öl vnd wachs verprent haben, vff
10 die Armen gewendt werden; deßhalb wer gut, das zu tag gar kein
Ampel Brantte noch kertz vnd alle wihewasserstein mit dem Wihe-
wasser dahin weren; hetten sy nit lengest die woren wihewasserstein
vnd Ampeln der thuren gotlichen wort hingeworffen, So wurden sie
yetzt solich Narrenwerck von E.g. nit clagen.
15 Zum Funfftzehenden clagen sie, man hab taffeln vnd Bilder hin gethon
vnd gebrochen 155, das doch sy, wo sy wißten, was ir Ampt wer, selbs
langest züthun verschafft 156 hetten: wir sollen ye nur ein got anbetten
vnd eeren 157. So leits am tag vnd mag nit geleugnet werden, das vil
getzen bilder sindt, die angebettet vnd geeret werden. Warumb hat man
20 sunst vor eim Crucifix kertzen prent, es geschmückt, walfart dargethon,
vnd zu anderm nit? Warumb hat ein Morgenbild 158 mer geldts, dan das
ander? - dartzu hat man gemeint, es sig ein grosser gotsdienst, solich
bilder vnd getzen mutzen 159 vnd zieren. Daneben hat man hilffloß ge-
lossen die lebendigen Bilder gottes, vnser nechsten, denen wir allein
25 guts thun soltten 160. Vnd was wir jne thundt oder nit thunt, ist Christo
selbs gethon oder nit gethon. Darumb sind die ärgerlich gewesen dem
glaubenn, der lieb hinderlich. Das haben wir mit anzeug souil vß heiliger
geschrifft jm Altten vnd Newen testament widder den getzen dienst
ernstlich gepredigt 161 Vnd also, got lob, erlangt, das durch ein Ersamen
30 Rat hingethon sindt worden 162 etlich doch, die man also fur abgot ge-
haltten, by den man mer guts vnd gnad geachtet het dan anderßwo.
151. Vgl. Mt 5,16.
152. Gepriesen.
153. Sünde.
154. Aufwand, Kosten.
155. Abgebrochen, entfernt.
156. Anordnen.
157. Vgl. Ex 20,3ff.
158. Altarbild. 159. Schmücken.
160. Vgl. hierzu Gen 1,27 und Mt 25,40.
161. Vgl. 2 Mos 20,3-5; 5 Mos 27,15; Ps 97,7; I Kor 10,14.
162. Ende Oktober 1524 beschloß der Rat, die Bilder, denen Verehrung zuteil
wurde, aus den Kirchen der Stadt entfernen zu lassen, vgl. A. Baum, S. 94.